Eine Erhebung des BITKOM bei den Landeskriminalämtern hat ergeben, dass die Zahl der Phishing-Opfer im ersten Halbjahr 2006 um bis zu 50 Prozent gestiegen ist. Die höchste Steigerung meldet Berlin. Im Schnitt holen Betrüger rund 4.000 Euro von den Konten ihrer Opfer. Zwar erfassen nicht alle Bundesländer die Fälle konsequent, doch Zahlen der international aktiven Anti-Phishing-Arbeitsgruppe APWG zeigen die gleiche Tendenz. In ihrer jüngsten Statistik vom Mai registrierte sie mehr als 20.000 Daten-Attacken per E-Mail, ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Rund 12.000 "Phishing"-Seiten, die meist nur wenige Tage online sind, tauchten zuletzt pro Monat im Netz auf - das sind fast vier Mal so viele wie im Mai 2005.
"Die Zahlen zeigen, dass eine konsequente Strafverfolgung dringend nötig ist", so Rohleder. Der BITKOM kritisiert, dass ein aktueller Gesetzentwurf zur Computer-Kriminalität den Datenklau nicht klar zur Straftat erklärt. Bisherige Strafanträge verlaufen meist im Sande, weil es noch kein adäquates Gesetz gegen den Versand von Phishing-Mails gibt. "Hier muss die Bundesregierung unbedingt nachbessern", fordert Rohleder.
Eine amtliche Statistik, wie hoch der jährliche volkswirtschaftliche Schaden durch Phishing ist, gibt es in Deutschland derzeit nicht. "Wir schätzen ihn auf eine zweistellige Millionen-Summe", sagt der BITKOM-Hauptgeschäftsführer. In den USA haben Verbraucherschützer jüngst sogar Milliarden-Beträge errechnet. Nicht nur betrogene Bankkunden, die auf die Kulanz ihres Kreditinstituts hoffen müssten, litten darunter. Rohleder: "Phishing schadet auch der Internet-Wirtschaft massiv, weil es das Vertrauen in Online-Banking und andere Web-Dienste untergräbt."