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Apotheken-News: Fixhonorar, Pflegevertrag und E-Rezept gefährden Apotheken

Strukturelle Schieflagen zwingen viele Betriebe in Sanierung oder Marktverzicht

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Der Apothekenmarkt steht an mehreren Fronten unter Druck: Während insolvenzvermeidende Sanierungsverfahren den Weg für strukturelle Erneuerung ebnen könnten, kämpfen Apothekenbetriebe zugleich mit regulatorischem Reformstau, wachsendem Versicherungsbedarf durch Klimarisiken und zunehmender Konkurrenz durch digital aggressive Plattformkonzerne wie Redcare. Politisch dominiert eine wackelige Gemengelage aus Ankündigungen, Versäumnissen und halbherzigen Beschlüssen: Das Fixum bleibt ein Spielball der Interessen, Pflegeverträge laufen aus, während das E-Rezept ungeklärte Marktverzerrungen verschärft. Parallel dazu bedroht die Versorgungskrise von ME/CFS-Erkrankten die soziale Infrastruktur ebenso wie die fortschreitende Entbindung medizinischer Grundversorgung am Beispiel Sylt. Der Druck auf pharmazeutische Betriebe steigt an allen Stellen. Doch politische und rechtliche Antworten bleiben weiter aus.

Die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken in Deutschland spitzt sich dramatisch zu. Sinkende Margen, steigende Betriebskosten und politische Hängepartien beim Fixhonorar führen zu einer strukturellen Schieflage. Gleichzeitig bietet das deutsche Insolvenzrecht mit seinen präventiven Sanierungsverfahren neue Chancen – zumindest für jene Betriebe, die rechtzeitig juristische Hilfe suchen. Wie beim ApothekenRechtTag diskutiert, können Apotheken auf Grundlage des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG) Sanierungsschritte einleiten, ohne Insolvenz anmelden zu müssen. Das Verfahren ist diskret, vermeidet Reputationsschäden und erlaubt eine aktive Neugestaltung der Finanzarchitektur – doch es verlangt präzise juristische und steuerliche Begleitung.

Gleichzeitig drohen weitere Belastungen: Die geplante Anhebung des Fixhonorars auf 9,50 Euro bleibt politisch angekündigt, aber praktisch blockiert. Die neue Bundesregierung verweist auf Koalitionsvereinbarungen und verweist auf das federführende BMWK – eine vertröstende Formel, während Apothekenbetriebe Monat für Monat defizitär wirtschaften. Parallel verschärfen sich die Herausforderungen durch das E-Rezept. Die digitale Verordnung öffnet nicht nur den Markt, sondern auch die Tür für Versandriesen und Plattformanbieter, die mit aggressivem Marketing und technologischen Vorsprüngen klassische Versorgungsmodelle unterwandern. Patienten werden zu mobilisierten Konsumenten, Rezepte zu umkämpften Datenobjekten.

Besonders heikel: Der wachsende Einfluss von Plattformkonzernen wie Redcare, die mit Shop Apotheke in die Heimversorgung vorstoßen. Der Vorstoß in diesen hochregulierten Sektor bedeutet eine politische und juristische Gratwanderung. Während Vor-Ort-Apotheken aufwendige vertragliche Verpflichtungen und qualitätssichernde Auflagen erfüllen müssen, agieren digitale Wettbewerber in regulatorischen Grauzonen. Die Reaktion der Politik bleibt aus – der Markt wird de facto neu verteilt.

Zusätzlich geraten Apotheken in das Spannungsfeld zwischen Klimarisiken und Versicherungslücken. Elementarschäden wie Starkregen oder Hochwasser können Betriebsunterbrechungen oder Totalschäden verursachen. Fehlt eine entsprechende Police, wird aus dem Wetterereignis schnell eine existenzielle Krise. Noch immer gibt es keine gesetzliche Pflichtversicherung – obwohl die Schäden steigen.

Hinzu kommen Haftungsrisiken, die Apotheken über Nacht in finanzielle Not bringen können. Brände, chemische Reaktionen oder kontaminiertes Löschwasser können nicht nur die Apotheke selbst, sondern auch umliegende Geschäfte und Praxen in Mitleidenschaft ziehen. Die wirtschaftliche Verantwortung wird in vielen Fällen auf den Apothekeninhaber abgewälzt – bei unzureichender Absicherung kann das ruinös enden.

Auch auf der Versorgungsebene spitzen sich die Entwicklungen zu. Der neue Pflegehilfsmittelvertrag verpflichtet Apotheken zum Beitritt bis 15. Mai – ansonsten verlieren sie ihr Lieferrecht. Eine Übergangsregelung gibt es nicht. Gleichzeitig verschärft sich der Umgang mit chronischen Erkrankungen wie ME/CFS: Die Zahl der Betroffenen liegt bei rund 600.000 – ohne adäquate Versorgung, Medikamente oder gesellschaftliche Anerkennung. Die Krankheit zerstört Lebensverläufe und belastet Familien, Sozialsysteme und die ambulante Versorgung.

Ein besonders krasses Beispiel für das Versagen staatlicher Grundversorgung zeigt sich auf Sylt. Dort fehlt seit Sommer 2024 nicht nur eine Geburtsstation, sondern auch jegliche gynäkologische Notfallversorgung. Werdende Mütter müssen auf den Helikopter hoffen – sofern einer verfügbar ist. Die dramatische Schließung dokumentiert die Erosion medizinischer Daseinsvorsorge in extrem zugespitzter Form.

Kommentar:

Die Apothekenkrise ist keine Momentaufnahme – sie ist ein systemischer Kaskadeneffekt aus politischer Lähmung, regulatorischer Inkonsequenz und wirtschaftlicher Entkopplung. Das Sanierungsrecht bietet einen rettenden Pfad – aber nur, wenn die Apotheke ihn früh genug erkennt und beschreitet. Doch selbst eine erfolgreiche Restrukturierung ändert nichts am strukturellen Problem: Die Rahmenbedingungen sind toxisch. Das Fixhonorar wurde politisch verschleppt, obwohl der Finanzierungsdruck täglich wächst. Der Pflegehilfsmittelvertrag wird erzwungen, aber nicht begleitet. Das E-Rezept bringt nicht Transparenz, sondern Machtverschiebung. Versandhändler agieren in Grauzonen, während Vor-Ort-Apotheken sich durch Paragrafendschungel kämpfen müssen.

Besonders gefährlich ist die politische Sprachlosigkeit. Weder die flächendeckende Bedrohung durch Elementarschäden noch die skandalöse Versorgungslücke auf Sylt finden ein Echo im politischen Raum. Das gilt auch für das stille Leid von ME/CFS-Patienten, deren Lebensrealität von Hilflosigkeit und Desinteresse geprägt ist. Die Apotheken stehen an vorderster Front – und zugleich zunehmend allein.

Was es braucht, ist kein weiteres Dialogangebot, sondern Handlung. Eine verpflichtende Elementarschadenversicherung. Eine sofortige und spürbare Anhebung des Fixums. Eine Regulierungsantwort auf digitale Plattformstrategien. Und nicht zuletzt: ein öffentliches Bekenntnis zur Rolle der Apotheke als gesellschaftlich unverzichtbare

Von Engin Günder, Fachjournalist

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