Häufig mangelt es noch daran, dass interessierte Unternehmen und qualifizierte Flüchtlinge nichts voneinander wissen und deshalb nicht zusammenfinden. Jedes dritte Unternehmen (33 Prozent), das auch im Ausland nach Fachkräften sucht, gibt an, dass es bereits Praktikumsplätze an Flüchtlinge vergeben hat, fast genauso viele (30 Prozent) würden das gerne in Zukunft tun. Jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) ist grundsätzlich bereit dazu, Flüchtlingen befristete Verträge anzubieten, 16 Prozent haben bereits einmal ein solches Arbeitsverhältnis abgeschlossen. Und auch unbefristete Jobs sind für jedes neunte Unternehmen (11 Prozent) denkbar, 13 Prozent haben bereits einen solchen Vertrag unterschrieben. „Wenn Flüchtlinge in Deutschland Ausbildung und Arbeit finden, dann ist das eine Win-Win-Situation“, so Rohleder. „Wir brauchen einen digitalen Verwaltungsprozess, der schnell und rechtssicher Flüchtlinge und Unternehmen zu einem Praktikums- oder Arbeitsvertrag bringt. Ausländerbehörden, die Bundesagentur für Arbeit und die Wirtschaft müssen hier an einem Strang ziehen.“
Nach Ansicht des Bitkom bietet die Digitalisierung über den Arbeitsmarkt hinaus großes Potenzial, um die Integration von Flüchtlingen zu verbessern und zu beschleunigen. Die Möglichkeiten reichen dabei von Übersetzungs-Apps für das Smartphone über Online-Kurse, die das bislang zu geringe Angebot an Sprachkursen ergänzen können, bis zum Zuschalten von Dolmetschern bei Behördengängen über das Internet. Darüber hinaus könnten durch die Einführung einer digitalen Akte sowohl Mehrfacherfassungen verhindert als auch ein reibungsloser Datenaustausch, etwa über Qualifikationen, ermöglicht werden. Einen Überblick hat Bitkom aktuell unter dem Titel „Flüchtlingsintegration: Potenziale der Digitalisierung“ veröffentlicht (www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Fluechtlingsintegration-Potenziale-der-Digitalisierung.html).
Doch nicht nur Verwaltung und Politik sind gefordert, auch die Unternehmen können sich bereits heute engagieren. Bitkom hat online eine Reihe von Fallbeispielen zusammengetragen, wie Unternehmen aus der IT- und Digitalbranche ganz konkret bei der Flüchtlingsintegration mitwirken. Daneben gibt es einen Überblick mit Links zu Möglichkeiten, wie interessierte Unternehmen selbst aktiv werden können (www.bitkom.org/Themen/Standort-Deutschland/Fluechtlingsintegration). „Die Digitalisierung kann uns helfen, die große Herausforderung der Integration der geflüchteten Menschen besser und schneller zu meistern. Die Digitalunternehmen selbst können darüber hinaus selbst viel beitragen, um vor Ort in ihrem direkten Umfeld Flüchtlingen konkrete Hilfe zukommen zu lassen“, so Rohleder.
Für Unternehmen, die Flüchtlingen einen Praktikumsplatz oder einen Stelle anbieten wollen, bietet die Bitkom Akademie ein kostenloses Online-Seminar an. Darin wird ein Überblick über die rechtlichen Vorschriften bei der Beschäftigung von Flüchtlingen gegeben, etwa mit Blick auf eine Arbeitserlaubnis oder die sogenannte Vorrangprüfung. Eine Anmeldung ist hier möglich.
Zur Methodik: Die Bitkom Research GmbH hat insgesamt 986 Personalentscheider und Geschäftsführer in Unternehmen ab 50 Mitarbeiter in Deutschland befragt. 115 Personalverantwortliche gaben an, dass sie sich in den letzten 12 Monaten konkret mit dem Thema Rekrutierung ausländischer Fach- und Führungskräfte beschäftigt haben. Diese Teilgruppe beantwortete spezifische Fragen zur Integration von Flüchtlingen in Deutschland.