Insgesamt sind es 155 Modelle des Audi Flaggschiffes, die für den Fahrservice beim IV. EU-Lateinamerika-Karibik-Gipfel (EU-LAK) vom 11. bis 13. Mai 2006 in Wien auf Achse sind. Ein Blick hinter die Kulissen einer Großveranstaltung - vom Alltag der Fahrer bis zum Einsatz der Eliteeinheit "Cobra".
Es ist die größte Veranstaltung im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft Österreichs. In der Hauptstadt gilt EU-LAK gar als größtes politisches Event seit dem Wiener Kongress 1815. Insgesamt 65 Delegationen, darunter 60 Regierungschefs mit ihren Außenministern sowie die Führungsspitze von NATO und UNO kommen zum politischen Austausch zusammen.
Für ihren Transfer sorgt eine Flotte von 155 silbernen Audi A8 Lang, davon jeweils 55 mit 4.2- (8 Zylinder und 335 PS) und mit 6.0-Aggregat (12 Zylinder und 450 PS) sowie erstmalig 30 A8 mit 4.2 TDI-Dieselmotor (8 Zylinder und 325 PS). Hinzu kommen 15 gepanzerte A8 für Fahrgäste mit besonders hoher Sicherheitsstufe. Zusammen mit den 140 Volkswagen-Caravellen ist dies die größte Fahrzeugflotte, die beide Marken gemeinsam jemals auf der Straße hatten.
Die Vorbereitung für EU-LAK begann bereits im Juni 2004. Die damalige Außenministerin Österreichs, Dr. Benita Ferrero-Waldner, hatte bei der AUDI AG in Ingolstadt angefragt, ob grundsätzlich die Bereitschaft bestünde, den Fahrservice zur EU-Ratspräsidentschaft Österreichs im ersten Halbjahr 2006 zu übernehmen. Schließlich hat Audi auch im politischen Bereich die besten Referenzen vorzuweisen: Seit 1999 hat die Marke mit den vier Ringen, inklusive der aktuellen Veranstaltung, nicht weniger als sieben Ratspräsidentschaften für die jeweiligen Regierungen gefahren. Ein Jahr später wurde der Vertrag mit der neuen Außenministerin, Dr. Ursula Plassnik, unterzeichnet.
Von vorneherein war klar, dass EU-LAK die mit Abstand größte Veranstaltung und eine gewaltige logistische, organisatorische und sicherheitstechnische Herausforderung werden würde. Für den Gipfel werden bis zu 1.500 Sicher-heitskräfte eingesetzt. Allein 300 Beamte sollen in dieser Zeit für einen möglichst reibungslosen Verkehrsablauf sorgen. Die restlichen Kräfte sichern die Konferenz und ihre Teilnehmer. Aus Sicherheitsgründen werden rund um den Tagungsort, das Messegelände, im Bereich des Heldenplatzes vor der Hofburg und bei Schloss Schönbrunn Platzverbote verordnet. Diese Bereiche werden auch mit Video überwacht.
Genau diese Plätze sind es, die von der Audi Flotte angesteuert werden.
"Einen Fahrdienst in dieser Größenordnung hatten wir bisher noch nicht zu bewältigen. Das erfordert äußerste Disziplin von allen Beteiligten", sagt Major Wolfgang Mayerhofer, Leiter Verkehr und Transportwesen beim österreichischen Bundesheer. Er koordiniert den gesamten Fahreinsatz beim Gipfel und seine rund 260 Fahrer, allesamt Unteroffiziere beim Bundesheer.
In intensiven Fahr- und Sicherheitstrainings im November und Dezember vergangenen Jahres sowie im Februar 2006 wurden sie mit der Technik und dem Fahrverhalten der Audi A8 Modelle vertraut gemacht. Vor allem das Fahren im Konvoi und die richtige Reaktion in kritischen Situationen wurden eingeübt.
Die Chauffeure des Militärs tragen während des Einsatzes Gala-Uniform und haben klare Anordnungen. Mayerhofer: "Unsere Fahrer sind dazu angehalten, sich passiv zu verhalten. Sie sprechen ihre Fahrgäste nicht von sich aus an.
