Die alte Krankenversichertenkarte muss ohnehin ausgetauscht werden, denn sie erfüllt seit langem nicht mehr die heutigen Datenschutzstandards. "Jedermann kann mit einem handelsüblichen Lesegerät die alte Karte ohne weiteres auslesen und die Daten sogar beliebig manipulieren, weil die Daten unverschlüsselt auf der Karte gespeichert sind", warnt Scheer. "Dies ist nicht mehr zeitgemäß und gehört abgeschafft."
Außerdem sind die Krankenkassen gesetzlich verpflichtet, neue Karten mit Lichtbild an die Versicherten auszugeben. Mit dem Foto des Versicherten soll Kartenbetrug vermieden werden. Bei dieser Gelegenheit kann die elektronische Gesundheitskarte eingeführt werden, ohne unnötige Mehrkosten zu verursachen. Denn die neue Prozessorkarte ist nur ca. 70 Cent teurer als die alte Krankenversichertenkarte.
Weiterer Handlungsbedarf besteht aus BITKOM-Sicht aber gleichwohl. Das deutsche Gesundheitssystem hat in puncto Vernetzung verglichen mit anderen Branchen einen Rückstand von mindestens zehn Jahren. "Heute werden Patientendaten und Arztbriefe im Klartext unverschlüsselt gefaxt. Daten können abgefangen, gelesen, geändert oder gelöscht werden oder sogar an falsche Adressaten gelangen", so Scheer. Niedergelassene Ärzte nutzen häufig eine "Fernabfrage" medizinischer Daten ihrer Praxissysteme vom heimischen PC aus - ohne adäquate Sicherheitsvorkehrungen. Derzeit vernetzen sich Ärzte vielfach mit einfachen technischen Mitteln; professionelle Datensicherheit kann so nicht gewährleistet werden.
Das GKV-Finanzierungsgesetz soll die Finanzierung und Finanzierbarkeit der Gesundheit sicherstellen. Aus Sicht von BITKOM ist es daher konsequent, die kostensparende Vernetzung des Gesundheitswesens nun zu starten. Die Einsparpotentiale durch die Vernetzung belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro.