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Junge Patienten mit implantiertem Defibrillator - wann ist Sport möglich und wann sogar empfohlen?

EPIC-Alliance stellt Sportverbot für junge ICD-Träger in Frage

(PresseBox) (Berlin, )
Defibrillatoren (ICDs, implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren) werden bei gefährdeten Patienten mit Herzrhythmusstörungen unter Haut und Brustmuskel chirurgisch eingesetzt, um auftretende lebensbedrohliche Kammertachykardien zu beenden. Ohne den Schutz durch ein solches Gerät würden viele Risikopatienten nach neu auftretenden Kammertachykardien einen plötzlichen Herztod erleiden.

Auch wenn die große Mehrheit der Herzrhythmuspatienten, die einen ICD tragen, schon älter als 65 Jahre sind, steigt die Zahl jüngerer ICD-Patienten stetig an. Erkrankungen wie strukturelle Anomalien oder genetisch bedingte Störungen der Herzerregungsleitung sind aber per se keine Kontraindikation gegen Sport und Bewegung. Für viele Menschen mit diesen Erkrankungen bedeutet Sporttreiben Lebensqualität, manche haben vor der Entdeckung ihrer Erkrankung sogar über längere Zeit an Sportwettkämpfen teilgenommen. Mit der Implantation eines ICD haben sie dann einen zusätzlichen Schutz erhalten.

Die einfache Frage "Ist Sport mit einem implantierten Defibrillator sicher?" ist jedoch schwierig zu beantworten. Fühlten sich Ärzte mit einem generellen Sportverbot für diese Patienten lange auf der sicheren Seite, hat sich inzwischen gezeigt, dass ein solches Verbot mittlerweile hinterfragt werden muss. Experten gehen dazu über, den ICD-Patienten selbst die Entscheidung zu überlassen, ob sie Sport treiben oder nicht. Das Risiko für junge ICD-Patienten, in eine Kammertachykardie zu geraten, lässt sich auf der Grundlage von Studien und Erfahrungen inzwischen genauer bestimmen, so dass ein generelles Sportverbot für junge ICD-Träger nicht mehr Stand des Wissens ist. Erste Hinweise kamen aus kontrollierten klinischen Studien, in denen ICD-Träger durch Sport nicht mehr beeinträchtigt waren als Nicht-Sportler.

Mit der Frage, wann und welchen Sport junge ICD-Träger ausüben dürfen, befasste sich Dr. Karin Nentwich aus Bad Neustadt auf der 80. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim. Sie sprach auf einer Veranstaltung der EPIC-Alliance, eines weltweiten Zusammenschlusses von wissenschaftlich tätigen Elektrophysiologinnen, der von dem Medizintechnik-Unternehmen BIOTRONIK aus Berlin unterstützt wird. In diesem Jahr fand die Veranstaltung zusammen mit der internationalen Vereinigung von interventionellen Kardiologinnen (EAPCJ women) statt.

Die derzeit geltenden Leitlinien in Sachen Sport und junge ICD-Träger sind nach Einschätzung von Dr. Karin Nentwich zu hinterfragen. Sowohl in den aktuellen Therapieleitlinien der Europäischen als auch der US-amerikanischen Gesellschaft für Kardiologie wird Menschen mit ICD und Menschen mit einem regulären Herzschrittmacher jede Art von Leistungssport untersagt, die anstrengender als Golf oder Bowling (erlaubte sog. "Klasse-I-A-Sportarten") ist. Die Empfehlungen entstammen der Bethesda Conference aus 2005 (JACC, 2005) und der ESC (European Society of Cardiology) von 2005 (EHJ, 2005). Zu den zu vermeidenden Risiken gehören gemäß Leitlinien die Verletzungen der Patienten durch Sportarten mit häufigem Körperkontakt, was die Beschädigung des ICD-Systems und eine Häufung von Arrhythmien zur Folge haben könnte. Weiterhin könnte die Gefahr bestehen, dass der ICD im Zuge der metabolischen Veränderungen, die mit extremer körperlicher Belastung einhergehen, ventrikuläre Arrhythmien nicht unterbinden kann, die Therapie mittels Schock also erfolglos verlaufen könnte.

