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Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Personal, Reformen und Engpässe

Herausforderungen bei der Fachkräftegewinnung, gesetzlichen Unsicherheiten und der medizinischen Versorgung

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Die Personalgewinnung in Apotheken wird zunehmend zur Herausforderung. Auf der Expopharm in München wurden aktuelle Strategien vorgestellt, um Fachkräfte zu gewinnen. Gleichzeitig stehen Apotheken vor Unsicherheiten durch die geplante Reform des Apothekengesetzes und wiederkehrende Ausfälle in der Telematikinfrastruktur, die den Versorgungsauftrag gefährden. Zudem erschwert die Kündigung der Hilfstaxe die Rezepturabrechnung, was zu Konflikten mit Krankenkassen führt. Wissenschaftler warnen vor Überdramatisierung bei Medikamentenengpässen, während der VdK stärkere Kompetenzen für Apotheken fordert. Der Engpass bei Kochsalzlösungen zeigt die Abhängigkeit von Auslandslieferungen auf, und ein umfangreicher Rezeptbetrug in Hessen wurde aufgedeckt. Die Diskussion um die Dualisierung der PTA-Ausbildung könnte den Beruf attraktiver machen, und die Legalisierung von Cannabis wirft neue Fragen zur medizinischen Nutzung auf. Krafttraining und Ernährung sind wichtige Mittel gegen Alterserscheinungen wie Muskelschwund, während das seltene Kounis-Syndrom in den Fokus der Arzneimittelsicherheit rückt.

Moderne Personalgewinnung: Apotheken im Wettbewerb um Fachkräfte

Die Personalgewinnung in Apotheken stellt eine zunehmende Herausforderung dar. Auf der Expopharm in München wurden im Rahmen des sogenannten Inspiration-Lab aktuelle Strategien zur Lösung dieses Problems vorgestellt. In einem Vortrag, der von Florian Giermann moderiert wurde, wurde verdeutlicht, dass sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert hat. Früher waren es die Arbeitnehmer, die sich um offene Stellen beworben haben, doch heute hat sich das Blatt gewendet. Insbesondere im Apothekenbereich, wo offene Stellen im Schnitt 140 Tage unbesetzt bleiben, ist der Wettbewerb um Fachkräfte hart. Giermann betonte, dass Unternehmen mittlerweile verstärkt um potenzielle Mitarbeiter werben müssen.

Ein zentrales Thema des Vortrags war die Frage, wie Apotheken ihre Chancen bei der Personalsuche erhöhen können. Kirsten Zschätzsch, Projektleiterin des Stellenportals pharmastellen.jobs, das zur Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH gehört, stellte dabei drei wesentliche Tipps vor. Erstens sei es unerlässlich, bei der Schaltung von Stellenanzeigen crossmedial zu agieren. Das bedeutet, dass möglichst viele verschiedene Medienkanäle genutzt werden sollten, um ein breites Publikum anzusprechen. Neben klassischen Print- und Onlineanzeigen empfiehlt es sich, auch soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram zu nutzen, um insbesondere jüngere Zielgruppen zu erreichen. Zweitens sollte jede Stellenanzeige klar und transparent sein. Das heißt, es muss deutlich gemacht werden, welche Qualifikationen erwartet und welche Vorteile geboten werden. Besonders wichtig sei es, Alleinstellungsmerkmale der Apotheke hervorzuheben, wie etwa Spezialisierungen, attraktive Arbeitsbedingungen oder Fortbildungsmöglichkeiten. Drittens, so Zschätzsch, sei eine positive und ansprechende Kommunikation in der Anzeige entscheidend. Auch der Einsatz von kurzen Videos, in denen das Apothekenteam und die Unternehmenskultur vorgestellt werden, erfreut sich immer größerer Beliebtheit.

Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags lag auf der gezielten Ansprache der richtigen Zielgruppen. Junge Fachkräfte, vor allem PTA und Berufseinsteiger, lassen sich heute am besten über soziale Medien erreichen. Plattformen wie Instagram spielen dabei eine Schlüsselrolle, weshalb Apotheken bei der Veröffentlichung von Stellenanzeigen unbedingt auf eine crossmediale Verbreitung setzen sollten. pharmastellen.jobs bietet Apothekeninhabern die Möglichkeit, ihre Anzeigen über die Social-Media-Kanäle der Avoxa zu verbreiten und somit eine größere Reichweite zu erzielen. Darüber hinaus können die Anzeigen in die Newsletter der Pharmazeutischen Zeitung integriert werden, die an rund 10.000 Empfänger versendet werden und eine hohe Öffnungsrate von 40 bis 50 Prozent aufweisen.

Auch der Trend zu schneller und unkomplizierter Kommunikation spielt in der modernen Personalgewinnung eine wichtige Rolle. Während früher umfassende Bewerbungsunterlagen gefordert wurden, reicht heute oft eine kurze Nachricht, um den ersten Kontakt herzustellen. Viele Unternehmen bevorzugen mittlerweile den schnellen Austausch über Messenger-Dienste wie WhatsApp, um den Rekrutierungsprozess zu beschleunigen.

Apotheken, die diese modernen Ansätze der Personalgewinnung umsetzen, erhöhen ihre Chancen auf die Besetzung offener Stellen deutlich. Crossmediales Agieren, eine zielgruppengerechte Ansprache und die Nutzung von digitalen Kommunikationswegen sind in der heutigen Zeit entscheidende Faktoren für den Erfolg.

Die Personalnot in Apotheken ist keine neue Erscheinung, doch die Dringlichkeit, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Fachkräfte zu gewinnen, nimmt stetig zu. Der Apothekenmarkt, der sich immer noch in vielen Bereichen stark konservativ zeigt, muss sich zunehmend an die moderne Arbeitswelt anpassen, wenn er langfristig bestehen will. Besonders auffällig ist die radikale Veränderung des Arbeitsmarkts von einem Arbeitgeber- hin zu einem Arbeitnehmermarkt. Heute haben gut ausgebildete Fachkräfte die Wahl, bei welchem Arbeitgeber sie tätig werden möchten – und die Apotheken müssen sich dementsprechend anstrengen, um sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren.

Die vorgestellten Strategien auf der Expopharm zeigen deutlich, dass ein reines Schalten von Stellenanzeigen nicht mehr ausreicht. Crossmediales Denken ist längst keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit, um im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen zu können. Die gezielte Nutzung sozialer Netzwerke, kombiniert mit traditionellen Stellenanzeigen, ermöglicht es den Apotheken, eine größere Reichweite zu erzielen und vor allem jüngere Fachkräfte anzusprechen. Dies erfordert jedoch auch eine Veränderung in der Kommunikation. Transparenz, eine positive Darstellung der Arbeitsbedingungen und eine direkte, unkomplizierte Ansprache sind essenziell, um potenzielle Mitarbeiter zu überzeugen.

Es zeigt sich, dass die Apotheken bereit sein müssen, sich den veränderten Anforderungen des Marktes zu stellen. Wer diesen Wandel nicht mitgeht, wird in Zukunft Schwierigkeiten haben, geeignetes Personal zu finden. Die Zeiten, in denen Fachkräfte auf eine Stelle in der Apotheke warten, sind vorbei – heute müssen Apotheken aktiv auf ihre potenziellen Mitarbeiter zugehen.

Reform des Apothekengesetzes: Zuweisungsverbot sorgt für Unsicherheit

Die Delegierten des Deutschen Apothekertags haben sich mit einer Reform des § 11 des Apothekengesetzes (ApoG) befasst, der das sogenannte Zuweisungsverbot regelt. In einem Antrag des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) wurde gefordert, das Gesetz klarer zu formulieren, um den Apotheken mehr Rechtssicherheit in der Zusammenarbeit mit Ärzten zu geben. Insbesondere geht es darum, die Verbotstatbestände der Patientenvermittlung zu entschärfen, wenn ein klarer Wille des Patienten vorliegt und ein berechtigtes Interesse an der Kooperation zwischen Apotheke und Arzt besteht. Die aktuelle Rechtslage führe zu Verunsicherung, da Apotheken oft nicht wissen, was erlaubt oder verboten ist.

