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Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Zwischen Digitalisierung und globalen Gesundheitskrisen

Wie technologische Fortschritte und internationale Krisen die Gesundheitsbranche beeinflussen

(PresseBox) (Karlsruhe, )
In der digitalen Ära wird IT-Sicherheit zur Chefsache – auch für Apotheken, die sich zunehmend mit den Herausforderungen der Datenverknüpfung und -schutzes auseinandersetzen müssen. Währenddessen setzt die Gothaer Krankenversicherung auf E-Rezepte für ihre vollversicherten Kunden, und die neue EU-Abwasserrichtlinie könnte die Arzneimittelpreise durch die Aufrüstung von Kläranlagen signifikant erhöhen. In Berlin kämpft die Apothekenlandschaft mit einem drastischen Rückgang, worauf der Senat Reformen verspricht, während die Kassenärztliche Bundesvereinigung über Strafzahlungen für versäumte Arzttermine diskutiert, um Arztpraxen zu entlasten. Thomas Müller vom BMG deutet auf kommende Kostendämpfungsmaßnahmen für die Pharmabranche hin, während Matthias Mieves über die Zukunft der Apotheken und die Rolle der Telepharmazie spricht. Das Pharmaunternehmen Merz investiert 50 Millionen Euro in eine neue Abfülllinie in Dessau-Roßlau, während die WHO einen alarmierenden Anstieg der Cholera-Todesfälle weltweit meldet. Montelukast, ein bewährtes Mittel zur Asthma-Behandlung, wird auf Wirksamkeit und Risiken untersucht, und eine neue Studie zeigt, dass die Hormonersatztherapie positive Auswirkungen auf Blutfettwerte haben könnte. Die psychische Gesundheit von Kindern steht ebenfalls im Fokus, da aktuelle Statistiken alarmierende Zahlen zeigen. Zudem zeigen neue Ergebnisse, dass Liraglutid möglicherweise auch bei jüngeren Kindern zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden kann, während die Wirksamkeit von Mariendistel bei Fettlebererkrankungen auf den Prüfstand kommt. Schließlich warnt das BfR vor Schlafbeeren-Präparaten wie Ashwagandha, da wissenschaftlich fundierte Belege für deren Wirksamkeit fehlen.

Cybersicherheit im Management: Apotheken müssen wachsam sein

IT-Sicherheit ist längst Chefsache – und das gilt auch für Apotheken. In Zeiten zunehmender Digitalisierung und der fortschreitenden Verknüpfung von Gesundheitsdaten stehen Apothekenbetreiber vor einer großen Herausforderung: Der Schutz sensibler Informationen und der reibungslose Ablauf des Betriebs. Dies erfordert ein klares Bekenntnis der Führungsebene, Verantwortlichkeiten und eine gründliche Vorbereitung auf den Ernstfall.

Ein wesentlicher erster Schritt ist die Benennung eines Verantwortlichen für die IT-Sicherheit. Oft wissen Apothekenbetreiber nicht, wo Daten gespeichert werden, wer Zugriff darauf hat oder wie Passwörter gehandhabt werden. Dabei herrscht häufig Unklarheit darüber, ob private Internetnutzung am Arbeitsplatz erlaubt ist oder berufliche Aufgaben auch von zu Hause erledigt werden dürfen. Diese Unsicherheiten bergen erhebliche Risiken für die Cybersicherheit einer Apotheke. Es ist daher essenziell, klare Regeln zu formulieren und diese schriftlich festzuhalten. Die Benennung eines IT-Sicherheitsverantwortlichen sorgt dafür, dass es eine zentrale Anlaufstelle für alle Fragen und Probleme gibt.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Erstellung von Notfallplänen. Gerade im Apothekenbetrieb, wo der reibungslose Ablauf entscheidend für die Versorgung der Patienten ist, kann ein Cyberangriff verheerende Folgen haben. Ohne entsprechende Vorbereitung kann schnell Chaos ausbrechen, wenn sich niemand für die Behebung des Problems verantwortlich fühlt. Klare Handlungsanweisungen und eine strukturierte Notfallplanung helfen, Schäden zu minimieren und den Betrieb schnell wieder aufzunehmen.

Allerdings reicht es nicht, Notfallpläne nur auf Papier zu haben. Apotheken müssen Worst-Case-Szenarien auch trainieren, um sicherzustellen, dass die geplanten Maßnahmen im Ernstfall greifen. Simulationen helfen, Schwachstellen zu identifizieren und Lücken in der Sicherheitsstrategie zu schließen. Nur so können Apothekenbetreiber sicherstellen, dass sie im Falle eines Cyberangriffs schnell und effektiv reagieren können.

Der Schutz von Gesundheitsdaten sollte in Apotheken höchste Priorität haben. Dennoch zeigt sich in der Praxis, dass IT-Sicherheit oft als lästige Pflicht angesehen wird, der man sich erst dann widmet, wenn etwas schiefgelaufen ist. Dieses fahrlässige Vorgehen kann fatale Folgen haben – insbesondere in einer Branche, in der der Datenschutz eine zentrale Rolle spielt.

Apothekenbetreiber müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass sie für den Schutz der Daten ihrer Kunden verantwortlich sind. Eine Cyberattacke kann nicht nur finanzielle Schäden verursachen, sondern auch das Vertrauen der Patienten erschüttern. Zudem ist der regulatorische Druck im Gesundheitswesen enorm – die Nichteinhaltung von Sicherheitsstandards kann empfindliche Strafen nach sich ziehen.

Es ist höchste Zeit, dass IT-Sicherheit als Führungsaufgabe wahrgenommen wird. Ein klares Bekenntnis der Geschäftsleitung, der Aufbau einer Sicherheitskultur und regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter sind unerlässlich, um auf die ständig wachsenden Bedrohungen angemessen reagieren zu können. Cybersicherheit ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit – auch in Apotheken.

Gothaer führt E-Rezept für vollversicherte Kunden ein

Die Gothaer Krankenversicherung hat am Mittwoch die Einführung der elektronischen Rezepte (E-Rezepte) für ihre vollversicherten Kunden verkündet. Ab sofort können Versicherte dieser privaten Krankenversicherung digitale Rezepte beantragen, vorausgesetzt, sie sind in der ePA-App der Gothaer registriert und haben ihre Krankenversichertennummer (KVNR) bereit. Diese Maßnahme erfolgt im Kontext der gesetzlichen Pflicht zur elektronischen Rezeptausstellung für gesetzlich Versicherte seit Jahresbeginn. Im Gegensatz zu den gesetzlichen Krankenkassen, bei denen die Nutzung verpflichtend ist, bleibt sie für privat Krankenversicherte freiwillig.

Die Gothaer ist eine der ersten privaten Krankenversicherungen in Deutschland, die diesen Service anbietet. Auch die Allianz hat kürzlich ähnliche Angebote eingeführt. E-Rezepte können über die Gematik-App eingesehen, an eine gewünschte Apotheke übermittelt und dort eingelöst werden. Die Nutzung der Gematik-App setzt jedoch die Installation und Einrichtung der ePA-App der Gothaer voraus. Alternativ können Versicherte ihr Rezept durch einen Ausdruck des Tokens in der Apotheke einlösen.

