CompuGROUP, einer der weltweiten Marktführer auf diesem Gebiet, hatte zum Workshop "Medizinische Informations-Technologien - Hilfe, Hoffnung, Haftungsschutz" geladen, der im Rahmen des Berliner Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit zahlreiche Besucher anzog.
Uwe Eibich, Deutschlandchef der CompuGROUP verwies unter anderem am Beispiel gefährlicher Arzneimittelwechselwirkungen auf die Möglichkeiten intelligenter Software. "Etwa alle 13 Sekunden wird in Deutschland ein Medikament eingenommen, das aufgrund der individuellen Patientensituation potentiell gefährliche unerwünschte Wirkungen aufweist. Dieses können wir mit unserer i:fox Software aufspüren und verhindern, bevor Schlimmeres passiert." Weiter sagte der Informatiker "Wir gehen davon aus, dass wir mit Hilfe von Medizinischen Informations-Technologien helfen können, die Versorgung zu verbessern. Wir halten Kosteneinsparungen von bis zu 15% für möglich. Schon heute erreichen wir jeden zweiten Arzt in Deutschland mit unseren Softwarelösungen. Warum werden Medizinische Informations-Technologien dann nicht in der Fläche mit politischem Rückenwind eingesetzt?"
Die Frage, inwiefern Ärzte vorhandene IT-Lösungen für die Unterstützung in der Therapie nutzen müssen, versuchte Prof. Dr. Jochen Taupitz, u.a. Mitglied im Deutschen Ethikrat und stellvertretender Vorsitzender der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer, zu beantworten. "Je eher eine bestimmte Software Diagnose- und Therapiefehler verhindern kann, um so eher entspricht es medizinischem Standard, sie auch einzusetzen." so der Jurist. Er sieht die Grundlage für Empfehlungen bei den Ärzten selbst. "Letztlich legt die Medizin fest, was Standard ist. Zuverlässigkeit, Praktikabilität, Überlegenheit gegenüber anderen Informationsquellen, Kosten und Verfügbarkeit sind wichtige Faktoren für die Beantwortung der Frage, ob der Arzt gehalten ist, sich bei seiner Tätigkeit durch bestimmte Software unterstützen zu lassen." Taupitz betonte auch die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Arzthaftung. "Die Nutzung bestimmter Software führt um so eher zum Haftungsschutz für den Arzt, je stärker es dem aktuellen medizinischwissenschaftlichen Erkenntnisstand, der praktischen Erfahrung und der professionellen Akzeptanz entspricht, sie einzusetzen."
Die anschließende Diskussion mit den anwesenden Ärzten, Politikern und Gesundheitsspezialisten zeigte: An den Möglichkeiten und Perspektiven der Medizinischen Informations-Technologien, die kurz als 'MIT' bezeichnet werden, zweifelt niemand mehr. Jedoch brauche es eine ganz neue Kultur, deren Stellenwert als "dritten Weg im System", wie Johannes Singhammer es nannte, anzuerkennen und umzusetzen. Damit liegt der Gesundheitspolitiker nah bei CompuGROUP-Deutschlandchef Eibich: "Wir sehen in MIT die 'Dritte Industriesäule' im Gesundheitswesen. Neben Arzneimitteltherapie und Medizintechnik."