Konkret wird vorgeschlagen, § 11 ApoG um eine allgemeine Ausnahmeregelung zu erweitern, die durch konkrete Beispiele ergänzt werden soll. Diese Beispiele sollen festlegen, wann eine Zusammenarbeit zwischen Apotheke und Arzt auch unter dem Zuweisungsverbot zulässig ist. Der Antrag sieht vor, dass Verstöße gegen das Verbot der Patientenvermittlung nur dann vorliegen, wenn keine eindeutige Zustimmung des Patienten gegeben ist.

Die Forderung nach einer Reform wurde durch verschiedene Beispiele untermauert, in denen Apotheken trotz unklarer Rechtslage hohe Geldstrafen zahlen mussten. Dies führte in der Diskussion zu breiter Zustimmung. Der Antrag fand bei der Mehrheit der Delegierten Unterstützung, nachdem Thomas Rochelle vom AVWL klarstellte, dass es nicht um eine Aufweichung des Zuweisungsverbots oder eine Förderung des Versandhandels gehe. Kritische Stimmen kamen unter anderem von Peter Froese von der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, der die Gefahr sah, dass das sogenannte Makelverbot geschwächt werden könnte. Trotz dieser Bedenken wurde der Antrag mit großer Mehrheit angenommen.

Neben der Diskussion um das Zuweisungsverbot stand auch die Heimversorgung auf der Tagesordnung. Dabei wurde der Fokus auf die Zusammenarbeit der Heilberufe beim E-Rezept gelegt. Die Übermittlung von Rezepten über die Telematik-Infrastruktur (TI) gestaltet sich weiterhin problematisch, da viele Heime nicht ausreichend an die TI angebunden sind. Apothekerkammern aus Baden-Württemberg und dem Saarland forderten daher eine Klarstellung im Apothekengesetz, um die direkte Übermittlung von E-Rezepten an die versorgende Apotheke zu ermöglichen. Nach langer Diskussion wurde auch dieser Antrag an den Ausschuss verwiesen, um dort weiter beraten zu werden.

Die Forderung nach einer Reform des § 11 ApoG ist ein notwendiger Schritt, um der Unsicherheit entgegenzutreten, mit der Apotheken im Umgang mit dem Zuweisungsverbot konfrontiert sind. Die derzeitige Gesetzeslage lässt zu viele Interpretationsspielräume, was für Apotheken ein erhebliches Risiko darstellt. Es ist nachvollziehbar, dass Apotheken, die im Sinne der Patienten arbeiten, keine Angst vor rechtlichen Konsequenzen haben sollten, nur weil die Gesetzeslage unklar ist. Eine Reform würde nicht nur die Rechtssicherheit stärken, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apotheken fördern – im besten Interesse der Patienten.

Wichtig ist jedoch, dass eine solche Reform das sensible Gleichgewicht zwischen dem Schutz des freien Wettbewerbs und der Sicherstellung einer patientenorientierten Versorgung bewahrt. Der Schutz des Makelverbots, das verhindern soll, dass Apotheken von Ärzten bevorzugt werden, ist ein zentrales Anliegen, das durch die Reform nicht untergraben werden darf. Es ist daher entscheidend, dass die Ausgestaltung der Ausnahmeregelungen präzise erfolgt und klar definiert, wann und wie Kooperationen erlaubt sind, ohne das Wettbewerbssystem zu gefährden.

Die Herausforderung, die Heimversorgung und das E-Rezept besser miteinander zu verknüpfen, ist ein weiteres dringendes Problem, das gelöst werden muss. Die TI-Anbindung der Heime ist unzureichend und verursacht unnötige Versorgungslücken. Hier ist schnelles Handeln gefragt, um die technische Infrastruktur auszubauen und die digitale Zusammenarbeit zu verbessern. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Patienten eine durchgängige und sichere Versorgung erhalten.