Zusätzlich hat Gothaer einen Online-Check-in eingeführt. Dieser neue digitale Service ermöglicht es, die Krankenversichertennummer online an die Praxis zu übermitteln und stellt eine Alternative zur herkömmlichen elektronischen Gesundheitskarte dar. Der Online-Check-in soll die Fehleranfälligkeit reduzieren und die Sicherheit bei Anmeldeprozessen erhöhen. Versicherte scannen dafür einen QR-Code, der von der Praxis bereitgestellt wird, mittels der Gothaer ePA-App. Nach Zustimmung zur Datenübermittlung werden die persönlichen Daten direkt an die Praxis übermittelt und dort in das System integriert.

Im Unterschied zu gesetzlich Versicherten, deren Karte vierteljährlich neu eingelesen werden muss, reicht bei privat Versicherten in der Regel ein einmaliger Online-Check pro Praxis aus. Damit entfällt für Folgerezepte der Besuch der Arztpraxis.

Zudem soll die Erstattung durch E-Rezepte erleichtert werden. Laut Gothaer können Kostenbelege von eingelösten E-Rezepten direkt an die GesundheitsApp weitergeleitet werden, was den Erstattungsprozess vereinfachen soll.

Die Einführung des E-Rezepts durch die Gothaer Krankenversicherung markiert einen bedeutenden Fortschritt in der Digitalisierung des Gesundheitswesens für privat Krankenversicherte. Die neue Funktionalität stellt nicht nur eine Erleichterung für Patienten dar, die nun ihre Rezepte elektronisch verwalten können, sondern auch eine Modernisierung der Praxisverwaltung. Die Möglichkeit des Online-Check-ins reduziert bürokratische Hürden und minimiert Fehler bei der Datenübertragung, was zu einem effizienteren Ablauf in Arztpraxen führen sollte. Die Integration von E-Rezepten in die Gematik-App und die Option, Kostenbelege direkt über die GesundheitsApp zu übermitteln, könnten darüber hinaus den Erstattungsprozess erheblich beschleunigen und vereinfachen.

Die Gothaer hat sich hiermit als Vorreiter unter den privaten Krankenversicherungen positioniert und setzt ein Zeichen für weitere Innovationen in der Branche. Es bleibt abzuwarten, wie schnell andere Versicherungen nachziehen und welche zusätzlichen digitalen Dienste in Zukunft verfügbar sein werden. Die kontinuierliche Verbesserung und Anpassung der digitalen Infrastruktur ist entscheidend, um den Bedürfnissen der Versicherten gerecht zu werden und das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten.

Erhöhte Arzneimittelpreise durch neue EU-Abwasserrichtlinie

Die jüngsten Entwicklungen in der Europäischen Union könnten zu einer signifikanten Erhöhung der Arzneimittelpreise führen. Laut dem neuen EU-Pharmapaket sollen Arzneimittelhersteller künftig einen Großteil der Kosten für die Aufrüstung von Kläranlagen übernehmen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Umweltbelastungen durch Arzneimittelrückstände im Abwasser zu reduzieren.

Der Branchenverband Pharma Deutschland warnt, dass die Implementierung der neuen Richtlinie die Kosten für Medikamente, insbesondere für Schmerzmittel und Antibiotika, erheblich steigern könnte. Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender von Pharma Deutschland, schätzt die Kosten für die erforderliche Aufrüstung der Klärwerke auf etwa zwei Milliarden Euro. Diese finanzielle Belastung wird voraussichtlich auf die Verbraucher umgelegt, was zu höheren Arzneimittelpreisen führen könnte.

Wieczorek betonte, dass es entscheidend sei, bürokratische Hürden abzubauen, um den Standort Deutschland für die Arzneimittelproduktion zu sichern. Zudem forderte er eine umfassende Aufklärung der Politik und der Öffentlichkeit über die möglichen Konsequenzen der neuen Abwasserrichtlinie. Die Industrie sei darauf angewiesen, dass ihre Anliegen angemessen berücksichtigt werden.

Eine aktuelle Umfrage, die auf der Mitgliederversammlung von Pharma Deutschland präsentiert wurde, zeigt, dass 78 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass die Kosten für die Abwasseraufbereitung von den Herstellern getragen werden sollten. Regionale Unterschiede sind jedoch signifikant. In Nordrhein-Westfalen und Berlin liegt die Zustimmung bei über 79 Prozent, während sie in Sachsen nur 71,4 Prozent beträgt. Politisch betrachtet, unterstützen die meisten SPD-Wähler (87,7 Prozent) und Grünen-Wähler (83,7 Prozent) die Kostenübernahme durch die Pharmaindustrie, während die Zustimmung bei AfD-Anhängern bei 67,7 Prozent liegt.

Trotz dieser Unterstützung für die Kostenübernahme sind nur 26,1 Prozent der Befragten bereit, höhere Arzneimittelpreise zu akzeptieren, um die Finanzierung der neuen Klärstufen zu gewährleisten. 60,7 Prozent lehnen eine Preissteigerung ab, wobei die Ablehnung in ostdeutschen Bundesländern besonders hoch ist. In Mecklenburg-Vorpommern beträgt die Ablehnung 78,1 Prozent. Die höchste Akzeptanz für mögliche Preissteigerungen zeigen die Grünen-Wähler (51,7 Prozent), während sie unter AfD-Wählern mit nur 14,9 Prozent am niedrigsten ist.

Ab 2045 soll die neue EU-Richtlinie vorschreiben, dass Städte mit mehr als 150.000 Einwohnern eine vierte Klärstufe einführen. Diese zusätzliche Filterstufe soll in der Lage sein, Arzneimittelrückstände und Mikroschadstoffe aus dem Abwasser zu entfernen. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gibt es bereits Modellregionen mit der vierten Klärstufe, die größtenteils aus Landesmitteln finanziert werden. Die Richtlinie wurde im April vom Europäischen Parlament genehmigt, wartet jedoch noch auf die endgültige Zustimmung des Rates der EU.

Die geplante EU-Abwasserrichtlinie wirft komplexe Fragen auf, die sowohl ökologische als auch ökonomische Dimensionen betreffen. Auf der einen Seite ist die Notwendigkeit, umweltbedingte Schäden durch Arzneimittelrückstände zu minimieren, unbestreitbar. Die Einführung einer vierten Klärstufe stellt einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Wasserqualität dar und schützt die Umwelt sowie die Wasserlebewesen.

Auf der anderen Seite steht die erhebliche finanzielle Belastung für die Arzneimittelhersteller, die durch diese Richtlinie auf sie zukommt. Die Aussicht auf steigende Arzneimittelpreise wird von vielen Bürgern als besorgniserregend angesehen, vor allem von denen, die bereits heute unter den finanziellen Belastungen der Gesundheitsversorgung leiden. Es ist entscheidend, dass eine ausgewogene Lösung gefunden wird, die sowohl den ökologischen Anforderungen gerecht wird als auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Arzneimittelversorgung sicherstellt.

