Für Wirtschaftsminister Zeil reicht der Stellenwert des Handwerks weit über seine unmittelbare ‚Wertschöpfung’ hinaus. Für Lebensqualität und regionale Wettbewerbsfähigkeit in den bayerischen Großstädten und in den ländlichen Regionen ist eine leistungsstarke, qualitativ hochwertige Struktur an Handwerksbetrieben unverzichtbar. Zeil: „Dem Handwerk kommt eine Schlüsselfunktion zu für die Zukunftsfähigkeit der regionalen Wirtschafts- und Beschäftigungsstandorte. Mit seiner breiten Struktur verbindet das bayerische Handwerk in besonderer Weise heimische Tradition und Fortschritt miteinander.“
„Im Handwerk war man sich schon immer bewusst, dass gute Produkte alleine nicht reichen, um wirtschaftlich Erfolg zu haben“, erklärte der Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), Heinrich Traublinger, MdL a. D., mit Bezug auf das Motto der Veranstaltung ‚Marke, Markt, Marketing – Produkte und Dienstleistungen erfolgreich verkaufen’, „man muss auf diese Produkte auch aufmerksam machen.“ Kleine und mittlere Handwerksunternehmen bräuchten dabei dringend Unterstützung, da sich viele Märkte des Handwerks inzwischen von Verkäufer- zu Käufermärkten gewandelt hätten und die Betriebe in der Regel nicht über eigene Marketingexperten verfügten. „Handwerker liefern hervorragende Produkte und Dienstleistungen, die vor allem individuell auf den Kundenwunsch zugeschnitten sind. Es ist schade, wenn diese Leistungen den Kunden nicht erreichen, nur weil der Handwerksbetrieb am Markt nicht entsprechend wahrgenommen wird“, betonte der BHT-Präsident.
Die Darstellung des Handwerks in der Öffentlichkeit sei laut Traublinger aber nicht alleine eine Aufgabe der Unternehmen. So müssten vor allem auch die Handwerksorganisationen ihren Beitrag leisten, um die ‚Marke Handwerk’ im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Daher werde es auf Bundesebene ab dem kommenden Jahr eine Imagekampagne des Handwerks geben. Ziel ist es, deutschlandweit zu vermitteln, dass Handwerk zeitgemäß, modern und ein starker Motor für die Wirtschaft ist. „Leider ist durch die völlig verfehlte und überzogene Reform der Handwerksordnung im Jahr 2004 in vielen Berufen ein Schaden entstanden, der auch durch kostspielige Kampagnen nicht behoben werden kann“, kritisierte der BHT-Präsident. Seitdem ist nicht mehr in allen Handwerksberufen ein Meistertitel erforderlich, um sich selbstständig zu machen. Dabei sei gerade der Meisterbrief das zentrale Gütesiegel für das Handwerk und genieße in der Öffentlichkeit nach wie vor hohes Vertrauen und Ansehen. Dagegen hätten Berufe, die nun ohne dieses Qualitätszertifikat selbstständig ausgeübt werden dürfen, einen hohen Imageverlust erlitten, so Traublinger.
Laut Zeil müsse das Handwerk langfristig eine noch wichtigere Rolle in der bayerischen Wirtschaftspolitik einnehmen. Ansatzpunkt sei neben zahlreichen Einzelmaßnahmen wie beispielsweise der Unternehmensberatung, der Außenhandelsförderung oder des Messewesens, vor allem die berufliche Aus- und Weiterbildung. Zeil: „Berufliche Aus- und Weiterbildung bedeutet mehr Chancen sowohl für die Unternehmen als auch für die junge Generation. Deshalb ist die berufliche Bildung ein Kernthema für die Soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert. Hier wollen wir anpacken.“ Der internationale Wettbewerb habe längst auch das Handwerk erreicht. Gleichzeitig werde den Betrieben künftig aufgrund der demographischen Entwicklung weniger Nachwuchs zur Verfügung stehen. „Diese Situation müssen wir gemeinsam im engen Schulterschluss mit Handwerksunternehmen, Kammern und Freistaat bewältigen“, so Zeil.
Der diesjährige ‚Tag des Handwerks’ findet in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit statt. Viele Zuliefererbetriebe im Automobilbereich sind von der weltweiten Entwicklung existenziell betroffen. Den Unternehmen des bayerischen Handwerks geht es durch die bemerkenswert robuste bayerische Handwerkskonjunktur relativ gut. Zeil: „Das beweißt, dass die bayerischen Handwerksunternehmen Qualität produzieren und ihre Betriebe auch in der Krise solide führen.“ Jetzt gehe es darum, gute Qualität auch gut zu verkaufen und sich am Markt eine vielversprechende Position für die kommende Zeit zu sichern.