TI-Ausfälle gefährden Versorgungsauftrag – Apotheker in Alarmbereitschaft

Digitale Technologien sind längst zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Arbeitsalltags in Apotheken geworden. Sie sollen Prozesse effizienter gestalten und Fehler minimieren. Doch immer häufiger berichten Apotheken von Störungen in der Telematikinfrastruktur (TI), die ihren Arbeitsablauf empfindlich stören. Besonders kritisch äußert sich Dr. Bertram Brockschnieder, Inhaber der Fontane-Apotheke in Bielefeld, über die wiederkehrenden Ausfälle. Er warnt eindringlich vor den Folgen für die pharmazeutische Versorgung und fordert dringend Antworten von der Apothekerkammer.

„Es kann nicht sein, dass wir uns auf eine digitale Infrastruktur verlassen sollen, die so instabil ist. Unsere Abläufe hängen stark von dieser Technologie ab. Wenn die TI ausfällt, stehen wir buchstäblich still“, so Brockschnieder. Besonders betroffen seien das E-Rezept und die Anbindung an die Krankenkassen, wodurch die Bearbeitung von Verschreibungen teils erheblich verzögert wird. Dies könne insbesondere in Notfallsituationen gravierende Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben.

Ein weiteres Problem, das durch die TI-Ausfälle verursacht wird, betrifft die Verfügbarkeit von Medikamenten. „In einigen Fällen können wir Bestellungen nicht aufgeben oder Verfügbarkeiten nicht abfragen, was dazu führt, dass Patienten auf ihre Medikamente warten müssen“, erläutert Brockschnieder weiter. Dies sei nicht nur für die Apothekenmitarbeiter eine Belastung, sondern auch für die Patienten, deren Versorgungssicherheit dadurch gefährdet sei.

Der Apotheker sieht in der mangelnden Verlässlichkeit der digitalen Systeme eine direkte Gefahr für den Versorgungsauftrag der Apotheken. „Wenn wir als Apotheken nicht mehr in der Lage sind, unsere Aufgaben zuverlässig zu erfüllen, verliert das gesamte Gesundheitssystem an Stabilität“, mahnt er. Angesichts dieser Herausforderungen fordert Brockschnieder klare Antworten von der Apothekerkammer sowie ein schnelles Handeln der zuständigen Behörden. „Es muss dringend in die Stabilität und Ausfallsicherheit der TI investiert werden. Die derzeitige Situation ist untragbar.“

Experten sehen die Ursachen der wiederkehrenden Störungen vor allem in der mangelhaften Wartung und der veralteten Infrastruktur der Telematikinfrastruktur. Obwohl die Digitalisierung des Gesundheitswesens als zentrales Zukunftsprojekt gilt, scheint die technische Umsetzung hinter den Erwartungen zurückzubleiben. Für Apotheken, die sich zunehmend auf digitale Prozesse verlassen, werden diese Ausfälle jedoch zur existenziellen Bedrohung.

Dr. Brockschnieder fordert daher nicht nur kurzfristige Lösungen, sondern auch einen grundlegenden Strukturwandel im Umgang mit digitalen Systemen in der Gesundheitsversorgung. „Es kann nicht sein, dass die Last dieser technischen Probleme allein auf den Schultern der Apotheken liegt. Wir brauchen Unterstützung von den zuständigen Stellen, um weiterhin eine stabile Versorgung gewährleisten zu können“, so seine Forderung.

Die immer wiederkehrenden Ausfälle der Telematikinfrastruktur stellen ein ernsthaftes Problem für Apotheken dar. Es zeigt sich einmal mehr, wie fragil das digitale Rückgrat unseres Gesundheitssystems ist. Die Versprechungen, die mit der Digitalisierung einhergingen, entpuppen sich zunehmend als Belastung, wenn die technische Infrastruktur nicht mit der Realität Schritt halten kann. Die Verantwortung, die bei den Apotheken lastet, ist immens. Sie sind das letzte Glied in einer langen Versorgungskette, und wenn dieses Glied versagt, hat das unmittelbare Auswirkungen auf die Gesundheit der Patienten.