Der Dialog zwischen Politik, Industrie und Öffentlichkeit muss intensiviert werden, um sicherzustellen, dass die Umsetzung der neuen Abwasserrichtlinie nicht nur ökologische Fortschritte bringt, sondern auch die soziale und wirtschaftliche Belastung für die Bürger in akzeptablen Grenzen hält. Nur durch eine umfassende und transparente Diskussion können die Herausforderungen gemeistert werden, die diese Richtlinie mit sich bringt.

Berlin: Apothekenzahlen sinken drastisch – Senat verspricht Reformen

In Berlin ist die Anzahl der Apotheken zwischen Ende 2014 und Ende 2023 um 145 Betriebe, also um 16,8 Prozent, gesenkt worden. Diese Entwicklung zeigt sich besonders drastisch im Bezirk Lichtenberg, wo mehr als ein Viertel der Apotheken geschlossen wurde. Im Gegensatz dazu verzeichnete der Bezirk Spandau den geringsten Rückgang. Der Berliner Senat hat sich verpflichtet, sich für eine angemessene Vergütung der Apotheken einzusetzen.

Kristian Ronneburg, Abgeordneter der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, erkundigte sich bereits im Februar dieses Jahres beim Senat nach der Lage der Apotheken in seinem Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Er interessierte sich nicht nur für die Entwicklung der Apothekenzahlen in den letzten zehn Jahren, sondern auch für die Maßnahmen, die der Senat ergreift, um dem rückläufigen Trend entgegenzuwirken. Im August ergänzte Ronneburg seine Anfrage, indem er sich mit dem „Apothekensterben in Berlin“ auf alle Bezirke erstreckte.

Die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege bestätigte, dass die Anzahl der Apotheken in allen Berliner Bezirken seit 2013 gesenkt wurde, insgesamt um 16,8 Prozent. Parallel dazu stieg die Bevölkerungszahl Berlins im Zeitraum von 2014 bis 2023 um etwas mehr als 9 Prozent.

Eine detaillierte Tabelle zeigt, dass die Zahl der Apotheken von 863 Ende 2014 auf 718 Ende 2023 gesenkt wurde. Besonders betroffen war der Bezirk Lichtenberg, wo die Anzahl der Apotheken von 62 auf 45 sank – ein Rückgang von 26 Prozent. Auch die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Steglitz-Zehlendorf verzeichneten einen Rückgang von mehr als 20 Prozent. Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, der nach wie vor die höchste Anzahl an Apotheken aufweist, sah einen Rückgang von 113 auf 91 Apotheken, was mehr als 19 Prozent entspricht. In Mitte, dem zentralen Bezirk Berlins, sank die Anzahl der Apotheken von 100 auf 81. Spandau verzeichnete den geringsten Rückgang, mit einem Minus von 6 Prozent.

Die Senatsverwaltung führte die geschlossenen Apotheken auf eine Vielzahl betriebswirtschaftlicher Gründe zurück. Dazu zählen das seit 2013 nicht angepasste packungsbezogene Apothekenhonorar und der vorübergehend erhöhte Kassenabschlag. Zudem stiegen die Betriebskosten für Personal, Energie und andere Ausgaben erheblich, während die Inflation seit 2013 um etwa 38 Prozent zugenommen hat. Weitere Herausforderungen umfassen den Fachkräftemangel, die Schwierigkeiten bei der Nachfolgeplanung, steigende Dokumentationspflichten, Lieferengpässe bei Arzneimitteln sowie die Anforderungen der Digitalisierung. Auch der Konkurrenzdruck durch europäische Anbieter wird als zusätzlicher Faktor genannt.

Die Senatsverwaltung weist darauf hin, dass die Gründung oder Schließung einer Apotheke eine unternehmerische Entscheidung ist, über die der Senat keine direkte Kontrolle hat. Auf politischer Ebene setzt sich der Senat jedoch, insbesondere in der Gesundheitsministerkonferenz und im Bundesrat, dafür ein, die bundesweit einheitlichen Rahmenbedingungen für Apotheken so zu gestalten, dass eine wirtschaftliche Basis für den Betrieb geschaffen wird. Dies umfasst unter anderem die Unterstützung der Beschlüsse der Gesundheitsministerkonferenz von 2023 und 2024.

Hinsichtlich möglicher Änderungen im Apotheken-Reformgesetz stellt die Senatsverwaltung klar, dass eine Bewertung eines Referentenentwurfs und seiner möglichen Auswirkungen auf die Berliner Verhältnisse derzeit nicht zielführend sei. Der konkrete Änderungsbedarf werde erst nach Vorlage des endgültigen Gesetzentwurfs im Bundesratsverfahren geprüft.

Der kontinuierliche Rückgang der Apotheken in Berlin offenbart eine besorgniserregende Tendenz, die nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität der betroffenen Betriebe infrage stellt. Trotz der Erhöhung der Bevölkerungszahl ist es besorgniserregend, dass die Anzahl der Apotheken weiterhin sinkt, insbesondere in Bezirken wie Lichtenberg, wo der Rückgang besonders ausgeprägt ist.

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig. Die stagnierenden Honorare und die gestiegenen Betriebskosten sind zentrale Faktoren, die die wirtschaftliche Grundlage vieler Apotheken bedrohen. Die steigenden Anforderungen und der Fachkräftemangel tragen zusätzlich zur Belastung bei. Es wird deutlich, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen für Apotheken nicht mehr ausreichen, um deren Betrieb langfristig zu sichern.

Der Berliner Senat sieht sich gefordert, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um diese Krise abzuwenden. Während politische Unterstützung auf Landesebene und im Bundesrat unverzichtbar ist, ist es entscheidend, dass auch konkrete und unmittelbare Maßnahmen zur Verbesserung der Vergütung und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Apotheken ergriffen werden. Es bleibt abzuwarten, wie der Senat auf diese Herausforderungen reagiert und ob die angekündigten politischen Initiativen ausreichend sind, um die Situation zu stabilisieren und einen weiteren Rückgang zu verhindern.

Versäumte Arzttermine: Lauterbach setzt auf Disziplin statt auf Strafzahlungen

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat einen Vorschlag zur Diskussion gestellt, der für Aufsehen sorgt: Krankenkassen sollen Strafzahlungen leisten, wenn Patienten ihre Arzttermine ohne rechtzeitige Absage versäumen. KBV-Chef Andreas Gassen erklärte in der »Bild«-Zeitung, dass solche Ausfallgebühren angemessen seien, da Termine nicht kurzfristig neu vergeben werden können. Diese Maßnahme soll die finanziellen Belastungen für Arztpraxen verringern, die durch unentschuldigte Terminabsagen entstehen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) widerspricht jedoch dieser Forderung entschieden. Laut einem Bericht der Onlineausgabe des »Spiegel« hält Lauterbach Geldstrafen für den falschen Ansatz. Der Minister appelliert stattdessen an die Patienten, keine Termine auszulassen, ohne den Arzt rechtzeitig zu informieren. Laut Lauterbach sollten Patienten zur Disziplin angehalten werden, um die Anzahl der versäumten Termine zu reduzieren.

Die Krankenkassen unterstützen Lauterbachs Position und setzen auf ein verbessertes Terminmanagement in den Praxen. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, schlägt vor, Erinnerungsservices einzuführen, um die Zahl der verpassten Termine zu minimieren. Reimann betont, dass es nicht gerecht wäre, die Versichertengemeinschaft für nicht wahrgenommene Arzttermine aufkommen zu lassen.