Sollte der Fahrgast das Gespräch suchen, erteilen sie natürlich Auskunft."
Das gilt auch für technische Details zum A8. Schließlich sind die Fahrer auch so etwas wie die Botschafter der Marke Audi.
In zahllosen Briefings wurden die Fahrer auf ihre Aufgabe vorbereitet. Etwa in der Maria Theresien-Kaserne in Wien, wo ein großer Teil der Fahrzeugflotte untergestellt war. Dort wurden auch die Sicherheitschecks der Autos durchgeführt. Mit Sprengstoff-Spürhunden wie Zoran wurde die gesamte Fahrzeugflotte durchsucht.
Willibald Berenda, Leiter des Entschärfungsdienstes beim österreichischen Bundeskriminalamt, erläutert: "Wir schließen jede Eventualität aus. Neben den Spürhunden kommen zusätzlich Röntgentechnik oder Endoskopie zum Einsatz.
Ferner nehmen unsere Sprengstoffexperten mit Spiegeln und Taschenlampen jedes Fahrzeug genau unter die Lupe. Ein Check dauert pro Auto etwa eine halbe Stunde. Das ist ein großer Aufwand bei nahezu 300 Flottenfahrzeugen, aber die Sicherheit unserer Gäste geht über alles." Doch damit nicht genug:
Spezialisten in Schutzanzügen durchleuchten die Autos mit Messgeräten nach gefährlichen radioaktiven oder chemischen Substanzen.
Den Alltag der Fahrer bestimmen andere Aspekte. Christian Janisch ist Wachtmeister der Miliz und führt den zweiten Zug der Fahrer an. Das bedeutet für ihn, 104 Chauffeure und 52 Konvois sind für die internationalen Abordnungen zu koordinieren - von Trinidad und Tobago über Finnland bis Paraguay. Jeder Konvoi besteht in der Regel aus einer Motorradeskorte der Polizei, einem Lotsenfahrzeug, zwei Audi A8 und zwei VW-Caravellen. In sicherheitskritischen Fällen folgt dem Lotsenfahrzeug ein gepanzerter A8 sowie ein zusätzliches Sicherheitsfahrzeug.
Beim Appell schärft Janisch den Männern nochmal ein: "Hier muss alles perfekt zusammenpassen. Wir haben insgesamt 65 Delegationen. Wenn wir zu den Festveranstaltungen in der Hofburg und Schloss Schönbrunn kommen, haben wir genau 65 Minuten dafür Zeit. Das heißt, dass wir jede Minute einen Regierungschef vorfahren."
Eine besondere Aufgabe haben die 200 Beamten vom Einsatzkommando Cobra, dem österreichischen Gegenstück zur deutschen GSG 9, die beim Gipfel im Einsatz sind. Die Mitglieder der Eliteeinheit, die vor allem für Belange des Personenschutzes und der Terrorismusbekämpfung verantwortlich sind, fahren bei EU-LAK die sondergeschützten Audi A8. "Gepanzerte Fahrzeuge wie der A8 sind für unsere Arbeit unerlässlich. Nur mit solchen Autos können wir unsere Fahrgäste sicher transportieren", sagt Oberstleutnant Detlef Polay von Cobra.
Die 15 gepanzerten A8 standen bis zu Beginn des Gipfels auf dem schwer gesicherten Gelände von Cobra in der Nähe von Wiener Neustadt, etwa 45 Kilometer von Wien entfernt. Dort machten sich die Beamten, die alle eine professionelle Fahrerausbildung absolviert haben, nochmal mit den Details ihrer Fahrzeuge vertraut.
Doch Polay und seine Einheit wollen nicht so sehr in den Vordergrund gerückt werden. Polay: "Auch wenn sich das bei uns immer sehr spektakulär anhört, wir bei Cobra sind ja bei einem solchen Einsatz nicht allein. Zum Gelingen von EU-LAK tragen unter anderem auch ganz viele Kollegen von Polizei und Bundesheer bei." Und ein wenig auch die Audi A8-Flotte.