Es ist nicht akzeptabel, dass Apotheker wie Dr. Brockschnieder auf sich allein gestellt sind, wenn die Technik ausfällt. Die Apothekerkammern und die zuständigen Behörden müssen endlich erkennen, dass die Stabilität der TI nicht nur ein technisches, sondern vor allem ein gesundheitspolitisches Problem ist. Hier ist nicht nur eine kurzfristige Lösung gefordert, sondern ein nachhaltiger Plan, der die digitale Infrastruktur langfristig stärkt und Ausfälle minimiert. Alles andere wäre fahrlässig.

Mustereinspruch gegen Rezeptur-Retax: Neue Abrechnungsregeln sorgen für Konflikte

Mit der Kündigung der Hilfstaxe für die Rezepturabrechnung war ein Streit zwischen Apotheken und Krankenkassen vorprogrammiert. Seit Anfang des Jahres gelten die Vorgaben der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV), wodurch die Hilfstaxe als Berechnungsgrundlage für Rezepturen entfällt. Stattdessen müssen Apotheken nun den Einkaufspreis der gesamten Packungsgröße ansetzen, was zu erheblichen Preissteigerungen führt. In einigen Fällen haben sich die Kosten für Rezepturen um das Dreifache erhöht. Diese neuen Abrechnungsmodalitäten stoßen bei den Krankenkassen jedoch auf Widerstand. Inzwischen kommt es vermehrt zu Retaxationen, bei denen die Kassen lediglich eine anteilige Abrechnung der tatsächlich verwendeten Mengen verlangen.

Um Apotheken in diesem Konflikt zu unterstützen, haben der Deutsche Apothekerverband (DAV) und die Landesapothekerverbände einen Mustereinspruch vorbereitet. Dieser Einspruch stellt klar, dass die Berechnungen gemäß AMPreisV auf der Grundlage der üblichen Abpackung oder der erforderlichen Packungsgröße erfolgen müssen – nicht auf Teilmengen, wie von den Krankenkassen gefordert. Die AMPreisV legt fest, dass der Apothekeneinkaufspreis für die benötigte Menge eines Stoffes oder Fertigarzneimittels auf Basis der handelsüblichen Packungsgröße berechnet wird. Eine anteilige Berechnung für kleinere Mengen ist rechtlich nicht vorgesehen.

Der Mustereinspruch, der Apotheken zur Verfügung gestellt wurde, erläutert präzise die rechtlichen Grundlagen und zielt darauf ab, die Position der Apotheken im Streit mit den Krankenkassen zu stärken. Apotheken haben die Möglichkeit, den Einspruch direkt bei den Krankenkassen einzureichen oder dies über ihre Verbände zu tun. Dabei ist es wichtig, die Einspruchsfrist von drei Monaten zu beachten. Wird diese Frist überschritten, gilt die Retaxation als akzeptiert. Apotheken, die ihre Interessen durch den Verband vertreten lassen, müssen die entsprechenden Unterlagen spätestens vier Wochen vor Ablauf der Frist einreichen.

Der DAV betont, dass die AMPreisV lediglich eine Preisregelung darstellt und keine Vorgaben darüber macht, welche Packungsgrößen in der Apotheke verwendet werden müssen. Wichtig sei jedoch, dass die Berechnungsgrundlage die gesamte Packung umfasse, um Ungenauigkeiten zu vermeiden und eine transparente Preisstruktur zu gewährleisten. Dies erleichtert auch den Krankenkassen die Überprüfung der Abrechnungen, da keine aufwändigen Berechnungen für Teilmengen vorgenommen werden müssen.

Die neuen Abrechnungsvorgaben sorgen für Verunsicherung in den Apotheken. Viele Inhaber befürchten weitere Konflikte mit den Krankenkassen und hohe finanzielle Verluste durch Retaxationen. Der Mustereinspruch bietet eine Möglichkeit, sich gegen ungerechtfertigte Abzüge zur Wehr zu setzen, doch der Ausgang der Auseinandersetzungen bleibt ungewiss. Experten erwarten, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis eine einheitliche Linie in der Praxis etabliert ist.