Laut Lauterbach stehen viele Arztpraxen, insbesondere in der hausärztlichen Versorgung, unter erheblichem Druck aufgrund der hohen Patientenzahl und der bürokratischen Anforderungen. Ein wesentlicher Faktor sei die Budgetierung der Praxen sowie bürokratische Hürden beim Honorar, die im Rahmen des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) reformiert werden sollen. Das Gesetz befindet sich derzeit im parlamentarischen Verfahren.

Der Bundesrechnungshof (BRH) hat jedoch kürzlich scharfe Kritik am GVSG geübt. In einem Bericht wird darauf hingewiesen, dass die geplanten Maßnahmen wie die Entbudgetierung Fehlanreize in der kassenärztlichen Versorgung setzen könnten. Der Bericht liegt nun beim Haushaltsausschuss des Bundestages zur weiteren Prüfung vor.

Die Diskussion um Strafzahlungen für versäumte Arzttermine offenbart die tiefen Risse im deutschen Gesundheitssystem. Während die KBV auf finanzielle Sanktionen setzt, um den Praxen zu helfen, plädiert Gesundheitsminister Lauterbach für eine Lösung durch Disziplin und verbessertes Terminmanagement. Die gegensätzlichen Positionen reflektieren eine grundsätzliche Unzufriedenheit mit den aktuellen Rahmenbedingungen in der medizinischen Versorgung.

Lauterbachs Ansatz, auf Disziplin und Erinnerungsservices zu setzen, mag auf den ersten Blick vernünftig erscheinen. Doch die Realität in den überlasteten Praxen zeigt, dass mehr als nur gute Vorsätze notwendig sind. Die Bürokratie und Budgetierung, die im GVSG reformiert werden sollen, sind seit Jahren ein Problem, und die Kritik des Bundesrechnungshofs an den geplanten Maßnahmen verdeutlicht die Komplexität der Situation.

Es bleibt abzuwarten, ob die vorgeschlagenen Reformen den gewünschten Effekt haben werden oder ob die Forderungen der KBV nach finanziellen Ausgleichszahlungen letztlich die dringend benötigten Veränderungen im System herbeiführen können. Klar ist, dass ein nachhaltiger Ansatz gefunden werden muss, um die Belastungen der Praxen zu reduzieren und gleichzeitig die Qualität der Patientenversorgung zu gewährleisten.

Pharmabranche im Umbruch: Kostenrisiken und Innovationschancen – Das nächste Sparpaket naht

Im kommenden Jahr könnten der Pharmabranche erneut herausfordernde Zeiten bevorstehen. Thomas Müller, Abteilungsleiter für Arzneimittel im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), deutet darauf hin, dass weitere Kostendämpfungsmaßnahmen zu erwarten sind. Die Sorgen der Branche werden durch die jüngsten Finanzierungsberichte der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für das erste Halbjahr 2024 verstärkt, die einen deutlichen Anstieg der Arzneimittelausgaben zeigen.

Müller prognostiziert für 2025 mögliche „dunkle Wolken“ und betont, dass ohne zusätzliche Kostendämpfungsmaßnahmen die finanzielle Lage der GKV problematisch werden könnte. Trotz der anstehenden Bundestagswahl, die die politische Entscheidungsfindung möglicherweise beeinflussen könnte, ist Müller überzeugt, dass nach der Wahl Maßnahmen zur Stabilisierung der GKV-Finanzen notwendig werden. Die Herausforderung wird darin bestehen, „intelligente Konzepte“ zu entwickeln, um die Finanzen der GKV zu sichern, ohne die Pharmabranche übermäßig zu belasten.

Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Pharma Deutschland, hebt hervor, dass die Bundesregierung den Wert der Pharmabranche erkannt hat. Sie lobt die positiven Entwicklungen und betont die Bedeutung der Branche im Vergleich zu anderen Schlüsselindustrien wie der Automobilbranche. Thomas Müller bestätigt zwar die Bedeutung der Pharmabranche, sieht jedoch beide Branchen als essenziell für Deutschland an. Er begrüßt die Fortschritte, die durch die Pharmastrategie der Bundesregierung erzielt wurden, und verweist auf das Medizinforschungsgesetz (MFG), das bereits vom Bundestag beschlossen wurde und nun den Bundesrat passieren muss.

Brakmann kritisiert den Reflex, bei Arzneimitteln durch höhere Herstellerrabatte zu sparen, und schlägt vor, alternative Effizienzreserven zu prüfen, wie die Stärkung der Selbstmedikation. Sie warnt davor, die Branche durch neue Sparmaßnahmen weiter zu belasten, was zu weiteren Auslistungen führen könnte.

In der Diskussion äußerte Müller Besorgnis über die Situation der Apotheker, die in einer vorherigen Veranstaltung „deutlich verzweifelt“ wirkten und auf die Notwendigkeit hinwiesen, die Anzahl der Krankenhäuser zu überprüfen. Müller betont, dass solche Konflikte die Herausforderungen verdeutlichen, vor denen die Branche steht.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion zeigten Vertreter der Pharmaindustrie, Ärzteschaft, Krankenkassen und Apotheken den Willen, gemeinsam Lösungen zu finden. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening plädierte dafür, die bestehende Misstrauenskultur zu überwinden und mehr für Innovation und Veränderung zu tun. Sie schlug vor, dass Apotheker zur Entlastung der Arztpraxen beitragen und den Versicherten bei der Nutzung ihrer elektronischen Patientenakte helfen könnten. Overwiening betonte, dass es wichtig sei, den Nutzen von Arzneimitteln zu betrachten, anstatt sie lediglich als Kostenfaktor zu sehen.

Es erscheint unwahrscheinlich, dass in der aktuellen Legislaturperiode noch viele neue Initiativen gestartet werden. Die großen Gesetzesvorhaben, darunter die Krankenhausreform und die Apothekenreform, laufen bereits. Das Reformgesetz wird derzeit als mögliche Kabinettvorlage im September betrachtet, jedoch ist die interne Abstimmung innerhalb der Regierung noch nicht abgeschlossen. Die Auswirkungen der politischen Entwicklungen auf die Pharmabranche bleiben abzuwarten.

Die Zukunft der Pharmabranche steht vor einem unsicheren Horizont. Während Thomas Müller auf drohende Kostendämpfungsmaßnahmen hinweist, die durch den Anstieg der Arzneimittelausgaben bedingt sind, gibt es auf der anderen Seite Hoffnung durch die positiven Entwicklungen der Pharmastrategie der Bundesregierung. Der Spagat zwischen finanzieller Belastung und notwendiger Innovation ist herausfordernd und erfordert sorgfältige Überlegungen.

Dorothee Brakmanns Kritik an der Tendenz, die Branche durch höhere Herstellerrabatte zu belasten, ist berechtigt. Effizienzreserven sollten nicht nur in Kostensenkungen, sondern auch in der Förderung von Innovation und Selbstmedikation gesucht werden. Die Branche steht vor der Aufgabe, ihre Rolle als wertvoller Partner im Gesundheitswesen zu verteidigen, ohne dabei den Druck der Kostendämpfung zu unterschätzen.

