Das Experiment ist ebenso unspektakulär wie erfolgreich. Es könnte dazu führen, dass über die Dominanz der Fingerabdruckverfahren noch einmal nachgedacht wird. Die byometric systems AG, die für die ABG in Frankfurt die Hard- und Software liefert, weist beeindruckende Systemmerkmale auf. So werden von der Iris 260 Merkmale erfasst und verarbeitet. Gleichwohl sind die Datensätze klein und eignen sich deshalb ganz besonders gut zum Abgleich in extrem umfangreichen Datenbanken. Und weil die Iris ein perfekter Ausweis ist – erst bei 1078 Menschen gäbe es biometrische Zwillinge, während die Zahl der Weltbevölkerung gegenwärtig 1010 beträgt – bräuchten Reisende in Zukunft keinen Pass mehr. Das hat man auch bei der Privatbank Pictet & Cie in Genf erkannt und ein Zutrittssystem für 1500 Mitarbeiter auf verschiedene Biometrien gegründet, ganz ohne Cards und Codes. Die besonders sensiblen Bereiche werden mit den Systemen der byometric systems AG abgesichert.
Auch die USA verlassen sich nicht mehr allein auf Fingerabdrücke bei Grenzkontrollen und setzen an einzelnen Übergängen die Iriserkennung ein. Ebenso kommt die Iriserkennung bei der Repatriierung afghanischer Bürger, bei der Einreisekontrolle in die Vereinigten Arabischen Emirate und bei der Absicherung von Schutzzonen im Irak durch die US-Army zum Einsatz. Im gesamten Biometriemarkt hat die Iris zwar noch einen geringen Marktanteil. Führend ist die älteste biometrische Methode, die Nutzung des Fingerabdrucks. Aber zunehmend erkennen auch Unternehmen wie Fluggesellschaften das enorme Potential, das die Iris birgt. Unübertroffene Zuverlässigkeit kann Tickets und Bordkarten auf Dauer überflüssig machen. Noch ist es eine Utopie, in wenigen Jahren kann es schon geübte Praxis sein: die Reise anzutreten ohne mitzuführende Reisedokumente. Der Blick in die Kameras reicht, um einzuchecken und Grenzen zu passieren. Wenn das einmal realisiert worden ist, wird man darauf nicht mehr verzichten wollen. Die ABG am Flughafen Frankfurt ist ein Anfang. Aber diese erfolgreiche Erprobung öffnet das Tor in eine Zukunft, in der die Erfordernisse sicherer Identifikation mit dem Wunsch nach möglichst geringer Kontrollbelästigung in Einklang gebracht werden.