Die neuen Abrechnungsvorgaben nach der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) stellen Apotheken vor erhebliche Herausforderungen. Während die Berechnung der gesamten Packungsgröße rechtlich klar geregelt ist, zeigen sich die Krankenkassen uneinsichtig. Die Tatsache, dass es vermehrt zu Retaxationen kommt, zeigt, dass hier eine tiefgreifende Diskrepanz zwischen den Interessen der Apotheken und der Kassen besteht. Es bleibt fraglich, ob der Mustereinspruch die gewünschte Wirkung erzielen wird.

Die Apothekerschaft steht unter Druck. Bereits in den vergangenen Jahren waren Apotheken mit zunehmenden administrativen Hürden konfrontiert, und die neue Konfliktlinie in der Rezepturabrechnung ist ein weiteres Beispiel für den fortlaufenden Kampf um angemessene Vergütung und Bürokratieabbau. Es ist entscheidend, dass die Interessen der Apotheken stärker Gehör finden und es nicht zu weiteren finanziellen Belastungen kommt. Andernfalls könnte die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken weiter verschärft werden.

Trotz des Mustereinspruchs bleibt offen, wie die Kassen reagieren und ob es zu einem fairen Interessenausgleich kommen wird. Der anhaltende Konflikt zeigt, wie dringend eine Reform der Abrechnungsstrukturen in Deutschland notwendig ist, um die Versorgungssicherheit der Apotheken langfristig zu gewährleisten.

Engpässe bei Medikamenten: Wissenschaftler warnen vor falscher Dramatik

In den letzten Wochen häufen sich Berichte über Lieferengpässe bei Arzneimitteln und steriler Kochsalzlösung. Laut Professorin Dr. Ulrike Holzgrabe, emeritierte Seniorprofessorin für pharmazeutische und medizinische Chemie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, bedeute jedoch nicht jeder Engpass automatisch eine Versorgungslücke. „Wenn bestimmte Blutdruckmedikamente schwer zu bekommen sind, kann problemlos auf andere Präparate ausgewichen werden,“ erklärt sie. Eine echte Versorgungslücke entstehe erst, wenn kein gleichwertiges Ersatzmedikament verfügbar sei. Besonders problematisch sind dabei Engpässe bei Antibiotika, da diese nicht immer einfach ersetzt werden können. Auch bei Medikamenten wie Salbutamol, das zur Asthmabehandlung eingesetzt wird, oder Atomoxetin gegen ADHS, sei es schwierig, Alternativen zu finden. Beide Arzneimittel waren in der jüngeren Vergangenheit von Lieferengpässen betroffen.

Laut der Datenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) waren am 10. Oktober fast 500 Medikamente von Engpässen betroffen. Dabei definiert das BfArM einen Lieferengpass als eine Unterbrechung der üblichen Auslieferung von mehr als zwei Wochen oder eine erhöhte Nachfrage, die das Angebot übersteigt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht veraltete Rabattverträge als Ursache für die derzeitigen Engpässe. Trotzdem habe sich die Zahl der betroffenen Medikamente im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Laut Professor Dr. David Francas, Professor für Daten- und Lieferkettenanalyse an der Hochschule Worms, war die Zahl der Engpässe bereits im Juni 2023 mit rund 480 ähnlich hoch. Ein positiver Aspekt sei, dass der kontinuierliche Anstieg der Lieferengpässe, der seit 2017 zu beobachten war, derzeit gestoppt zu sein scheint.

Holzgrabe hebt hervor, dass schnelle Lösungen nicht zu erwarten waren. Die Probleme im Zusammenhang mit Lieferengpässen seien gut bekannt und gründlich erforscht. Sie führt dies auf die in Deutschland stark regulierten Preise für Medikamente zurück, die durch Rabattverträge und Festbeträge gedrückt werden. Dies mache den deutschen Markt für viele Hersteller unattraktiv, was auch Francas bestätigt. Er sieht einen klaren Zusammenhang zwischen niedrigen Arzneimittelpreisen und einer schlechteren Verfügbarkeit von Medikamenten.