Die Besorgnis, die Müller über die Situation der Apotheker äußert, spiegelt die komplexe Realität wider, in der unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen. Die Diskussion über die Anzahl der Krankenhäuser und die abnehmenden Apothekenzahlen verdeutlicht die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes, der die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt.

Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, wie sie in der Podiumsdiskussion zum Ausdruck kam, ist ein positives Zeichen. Die Forderung nach der Überwindung der Misstrauenskultur und der Fokus auf Innovation sind Schlüssel, um die Herausforderungen zu meistern und die Zukunft der Pharmabranche positiv zu gestalten. Die kommenden Monate werden zeigen, wie die Politik und die Branche diese komplexen Aufgaben angehen und welche Wege zur Stabilisierung und Weiterentwicklung der GKV gefunden werden.

Matthias Mieves über die Zukunft der Apotheken: Mehr Geld, aber keine einfachen Lösungen

Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Digitalexperte Matthias Mieves diskutierte bei der Veranstaltung „AByou meets…“ umfassend über die Zukunft der Apotheken und die geplanten Reformen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Herausforderungen der aktuellen Reformpläne sowie die Definition und Rolle der Telepharmazie. Auch persönliche Präferenzen Mieves’ kamen zur Sprache.

Mieves wies darauf hin, dass die langfristige Sicherstellung der Arzneimittelversorgung durch Apotheken ohne zusätzliche finanzielle Mittel gefährdet sei. Dies werde besonders relevant, da der derzeitige Referentenentwurf des Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) lediglich eine Umverteilung des Honorars vorsieht, ohne zusätzliche Gelder in das System zu bringen. Mieves betonte, dass es neben einer Erhöhung des Fixums auch um die Vergütung weiterer Leistungen in Apotheken gehen müsse. Er plädierte für eine grundlegende strukturelle Veränderung und forderte die Apothekerschaft auf, innovative Vorschläge zur Weiterentwicklung der Apotheken einzubringen. Insbesondere die Telepharmazie sollte dabei im Fokus stehen, wobei Entbürokratisierung und die Erschließung neuer Aufgabenfelder von Bedeutung seien.

Während der einstündigen Online-Diskussion wurde das Thema Geld erneut intensiv behandelt. Mieves räumte ein, dass eine erfolgreiche Reform nur dann möglich sei, wenn auch zusätzliche finanzielle Mittel bereitgestellt würden. Er verteidigte die geplante Umverteilung des Honorars im Rahmen des ApoRG als notwendigen Schritt. Zwar bleibe der gesamte Topf gleich, doch werde der aktuelle Mechanismus als unzureichend angesehen, da das Fixum seit Jahren unverändert geblieben sei. Die Reform, die eine regelmäßige Aushandlung des Honorars durch die Apotheken vorsieht, wurde von Mieves als Fortschritt im Vergleich zur bisherigen Regelung bewertet.

Ein weiterer Kritikpunkt, der von der Apothekerschaft geäußert wurde, ist die Möglichkeit von „Apotheken ohne Apotheker“. Mieves wies darauf hin, dass diese Vorstellung nicht von der Politik, sondern von der Apothekerschaft selbst stammt. Der Entwurf sehe vielmehr vor, dass Approbierte virtuell präsent sein könnten, was eine flexible Gestaltung des Arbeitsumfeldes ermögliche.

In der abschließenden Schnellfragerunde offenbarte Mieves einige persönliche Präferenzen: Er zieht das Meer den Bergen vor, Hunde den Katzen und Popmusik dem Schlager. Bei Medikamenten bevorzugt er Paracetamol gegenüber Ibuprofen und E-Autos gegenüber Verbrennungsmotoren. Zudem favorisiert er die Freiberuflichkeit der staatlichen Regulierung und befürwortet das Mehrbesitzverbot gegenüber Apothekenketten.

Mieves’ Auftritt bei „AByou meets…“ verdeutlichte die Komplexität der Herausforderungen, vor denen die Apotheken stehen. Er hob die Notwendigkeit hervor, die Reformen umfassend zu betrachten und neben finanziellen Aspekten auch strukturelle Veränderungen und innovative Ansätze in den Mittelpunkt zu stellen.

Matthias Mieves’ Auftritt bei „AByou meets…“ brachte einen klaren Fokus auf die Notwendigkeit einer umfassenden Reform der Apothekenstruktur. Mieves’ Argumente verdeutlichen, dass alleinige finanzielle Anpassungen nicht ausreichen, um die Herausforderungen der Apothekenbranche zu bewältigen. Die geplante Umverteilung des Honorars im Rahmen des Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch die Kritik an der bloßen Verschiebung von Mitteln bleibt berechtigt.

Die Forderung nach zusätzlichen finanziellen Mitteln und strukturellen Veränderungen ist nachvollziehbar. Mieves’ Betonung auf der Weiterentwicklung der Telepharmazie und der Entbürokratisierung zeigt ein Bewusstsein für die Notwendigkeit, die Apotheken zukunftsfähig zu gestalten. Es ist jedoch fraglich, ob die vorgesehene Reform den umfassenden Bedürfnissen der Branche gerecht wird oder ob sie lediglich kurzfristige Anpassungen bietet.

Die klare Stellungnahme zu Themen wie Mehrbesitzverbot und die Ablehnung von Apothekenketten reflektiert eine tiefergehende Überlegung über die Marktstruktur und deren Einfluss auf die Versorgungssicherheit. Mieves’ Engagement für die Apothekenbranche ist zu begrüßen, doch die tatsächliche Wirksamkeit der Reformpläne wird sich erst zeigen, wenn konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.

Insgesamt bleibt abzuwarten, wie die geplanten Reformen und Mieves’ Vorschläge in der Praxis greifen werden und ob sie die gewünschten Verbesserungen für die Apotheken bringen können.

Merz Investiert 50 Millionen Euro in Neue Abfülllinie in Dessau-Roßlau

Das Pharmaunternehmen Merz hat am Standort Dessau-Roßlau eine neue sterile Abfülllinie in Betrieb genommen, die mit einer Investition von rund 50 Millionen Euro realisiert wurde. Die Investition wurde von der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) bekannt gegeben und stellt einen bedeutenden Schritt für den Standort dar.

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU) bezeichnete den Biopharmapark in Dessau-Roßlau als einen der innovativsten und dynamischsten Industriestandorte in Sachsen-Anhalt. Er betonte, dass die Investition von Merz ein klares Bekenntnis zum Standort und dessen zukünftiger Entwicklung sei. Im Frühjahr wurde bekannt, dass Merz plant, langfristig die Kapazitäten nach Dessau-Roßlau zu verlagern und den Standort im hessischen Reinheim in den kommenden Jahren zu schließen. Diese Verlagerung soll die Logistikkette vereinfachen und dem Unternehmen ermöglichen, flexibler auf die sich stetig ändernden Marktbedingungen zu reagieren.

