Der Nachfolger vom viel kritisierten Windows Vista war eines der vielen Themen über die am 29.10.2009 rund 50 Datenschutzexperten in Darmstadt diskutierten.
Windows 7 bekam nach der Veröffentlichung mehr Lob wie selten ein Microsoft Betriebssystem zuvor. Ob Microsoft auch beim Thema Datenschutz nachgebessert hat, ist noch unklar. Der IT-Rechtsexperte Christian Franz wies vor allem auf die Integration von Webdiensten (Stichwort Cloud-Computing) hin, die für Unternehmenskunden einen Anlass zum Misstrauen geben sollten. Unter Umständen transferieren Webdienste sensible Informationen in ein datenschutzrechtlich unsicheres Drittland wie die USA. Bei Privatanwendern bestehe sogar die Gefahr, dass Daten weltweit ausgetauscht und zu Benutzerprofilen zusammengefasst würden. Dies verstoße ziemlich sicher gegen deutsche Datenschutzgesetze. Jedoch gelte ein strengeres Eingreifen als wirtschaftsfeindlich, aus welchem Grund die zuständigen Behörden zurückhaltend agieren.
studiVZ-Benutzerdaten für Massenangriffe gefährdet Prof. Hendrik Speck von der FH Kaiserslautern stellte fest, dass Anleitungen und Programme für die Umgehung der studiVZ Sicherheitsmaßnahmen frei im Netz verfügbar sind. Auch andere beliebte soziale Netze seien generell für Hackerangriffe anfällig. Exemplarisch demonstrierte er an der populären Kommunikationsplattform studiVZ wie ohne großen technischen Aufwand die sog. CAPTCHA Tests mit sehr hoher Trefferquote (97% im ersten Versuch) automatisch gelöst werden können. CAPTCHA Tests dienen zur Verhinderung einer rein computergesteuerten Registrierung, um ein vollautomatisches Ausspähen von Daten in sozialen Netzen zu erschweren. Schwächen in CAPTCHA Tests vereinfachen massenhafte Angriffe auf Benutzerprofile und sind sehr wahrscheinlich. Benutzerprofile enthalten bis zu 100 personenbezogene Daten und sind für die Werbeindustrie von besonderer Bedeutung. Der Referent verglich die Datensammlung in sozialen Netzwerken mit den Akten der Stasi und dem Fragebogen der Volkszählung in Deutschland von 1987 und kam zu dem Schluss, dass die Neugierde der Anbieter sozialer Netze heute diese Grenze deutlich überschreiten. Der Weiterverkauf solcher Daten sei lohnende Praxis.
Massive Freiheitsverluste befürchtet
Weitere Vorträge hatten notwendige rechtliche und technische Maßnahmen zur weiteren zukünftigen Gewährleistung von Datenschutz und Datensicherheit zum Thema. Walter Ernestus, Referent des Bundesdatenschutzbeauftragten, resümierte: "Die IT-Technik kommt uns Menschen in Form von Handy und Funk-Chips immer näher. Ohne die richtigen Schutzmaßnahmen führt das zu massiven Freiheitsverlusten und hindert uns an der freien Entfaltung."