Ein weiteres Problem sind laut Holzgrabe Monopole in der Produktion bestimmter Wirkstoffe. Viele Substanzen werden mittlerweile nur noch von wenigen Herstellern produziert. Fällt einer dieser Produzenten aus, sei es durch Naturkatastrophen oder andere unvorhersehbare Ereignisse, könne dies schnell zu Versorgungslücken führen. Ein Beispiel dafür sind die aktuellen Engpässe bei steriler Kochsalzlösung, die durch Hurrikanschäden an einem Werk in den USA und Produktionsprobleme bei Glasflaschen verschärft wurden. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, diesen Engpass durch Importe zu überbrücken, da Kochsalzlösung unersetzlich für Operationen und die Herstellung von Medikamenten ist.

Holzgrabe betont, dass es wichtig sei, die europäische Arzneimittelproduktion zu stärken, um die Abhängigkeit von asiatischen Produzenten zu verringern. Die EU habe bereits erste Schritte unternommen, um zu identifizieren, welche Medikamente idealerweise in Europa produziert werden sollten. Dies sei ein langfristiger Prozess, der jedoch unvermeidlich mit höheren Kosten verbunden sei.

Der derzeitige Umgang mit Lieferengpässen bei Medikamenten wirft ein Schlaglicht auf strukturelle Probleme im deutschen Gesundheitssystem. Während Politiker wie Karl Lauterbach Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit versprechen, zeigt sich, dass die Preispolitik über Jahre hinweg zu einer Verdrängung vieler Hersteller vom Markt geführt hat. Die Abhängigkeit von wenigen Produzenten und die globale Vernetzung der Lieferketten machen das System anfällig für Störungen. Der Import von Medikamenten wie Kochsalzlösung ist kurzfristig eine Lösung, jedoch keine langfristige Strategie zur Sicherung der Versorgung. Ein Umdenken bei der Preisgestaltung und der Stärkung der europäischen Produktion ist unumgänglich, wenn Deutschland in Zukunft eine stabile Versorgung gewährleisten will.

Apothekenreform: Sozialverband VdK fordert deutlich stärkere Kompetenzen für Apotheken

Der Sozialverband VdK betrachtet die geplante Apothekenreform der Bundesregierung nur als einen ersten Schritt und fordert weitreichendere Maßnahmen, um die Apothekenlandschaft nachhaltig zu sichern und auszubauen. VdK-Präsidentin Verena Bentele betonte in einer aktuellen Pressemitteilung die zentrale Bedeutung von Apotheken für das deutsche Gesundheitssystem, insbesondere für die älteren Mitglieder des Verbandes.

Für viele Menschen seien Apotheken nicht nur eine Anlaufstelle für die Abgabe von Arzneimitteln, sondern auch für die Beratung zu Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten sowie erste Ansprechpartner bei gesundheitlichen Beschwerden. Daher fordert der VdK, die Kompetenzen der Apotheken deutlich zu erweitern. Bentele kritisierte zudem die geplante Neuregelung, wonach Apotheker nur noch acht Stunden pro Woche vor Ort anwesend sein müssen. Dies könnte dazu führen, dass an mehreren Tagen der Woche keine approbierte Fachkraft in den Apotheken verfügbar ist, was die Versorgungssicherheit gefährde.

Der VdK sieht in dieser Regelung eine ernsthafte Gefahr für die Beratung der Patientinnen und Patienten, da es Verschreibungen gibt, die nur von Apothekern überprüft und freigegeben werden dürfen. Bentele warnte, dass die Verantwortung für komplexe Arzneimittelberatungen nicht an weniger qualifiziertes Personal abgegeben werden könne. Auch die geplante Einschränkung der Öffnungszeiten von Apotheken stieß auf Kritik. Dies könne insbesondere in ländlichen Regionen, wo Apotheken oft die erste Anlaufstelle für Gesundheitsfragen sind, zu Versorgungslücken führen.