Neue Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass viele junge Patienten mit ICD Sport treiben können und das Risiko für Kammertachykardien aus statistischer Sicht nur bei zwei seltenen Erkrankungen und in sehr jungem Alter (< 20 Jahre) erhöht ist. Von daher lautet die wissenschaftliche These mancher Untersuchungen bereits: "Die Risiken für Kammertachykardien könnte geringer sein als bislang angenommen." Studien ergeben inzwischen ein genaueres Bild an möglichen Gefahren und nötigen Rettungsschocks des ICD bei unterschiedlichen Sportarten. [1]

In der Praxis ist zu diskutieren: Beabsichtigen die ICD-Patienten eine gelegentliche sportliche Betätigung, planen sie moderates, nicht-systematisches Training oder geht es um eine systematische Vorbereitung auf Sportwettkämpfe oder gar darum, dass der Sport für den ICD-Patienten so etwas wie seinen Lebensmittelpunkt und seine Existenzsicherung darstellt? Dr. Karin Nentwich stellte anhand neuer Studien dar, dass die in den Leitlinien empfohlenen Sportarten von den untersuchten ICD-Patienten gar nicht praktiziert werden. So abenteuerlich klingender Sport wie Rugby oder Fallschirmspringen war hingegen mit weniger Schocks vom ICD verbunden als Radfahren, Joggen oder Basketballspielen. [2]

Dr. Karin Nentwich schlussfolgerte in ihrem Vortrag auf der DGK-Jahrestagung , dass implantierbare Defibrillatoren bei jungen Menschen keine Kontraindikation für Leibesübungen, Sport und in Grenzen auch Wettkampfsport sind. Es besteht zwar eine Risikoerhöhung für Arrhythmien durch Sport, es ist aber auch der gesundheitliche Nutzen des Sports dagegen zu rechnen. Minimiert werden kann ein Risiko für ICD-Träger aus ihrer Sicht durch eine optimale Implantationstechnik, eine individuelle Programmierung des Geräts, eine Vortestung unter Belastung und eine Nachbeobachtung des Patienten insbesondere durch eine kontinuierliche Fernnachsorge mittels Home Monitoring. Hier erhält der betreuende Arzt täglich relevante Informationen über die medizinische Verfassung seines Patienten oder über den Implantatzustand und kann - falls nötig - frühzeitig eingreifen und die Therapie den Erfordernissen entsprechend anpassen.

"Die Medizintechnik ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass wir zahlreiche Verbote in Frage stellen müssen. Allein die telemedizinische Fernnachsorge mit BIOTRONIK Home Monitoring ermöglicht den Patienten eine flexiblere Lebensgestaltung und eine erhöhte Sicherheit. Durch die Informationen, die wir über Home Monitoring erhalten, können wir eine eng an den Patientenbedürfnissen ausgerichtete Therapie ermöglichen und individualisierte Empfehlungen für sportliche Aktivitäten aussprechen", erklärte Dr. Nentwich.

Über EPIC Alliance

Die "EPIC Alliance" wurde 2010 ins Leben gerufen, um Elektrophysiologinnen internationales Networking zu ermöglichen sowie berufliche Fortbildungs- und exklusive Forschungsmöglichkeiten zu bieten. In dieser Alliance haben sich weltweit derzeit rund 154 Elektrophysiologinnen zusammengeschlossen, darunter 29 aus Deutschland. Eine besondere Aufgabe ist, dass erfahrene Elektrophysiologinnen als "rolemodel" junge Ärztinnen zu diesem Fach motivieren.

Referenzen

[1] Lampert R, Olshansky B, Heidbuchel H et al. : Safety of sports for athletes with implantable cardioverter-defibrillators: results of a prospective, multinational registry. Circulation. 2013 May 21;127(20):2021-30. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.112.000447.
[2] Lampert R, Cannom D, Olshansky B.: Safety of sports participation in patients with implantable cardioverter defibrillators: a survey of heart rhythm society members.
J Cardiovasc Electrophysiol. 2006 Jan;17(1):11-5.

Veranstaltung im Hauptprogramm der 80. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie: "Interventive Kardiologinnen in der DGK für die EPIC Alliance und EAPCJ women", Donnerstag, 24. April 2014, Saal 6, 11:00 - 1230 Uhr
Dr. Karin Nentwich aus Bad Neustadt: "Sport mit Defibrillator - ist das sicher?"; Vorsitz: Prof. Dr. Ellen Hoffmann, Städt. Klinikum München, Herzzentrum München-Bogenhausen und Dr. Karin Rybak, Niedergelassene Kardiologin, Dessau

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