Philip Burchard, Geschäftsführer von Merz, erklärte, dass der Standort Dessau-Roßlau eine zentrale Rolle in der Produktion der weltweit vertriebenen Produkte des Unternehmens spiele. Die steigende Nachfrage nach diesen Produkten und die kontinuierliche Entwicklung des Standorts seien ausschlaggebend für die Investition. Neben der neuen Abfülllinie wurden auch Erweiterungsflächen und neue Multifunktionsgebäude geschaffen, während ein weiteres Gebäude im Bau ist, das bald für mikrobiologische Tests genutzt werden soll.

Oberbürgermeister Dr. Robert Reck begrüßte die Inbetriebnahme der neuen Fertigungslinie als einen Meilenstein für die wirtschaftliche Entwicklung von Dessau-Roßlau. Er unterstrich die Bedeutung der Investition für die Stadt und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Reck betonte, dass die Investition von Merz die Position der Stadt als bedeutenden Pharmastandort weiter festige.

Die Merz Group, die ihren Sitz in Frankfurt am Main hat und seit über 116 Jahren in Familienbesitz ist, umfasst mehrere Geschäftsbereiche wie Merz Aesthetics, Merz Therapeutics, Merz Consumer Care, Merz Immobilien, Merz Financial Investments und Merz Private Markets. Seit 2002 werden am Standort Dessau-Roßlau ästhetische und neurologische Spezialprodukte hergestellt, die besonders umsatzstark sind.

Die Entscheidung von Merz, 50 Millionen Euro in eine neue Abfülllinie in Dessau-Roßlau zu investieren, markiert einen bedeutenden Moment für den Pharmastandort und für das Unternehmen selbst. Diese Investition ist nicht nur ein Zeichen des Vertrauens in die Region, sondern auch ein strategischer Schritt zur Optimierung der Produktions- und Logistikprozesse. Die Verlagerung der Kapazitäten von Reinheim nach Dessau-Roßlau wird Merz ermöglichen, flexibler auf Marktveränderungen zu reagieren und sich besser auf die wachsende Nachfrage vorzubereiten. Die Investition trägt zudem zur wirtschaftlichen Stärkung der Stadt bei und schafft Arbeitsplätze, was für die Region von großem Vorteil ist. Die neuen multifunktionalen Gebäude und die geplanten mikrobiologischen Tests zeigen das Engagement von Merz für Innovation und Qualitätssicherung. Insgesamt ist diese Investition ein positives Signal für die Zukunft der Pharmabranche in Sachsen-Anhalt und bestätigt die Rolle von Dessau-Roßlau als bedeutender Standort für die Pharmaindustrie.

Weltweit drastischer Anstieg der Cholera-Todesfälle

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen alarmierenden Anstieg der Cholera-Todesfälle weltweit gemeldet. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Todesopfer durch die behandelbare Infektionskrankheit um 71 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden über 4000 Todesfälle registriert, während die Zahl der gemeldeten Krankheitsfälle um 13 Prozent auf 535.321 anstieg. Besonders betroffen sind Kinder unter fünf Jahren, die 38 Prozent der gemeldeten Fälle ausmachen. Experten schätzen, dass die tatsächliche Zahl der Fälle und Todesfälle aufgrund unvollständiger Berichterstattung und unzureichender Diagnostik erheblich höher sein könnte.

Cholera, eine schwere Durchfallerkrankung, kann zu massivem Flüssigkeitsverlust, Nierenversagen und Tod führen. Die Infektion erfolgt hauptsächlich durch den Konsum von Trinkwasser, das mit Fäkalien oder Erbrochenem infizierter Personen verunreinigt ist, oder durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel. In Afrika, dem am stärksten betroffenen Kontinent, hat sich die Zahl der Fälle mehr als verdoppelt, während sie in Asien und im Nahen Osten um etwa ein Drittel zurückging.

Auch im laufenden Jahr bleiben die Zahlen besorgniserregend hoch. Bislang hat die WHO 342.000 Krankheitsfälle und 2400 Todesfälle gemeldet. Der Anstieg der Cholera-Ausbrüche wird auf eine Vielzahl von Faktoren zurückgeführt: anhaltende Konflikte, Klimawandel, unzureichende Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Armut, Unterentwicklung sowie die Vertreibung von Menschen durch neue und wieder aufflammende Konflikte und Naturkatastrophen.

Ein entscheidender Faktor für die Krise ist der akute Mangel an Impfstoffen. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 36 Millionen Impfdosen produziert, obwohl der Bedarf doppelt so hoch war. Die Produktion wird derzeit intensiv erhöht, um dem Mangel entgegenzuwirken und weitere Ausbrüche einzudämmen.

Der dramatische Anstieg der Cholera-Todesfälle ist ein alarmierendes Signal, das uns unmissverständlich vor Augen führt, wie dringend Handlungsbedarf besteht. Die erschreckenden Zahlen sind nicht nur eine humanitäre Katastrophe, sondern auch ein klarer Hinweis auf die tiefgreifenden globalen Herausforderungen, die die Bekämpfung dieser vermeidbaren Krankheit erschweren.

Die Verknüpfung von Konflikten, Klimawandel und unzureichender Infrastruktur schafft ideale Bedingungen für die Ausbreitung von Cholera. Diese Faktoren verstärken die Notwendigkeit einer umfassenden und integrierten Strategie zur Gesundheitsversorgung und Krisenbewältigung. Es ist von zentraler Bedeutung, dass internationale Organisationen, Regierungen und Hilfsorganisationen gemeinsam an einer nachhaltigen Lösung arbeiten, um die zugrunde liegenden Ursachen der Cholera-Ausbrüche anzugehen.

Der Impfstoffmangel stellt eine weitere große Herausforderung dar. Die Produktion muss dringend ausgeweitet werden, um die globalen Anforderungen zu erfüllen und zukünftige Ausbrüche zu verhindern. Es ist auch entscheidend, dass in betroffenen Regionen verbesserte Wasser- und Abwasserversorgungssysteme eingerichtet werden, um die hygienischen Bedingungen zu verbessern und die Verbreitung von Cholera zu stoppen. Die internationale Gemeinschaft muss sich vereinen, um diesen Kampf zu gewinnen und die grundlegenden Lebensbedingungen für Millionen von Menschen zu verbessern.

Montelukast: Effektivität und Risiken in der Asthma-Behandlung

Montelukast ist der einzige Leukotrien-Rezeptor-Antagonist, der derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Dieses Medikament wird ergänzend zu inhalativen Corticosteroiden und β-Sympathomimetika bei Asthma eingesetzt, ist jedoch nicht für die akute Behandlung geeignet. Montelukast wirkt als oral bioverfügbarer Antagonist, der spezifisch am Cysteinyl-Leukotrien-Rezeptor 1 (CysLT1) bindet. Dies blockiert die Wirkung der Cysteinyl-Leukotriene LTC4, LTD4 und LTE4, die als starke Bronchokonstriktoren bekannt sind. Ihre Potenz übertrifft die von Histamin um das bis zu 5000-fache. Durch diese Wirkung kann Montelukast die Bronchokonstriktion vermindern und auch die Schleimproduktion, Ödembildung und Eosinophilen-Anreicherung in den Atemwegen hemmen.

