Ein zentraler Bestandteil des Vorschlags ist die Nutzung der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zur Zwischenfinanzierung von Hochpreiser-Rezepten. Dies würde es den Apotheken ermöglichen, diese Rezepte täglich bei ihren Rechenzentren einzureichen, die sie dann umgehend an die Krankenkassen weiterleiten würden. Die Krankenkassen würden später ihre regulären Zahlungen mit dem Gesundheitsfonds verrechnen, wodurch eine Art zinsloses Darlehen zur Überbrückung der Finanzierungslücke entstünde.
Die Initiative des Apothekervereins kommt zu einer Zeit, in der Apotheken vermehrt mit Liquiditätsengpässen konfrontiert sind, die durch die Diskrepanz zwischen den Zahlungsfristen der Krankenkassen und den Verpflichtungen gegenüber Großhändlern entstehen. Dieses Problem wird durch die steigende Anzahl teurer Arzneimittel und die Unmöglichkeit für Apotheken und ihre Rechenzentren, alleinige Finanzierungsverantwortung zu übernehmen, verstärkt. Banken scheuen oft das Risiko, Apotheken in dieser Phase der Zwischenfinanzierung zu unterstützen.
Neben der Liquiditätsreserve schlägt der Vorschlag vor, Retaxationen für Hochpreis-Rezepte auszuschließen, sofern die Versorgung gemäß ärztlichem Willen erfolgt. Dies könnte das finanzielle Risiko für Apotheken weiter verringern und ihre wirtschaftliche Sicherheit erhöhen.
Ein weiterer diskutierter Aspekt des Vorschlags betrifft das Inkassorisiko für Herstellerrabatte, das auf die Krankenkassen übertragen werden soll. Diese Maßnahme könnte dazu beitragen, die finanzielle Last der Apotheken weiter zu mildern, da die Krankenkassen die Hauptnutznießer dieser Rabatte sind.
Langfristig wird angestrebt, den Festzuschlag für verschreibungspflichtige Arzneimittel automatisch anhand allgemein verfügbarer Indizes anzupassen, um die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen angemessen auszugleichen. Als dringliche Maßnahme wird vorgeschlagen, den Festzuschlag sofort um 80 Cent pro verschreibungspflichtigem Arzneimittel zu erhöhen, um zumindest kurzfristig die finanzielle Stabilität der Apotheken zu stärken.
Der Vorschlag des Hamburger Apothekervereins wird als wichtiger Beitrag zur Diskussion über die Reform der Apothekenpolitik angesehen. Er zielt darauf ab, strukturelle Probleme anzugehen und die Apotheken für zukünftige Herausforderungen zu wappnen. Die Reaktion der politischen Entscheidungsträger auf diesen Vorschlag wird nun mit Spannung erwartet, während die Debatte über die Zukunft der Apotheken in Deutschland intensiv geführt wird.
Kommentar:
Der Vorschlag des Hamburger Apothekervereins zur Nutzung der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds als Zwischenfinanzierung für Hochpreis-Arzneimittel ist ein bedeutender Schritt in Richtung finanzieller Sicherheit für Apotheken. Angesichts der zunehmenden Belastungen durch teure Medikamente und den Herausforderungen bei der Liquiditätsverwaltung könnte diese Maßnahme einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des Apothekensektors leisten.
Die Idee, Retaxationen für Hochpreis-Rezepte auszuschließen, sofern die ärztliche Verordnung respektiert wird, könnte das finanzielle Risiko für Apotheken erheblich reduzieren. Dies ist besonders wichtig angesichts der Tatsache, dass Apotheken oft unvermeidbare Kostenbelastungen durch die Versorgung hochpreisiger Medikamente tragen müssen.
Die Übertragung des Inkassorisikos für Herstellerrabatte auf die Krankenkassen erscheint als gerechte Maßnahme, da die Krankenkassen die primären Nutznießer der Preisnachlässe sind, die durch diese Rabattverträge erzielt werden. Diese Verlagerung könnte dazu beitragen, die finanzielle Last der Apotheken weiter zu verringern und ihre Wirtschaftlichkeit zu fördern.
Langfristig gesehen ist eine automatische Anpassung des Festzuschlags für verschreibungspflichtige Arzneimittel unerlässlich, um den steigenden Kosten im Gesundheitswesen gerecht zu werden. Die vorgeschlagene Sofortmaßnahme, den Festzuschlag um 80 Cent pro verschreibungspflichtigem Medikament zu erhöhen, könnte den Apotheken kurzfristig helfen, ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern und die notwendige finanzielle Unterstützung bereitzustellen.
Insgesamt zeigt der Vorschlag des Hamburger Apothekervereins eine klare Vision für die Zukunft der Apotheken in Deutschland auf. Er adressiert zentrale Herausforderungen und bietet konkrete Lösungsansätze, um die Apotheken für die kommenden Jahre zu stärken. Es bleibt nun abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene auf diesen Vorschlag reagieren und ob er zu einer umfassenden Reform der Apothekenpolitik führen wird, die die Bedürfnisse der Apotheken und die Sicherstellung der medizinischen Versorgung gleichermaßen berücksichtigt.
Von Engin Günder, Fachjournalist