"Bislang gab es fast tausend verschiedene Einzelsysteme, die zum Teil älter waren als die Soldaten, die sie bedienten", so Scheer weiter. Medienbrüche und Verzögerungen waren an der Tagesordnung. Fällt künftig ein Fahrzeug im Ausland aus, erfährt der Nachschub in Deutschland unmittelbar, welche Ersatzteile benötigt werden. Gleichzeitig weiß der Kommandeur vor Ort jederzeit, wann ihm wie viele einsatzbereite Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Die Versorgungsprozesse werden durch SASPF erheblich beschleunigt.
Die Bundeswehr setzt mit SASPF erstmals industrielle Standardsoftware für ihre Logistik, Personal- und Rechnungswesen sowie das Controlling ein. Bislang ist SASPF nur in der Verwaltung und an Heimatstandorten eingeführt worden. Das neue System basiert auf der Software SAP R/3, die auf die Anforderungen der Bundeswehr zugeschnitten wurde. Umgekehrt sorgt die Einführung von SASPF auch dafür, dass die Bundeswehr ihre Prozesse modernisieren wird. Das Ziel der Bundeswehrplaner ist die vernetzte Operationsführung, bei der alle benötigten Informationen jederzeit verfügbar sind. Dafür ist flexible ITK unerlässlich. "Ohne handelsübliche und millionenfach erprobte ITK-Lösungen wäre es unmöglich, die Truppe am Einsatzort von Deutschland aus zeitnah zu unterstützen", so Scheer.
Neben SASPF gibt es aber noch weitere Beispiele, wie moderne ITK den Soldaten in naher Zukunft den Auslandseinsatz erleichtert. Ein klassisches Szenario: Irgendwo auf einer afghanischen Landstraße hat ein Bundeswehr-Jeep einen Unfall. Die Achse ist beschädigt, ein Soldat wird verletzt. Moderne Telemaintenance-Verfahren helfen dem Instandsetzungstrupp künftig vor Ort durch direkten Zugriff auf zentrale Datenbanken mit allen technischen Details des Fahrzeugs. Gleichzeitig können die Soldaten Kontakt mit dem Service-Desk des Herstellers in Deutschland aufnehmen, um von dort Hinweise zur Schadensbehebung zu bekommen.
Parallel kommunizieren Sanitätsoffiziere, ausgestattet mit gehärteten Laptops oder Tablet-PCs, mit Fachmedizinern in Deutschland, was dem Verwundeten genau fehlt und wie sie mit ihm verfahren sollen. Obwohl er noch weit weg vom nächsten Krankenhaus ist, verbessern sich dank moderner Telemedizinverfahren die Überlebens- und Heilungschancen des Verletzten erheblich. Dadurch lässt sich die berüchtigte "goldene Stunde", die Zeitspanne, in der einem Verwundeten noch effektiv geholfen werden kann, erfolgreicher nutzen.
Übertragen werden die Daten von zwei Bundeswehr-Satelliten. Das Kommunikationssystem SATCOMBw ermöglicht Breitbandübertragung zwischen Deutschland und den Einsatzorten. Ein erster 2,5 Tonnen schwerer Satellit wurde im vergangenen Oktober ins All geschossen. Ein zweiter soll noch in diesem Jahr folgen. "Die ITgestützte Modernisierung der Bundeswehr ist insgesamt eine Erfolgsgeschichte", erklärt Scheer.