Das Medikament ist für Patienten ab sechs Monaten zugelassen, deren Asthma mit Standardtherapien nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 bis 14 Jahren, die keine inhalativen Corticosteroide nutzen können, bietet Montelukast eine zusätzliche Therapieoption. Außerdem kann es bei Patienten ab zwei Jahren zur Vorbeugung von Belastungsasthma eingesetzt werden. Bei Personen ab 15 Jahren kann Montelukast auch zur Linderung der Symptome einer saisonalen allergischen Rhinitis eingesetzt werden, während die Anwendung bei perennialer allergischer Rhinitis als Off-Label-Einsatz gilt.

Montelukast wird in verschiedenen Dosierungen angeboten: 4 mg für Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren, 5 mg für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren sowie 10 mg für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene. Die Einnahme erfolgt abends und sollte kontinuierlich fortgesetzt werden, unabhängig von der Symptomatik. Das Granulat, die Kautabletten und die Filmtabletten haben unterschiedliche Einnahmehinweise: Das Granulat kann mit weicher Nahrung vermischt werden und muss innerhalb von 15 Minuten nach Öffnung des Beutels verbraucht werden, während Kautabletten mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme eingenommen werden sollten.

Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Infektionen der oberen Atemwege, gastrointestinale Beschwerden wie Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen, sowie ein Anstieg der Leberwerte. Besonders kritisch sind die möglichen neuropsychiatrischen Nebenwirkungen, einschließlich Verhaltensänderungen, Depressionen und Suizidalität, bei deren Auftreten die Behandlung umgehend abgebrochen werden sollte.

Montelukast wird über das Cytochrom P450-Enzymsystem metabolisiert, was bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen Medikamenten, die diese Enzyme beeinflussen, Vorsicht erforderlich macht. Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Montelukast nur angewendet werden, wenn es eindeutig erforderlich ist, da die verfügbaren Daten zu einem embryotoxischen Risiko nicht ausreichen, um eine uneingeschränkte Anwendung zu empfehlen.

Laut dem „Arzneiverordnungsreport 2022“ hat Montelukast aufgrund seines begrenzten entzündungshemmenden Effekts und der möglichen Nebenwirkungen eine untergeordnete Rolle in der Asthmatherapie. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 34,1 Millionen Tagesdosen Montelukast auf Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherung verordnet.

Montelukast, als einziger Vertreter der Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten, stellt eine wertvolle Ergänzung zu den bestehenden Asthmamedikamenten dar, insbesondere für Patienten, deren Symptome mit herkömmlichen Therapien nicht ausreichend kontrolliert werden. Doch die begrenzte Wirksamkeit und die potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen werfen Fragen zur Gesamtbewertung dieses Medikaments auf. Die berichteten neuropsychiatrischen Effekte sind besonders alarmierend und erfordern eine sorgfältige Überwachung der Patienten während der Behandlung. Die Tatsache, dass Montelukast nur bei etwa der Hälfte der Patienten einen merkbaren Effekt erzielt, verdeutlicht die Notwendigkeit, individuell abgestimmte Therapieansätze zu finden.

Trotz der wachsenden Verordnungszahlen, die im Jahr 2021 beachtliche 34,1 Millionen Tagesdosen erreichten, bleibt Montelukast aufgrund seiner begrenzten Einsatzmöglichkeiten und der möglichen Nebenwirkungen eine sekundäre Wahl in der Asthmatherapie. Es ist entscheidend, dass sowohl Ärzte als auch Patienten die potenziellen Risiken gegen die Vorteile abwägen und eine informierte Entscheidung treffen, die auf der individuellen Krankheitslage und den spezifischen Bedürfnissen basiert. Die kontinuierliche Beobachtung und Forschung sind unerlässlich, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit von Montelukast weiter zu evaluieren und gegebenenfalls alternative therapeutische Optionen zu entwickeln.

Studie zeigt positive Auswirkungen der Hormonersatztherapie auf Blutfettwerte

Die Hormonersatztherapie (HRT) könnte sich langfristig positiv auf die Herzgesundheit auswirken, so eine neue Studie, die auf dem Jahreskongress der Menopause Society in Chicago vorgestellt wurde. Die Untersuchung, die auf Daten der Women’s Health Initiative basiert, beleuchtet die Auswirkungen von konjugierten equinen Estrogenen, entweder allein oder in Kombination mit Medroxyprogesteronacetat (MPA), auf verschiedene Blutfettwerte und Insulinresistenz.

Laut der Studie zeigten Frauen, die HRT erhielten, im Vergleich zur Placebo-Gruppe signifikante Verbesserungen in ihren Blutfettwerten. Die HDL-Cholesterinwerte, die als „gutes“ Cholesterin bekannt sind, stiegen um 13 Prozent bei der alleinigen Estrogentherapie und um 7 Prozent bei der Kombinationstherapie mit MPA. Gleichzeitig sanken die LDL-Cholesterinwerte, die mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind, um jeweils 11 Prozent.

Zusätzlich berichteten die Forscher von einer reduzierten Insulinresistenz, die unter Estrogentherapie um 14 Prozent und unter Estrogen plus MPA um 8 Prozent seltener auftrat. Auch der Lipoprotein(a)-Wert, ein weiterer Marker für Herz-Kreislauf-Risiken, sank um 15 Prozent bei der alleinigen Estrogentherapie und um 20 Prozent bei der Kombinationstherapie. Triglyceridwerte zeigten jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen der HRT- und der Placebo-Gruppe.

Dr. Matthew Nudy vom Penn State Hershey Medical Center, der die Studie leitete, betont, dass weitere Forschungen notwendig sind, um zu klären, ob andere Progesterone die positiven Effekte von Estrogenen in der HRT weniger beeinträchtigen. Dr. Stephanie Faubion, medizinische Leiterin der Menopause Society, unterstreicht die Relevanz dieser Ergebnisse und ihre Bedeutung für die Entscheidung von Frauen und medizinischem Fachpersonal hinsichtlich der Anwendung von HRT. Sie weist darauf hin, dass solche Studien wertvoll sind, um Frauen bei der Wahl der geeigneten Behandlung für Wechseljahrsbeschwerden zu unterstützen.

Insgesamt liefert die Studie ermutigende Ergebnisse hinsichtlich der potenziellen Vorteile der HRT für die Herzgesundheit. Dennoch bleibt abzuwarten, wie diese Ergebnisse in zukünftigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und in der klinischen Praxis umgesetzt werden.

Die Ergebnisse dieser Studie sind ein bedeutender Schritt in der Bewertung der Langzeiteffekte von Hormonersatztherapien auf die Herzgesundheit von Frauen. Die Verbesserungen in den Blutfettwerten und die reduzierte Insulinresistenz bieten überzeugende Anhaltspunkte dafür, dass HRT weit über die Linderung von Wechseljahrsbeschwerden hinaus positive Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit haben könnte. Dennoch sind weitere Studien erforderlich, um die genauen Mechanismen und potenziellen Langzeitfolgen besser zu verstehen.

