Studien zeigen, dass mehr als 50 Prozent aller Patienten mit einem Ulcus Cruris an Schmerzen leiden - oft mit chronischen Ausprägungen. Wundmanagement ist deshalb immer auch Schmerzmanagement. "Zu einem guten Wundmanagement gehört eine gute Schmerztherapie nach der sogenannten A-B-C-D-Regel mit Ursachenabklärung, Schmerzanalyse sowie lokaler oder systemischer Schmerztherapie", erklärte Wundexperte Dr. Thomas Eberlein. In seinem Vortrag ging er auf Begriffsbestimmungen ein, zum Beispiel auf Unterscheidungsmerkmale zwischen infizierten und mit Keimen kolonisierten Wunde, die Wirkweise von Antimikrobia und Antiseptika.
Wir empfehlen bei lokalen Wundinfektionen Antiseptika als Mittel der Wahl", erklärte Eberlein. Erst bei Infektionen, die den ganzen Körper angreifen, sei zusätzlich eine systemische Behandlung durchzuführen. Vorteile bei Antiseptika und in ähnlicher Weise wirkenden Wundspüllösungen sind so Eberlein die niedrige Resistenzrate, die Kompatibilität mit Wundauflagen sowie die gute Gewebeverträglichkeit. "Für den längeren Einsatz eignet sich bei kritisch-kolonisierten und lokal-infizierten Wunden besonders ein Polihexanid-Präparat", sagte Eberlein. Dazu gehören Arzneimittel aber auch antimikrobiell wirkende Wundspüllösungen wie Prontosan. Von Vorteil sei hier die Kombination von Polihexanid (PHMB) und dem oberflächenaktiven Tensid Undecylenamidopropyl-Betain, da der erste Inhaltsstoff antimikrobiell, der zweite Wundbelag-lösend wirke. Damit kann Prontosan hartnäckige Verkrustungen und verkapselte Bakterien auf der Wundoberfläche - auch Biofilm genannt - aufweichen und lösen.
Der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamtes in Kassel, Dr. Markus Schimmelpfennig, ging in seinem Vortrag auf die Neuerungen ein, die sich durch das im Januar verabschiedete Gesundheitsstrukturgesetz ergeben. Die Bekämpfung nosokomialer Infektionen soll mit dem in Kraft getretenen neuen Infektionsschutzgesetz verbessert werden. "Hygiene ist eben kein Hobby, sondern etwas für Profis", beschrieb Schimmelpfennig das alltägliche Szenario in der Hygienemedizin im allgemeinen und im Umgang mit MRSA im speziellen. Er begrüßt die Maßnahmen, zu denen unter anderem die Einrichtung einer Expertenkommission für sachgerechte Antibiotikatherapie sowie die zentrale Datenerfassung nosokomialer Infektionen beim Robert Koch-Institut gehören. Desweiteren sind die Leiter medizinischer Einrichtungen gesetzlich dazu verpflichtet, die Hygienerichtlinien des Robert Koch-Instituts umzusetzen und einzuhalten. Außerdem erhalten ambulant tätige Ärzte jetzt eine Vergütung für MRSA-Patienten, die verschiedene Abrechnungsziffern umfasst. Einziger Nachteil: Produkte für die ambulante Sanierung sind vom Patienten zu tragen. Auch eine Pflegepauschale ist nicht vorgesehen. Das sieht der Medizinalrat aus Kassel kritisch, denn er kennt die schwierigen Umstände, die sich bei der Pflege von MRSA-Patienten zu Hause ergeben. Gerade zu Hause so Schimmelpfennig ist es manchmal nicht möglich, einen hygienischen Verbandwechsel durchzuführen oder alles keimfrei zu halten. Hoffnung sind für ihn Projekte wie sie derzeit in Bremen gestartet wurden: Dort erstattet mit der AOK Bremen erstmals ein Kostenträger MRSA-Produkte zur ambulanten Sanierung ihrer Versicherten. Ruth Dallig, die Leiterin der Hygieneabteilung des Marienkrankenhauses in Kassel, informierte die Anwesenden über die Behandlungserfolge, die sich durch das Screening von Intensivpatienten mithilfe des PCR-Schnelltests ergeben: "Die Anzahl der nosokomialen Infektionen mit MRSA ist von 57,5 Prozent in 2007 bis heute auf unter 10 Prozent gesunken, auch wenn die MRSA-Rate durch die Systematik mit 3,15 Prozent gestiegen ist", sagte die Hygienefachkraft.
In der als Erlebnisparcours angelegten Fachausstellung konnten die Besucher das Erlernte gleich ausprobieren. So wurden zum Beispiel unter Schwarzlicht nicht desinfizierte Stellen auf den Händen sichtbar gemacht. An weiteren Stationen konnten die Teilnehmer ihre Kenntnisse prüfen, z. B., wie man einen Dekubitus versorgt oder wie ein Verbandwechsel steril durchgeführt wird. "Die Übungen helfen, Hygienefallen zu erkennen", beschreibt der Leiter der Fortbildungsabteilung Alexander Schmid den Lerneffekt.
Die Landesärztekammer sowie die RbP (Registrierung beruflich Pflegender GmbH) vergab für den Fortbildungstag sechs Fortbildungspunkte.