Für Frauen, die mit Wechseljahrsbeschwerden kämpfen und erwägen, eine HRT zu beginnen, bieten diese Ergebnisse eine wertvolle Orientierung. Die Möglichkeit, nicht nur Symptome zu lindern, sondern auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken, könnte die Entscheidung für eine HRT unterstützen. Dennoch sollte jede Entscheidung individuell getroffen werden, unter Berücksichtigung der persönlichen Gesundheitsgeschichte und in Absprache mit einem Facharzt. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Forschung die vorliegenden Ergebnisse bestätigt und weiter verfeinert, um eine noch gezieltere und sicherere Anwendung von HRT zu ermöglichen.

Stärkung der Resilienz bei Kindern zur Vorbeugung psychischer Erkrankungen

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen steht zunehmend im Fokus, da aktuelle Statistiken einen besorgniserregenden Trend aufzeigen. Laut dem DAK-Präventionsradar zeigen jede siebte minderjährige Person depressive Symptome, und jede dritte fühlt sich einsam. Diese Zahlen spiegeln sich auch in den Ergebnissen der Lancet-Psychiatrie-Kommission wider, die von Cornelia Metge, Vorstandsmitglied der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, als „alarmierend“ bezeichnet werden.

Andreas Hillert, Chefarzt der Schön Klinik Roseneck in Prien, beschreibt eine alarmierende Orientierungslosigkeit bei vielen seiner jungen Patienten. Rund 50 Prozent der Jugendlichen wissen nach dem Schulabschluss nicht, was sie tun sollen. Hillert führt dies oft auf individualistische Erziehungsmodelle zurück, bei denen das Motto „Hauptsache du bist glücklich“ vorherrscht, ohne die Integration in gesellschaftliche Strukturen ausreichend zu berücksichtigen. Ein erfülltes Leben erfordere jedoch, dass individuelle Wünsche und Möglichkeiten mit den gesellschaftlichen Anforderungen abgeglichen werden. Hillert betont, dass Kinder Werkzeuge benötigen, um ihre Resilienz zu stärken, und dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Kita, Schule, Jugendhilfe und Gesundheitswesen sowie eine aktive Rolle der Eltern entscheidend sei.

Hillert rät Eltern, ihren Kindern Verantwortung und Struktur zu vermitteln, indem sie ihnen beibringen, realistische Ziele zu setzen und Verantwortung für ihre Zukunft zu übernehmen. Eltern sollten offen über ihren Beruf sprechen und dabei Werte wie Engagement und die Bedeutung harter Arbeit vermitteln. Zudem sollten sie ihren Kindern zeigen, dass man für besondere Wünsche auch selbst arbeiten muss.

Es ist ebenfalls wichtig, dass Eltern nicht versuchen, ihren Kindern alle Schwierigkeiten abzunehmen. Stattdessen sollten sie gezielt Konflikte zulassen, an denen Kinder wachsen können, und sie in den Erwachsenenalltag einbeziehen, um ihnen reale Vorbilder zu bieten. Ein weiterer kritischer Punkt ist die Mediennutzung: Übermäßiger Konsum von Smartphones, Computern und Games kann zu sozialer Isolation führen. Eltern sollten daher klare Grenzen setzen und selbst als Vorbilder fungieren.

Hillert empfiehlt, Kinder zu verbindlichen Aktivitäten wie Musikunterricht oder Sport zu ermutigen, da diese Aktivitäten die Entwicklung sozialer Netzwerke und die Resilienz stärken. Sport wird besonders hervorgehoben, da er hilft, über Jahre hinweg Lernerfahrungen zu sammeln und soziale Kompetenzen zu entwickeln.

Laut Hillert kann das Erziehungsprinzip „Mach, was du willst, Hauptsache du bist glücklich“ langfristig zu Stress und geringer Belastbarkeit führen. Jugendliche aus „hedonistischen“ Milieus, die kurzfristigen Genuss und Spaß priorisieren, sind häufiger in psychiatrischen Einrichtungen vertreten und haben schlechtere Erfolgsaussichten im Vergleich zu Jugendlichen aus traditionellen Milieus, die berufliche und persönliche Perspektiven höher bewerten. Hillert plädiert daher für mehr Orientierung und klare Rahmenbedingungen von Seiten der Eltern.

Insgesamt zeigt sich, dass eine ausgewogene Erziehung, die sowohl individuelle Freiheit als auch Verantwortung umfasst, entscheidend für die Stärkung der Resilienz von Kindern und Jugendlichen ist und somit zur Vorbeugung psychischer Erkrankungen beiträgt.

Die alarmierenden Zahlen zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fordern uns dazu auf, über die Grundlagen unserer Erziehungsmethoden nachzudenken. Die Erkenntnisse von Andreas Hillert unterstreichen die Dringlichkeit, Erziehungsansätze zu überdenken, die auf individueller Freiheit basieren, ohne die notwendige Orientierung und Struktur zu bieten.

Es ist essenziell, dass Eltern nicht nur als Unterstützer, sondern auch als Vorbilder fungieren. Die klare Vermittlung von Verantwortung und die Schaffung eines strukturierten Umfelds sind entscheidend, um Kindern die Fähigkeit zu geben, ihre Resilienz zu stärken. Die Balance zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung ist nicht nur ein Erziehungsansatz, sondern eine Notwendigkeit, um den psychischen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen.

Die Empfehlung, Kinder zu verbindlichen Aktivitäten wie Sport zu ermutigen, zeigt, wie wichtig es ist, soziale Kompetenzen und Lebensfähigkeiten frühzeitig zu fördern. Solche Aktivitäten sind nicht nur eine Möglichkeit zur Freizeitgestaltung, sondern auch ein Schlüssel zur Entwicklung von Resilienz und sozialen Netzwerken.

Eltern stehen vor der Herausforderung, klare Grenzen zu setzen und gleichzeitig als aktive Begleiter im Lebensweg ihrer Kinder aufzutreten. Nur durch eine solche ausgewogene Herangehensweise können wir hoffen, den besorgniserregenden Trend psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen umzukehren und ihnen eine stabile Grundlage für ihre Zukunft zu bieten.

Liraglutid bald auch für jüngere Kinder?

In einer aktuellen Phase-IIIa-Studie des Herstellers Novo Nordisk wurden neue Ergebnisse zur Wirksamkeit des GLP-1-Agonisten Liraglutid bei adipösen Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren vorgestellt. Der Wirkstoff, der unter dem Handelsnamen Saxenda® bekannt ist, ist bislang für Jugendliche ab zwölf Jahren zur Gewichtsreduktion zugelassen. Die neueste Untersuchung, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, beleuchtet die potenzielle Erweiterung des Einsatzbereichs auf jüngere Altersgruppen.

Die SCALE Kids-Studie umfasste 82 Kinder mit einem Body-Mass-Index (BMI) auf der 95. Perzentile oder darüber. Die Kinder erhielten über einen Zeitraum von 56 Wochen entweder täglich 3 mg Liraglutid oder ein Placebo, gefolgt von einer 26-wöchigen Beobachtungsphase. Neben der medikamentösen Behandlung wurden in beiden Gruppen Lebensstiländerungsmaßnahmen durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die Liraglutid erhielten, ihren BMI im Durchschnitt um 5,8 % senkten, während die BMI der Placebo-Gruppe um 1,6 % anstiegen. Die Differenz zwischen beiden Gruppen betrug 7,4 % (95%-Konfidenzintervall [KI]: −11,6 bis −3,2; P

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