Auf positive Resonanz stieß hingegen der Vorschlag, dass Apotheken künftig erweiterte Gesundheitsleistungen wie Tests auf Infektionskrankheiten und Impfungen mit Totimpfstoffen anbieten dürfen. Der VdK unterstützt zudem die geplante Erleichterung bei der Eröffnung von Zweigapotheken sowie den Ausbau von Online-Beratungen, wobei betont wurde, dass der persönliche Austausch in Apotheken weiterhin gewährleistet bleiben müsse.

Insgesamt betonte Bentele, dass die Apothekenreform zwar in die richtige Richtung gehe, aber deutlich umfassendere Reformen erforderlich seien, um die Apotheken als zentrale Wegweiser im Gesundheitssystem zu etablieren. Der Verband regte an, den im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) gestrichenen Ansatz der Gesundheitskioske wieder aufzugreifen und Apotheken in diese Struktur zu integrieren.

Der VdK sieht die Apothekerinnen und Apotheker in einer Schlüsselrolle, die weit über die reine Abgabe von Medikamenten hinausgeht. Ihr Fachwissen müsse für die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung vor Ort intensiver genutzt werden. Die geplante Reform sei aus Sicht des VdK ein notwendiger, aber noch unzureichender erster Schritt.

Die geplante Apothekenreform greift wichtige Punkte auf, verfehlt aber in wesentlichen Aspekten das Ziel, die Apothekenlandschaft nachhaltig zu stärken. Der Vorschlag, die Anwesenheit von Apothekern auf nur acht Stunden pro Woche zu begrenzen, ist eine Gefährdung für die Versorgungssicherheit. Gerade in ländlichen Gebieten sind Apotheken oft die erste und einzige Anlaufstelle für gesundheitliche Fragen. Ohne ausreichende Präsenz qualifizierter Fachkräfte wird die Patientensicherheit erheblich beeinträchtigt.

Positiv ist jedoch die Idee, Apotheken als Anlaufstelle für Tests und Impfungen auszubauen. Dies zeigt, dass Apotheken mehr leisten können und sollten. Doch die Reform muss weitergehen: Apotheken müssen in die Lage versetzt werden, eine noch umfassendere Rolle im Gesundheitssystem einzunehmen, zum Beispiel durch eine Integration in die Idee der Gesundheitskioske. Nur so können sie langfristig als unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung gesichert werden.

Kochsalzlösungskrise: Versorgungssicherheit gefährdet – Debatte über Abhängigkeit von Auslandsexporten

In deutschen Apotheken und Krankenhäusern wird eine zunehmende Knappheit an Kochsalzlösungen verzeichnet. Das scheinbar simple Produkt, das für eine Vielzahl von medizinischen Anwendungen wie Infusionen, Spülungen und die Verdünnung von Medikamenten unerlässlich ist, wird aufgrund globaler Lieferengpässe knapp. Diese Entwicklung hat eine Debatte über die Abhängigkeit von Auslandslieferungen und die generelle Versorgungssicherheit im Gesundheitssystem ausgelöst.

Im Landtag von Nordrhein-Westfalen wurde die Situation ausführlich diskutiert. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erklärte, dass Patienten zwar nicht akut gefährdet seien, jedoch die Lieferengpässe ernst genommen werden müssten. In Krankenhäusern sei man derzeit in der Lage, Kochsalzlösungen selbst herzustellen oder auf alternative Medikamente auszuweichen. Dennoch zeigte sich Laumann besorgt über die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten. Rund 60 Prozent der Arzneimittelproduktion erfolge mittlerweile in Asien, während dieser Anteil im Jahr 2000 noch bei etwa 30 Prozent lag. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass Lieferketten empfindlich gestört werden, sobald es in den Produktionsländern zu Problemen kommt.

Der Apothekerverband Nordrhein (AVWL) hatte bereits vor der Knappheit gewarnt. Verbandschef Thomas Preis erklärte, dass die Lage in Apotheken zunehmend kritisch werde, da Kochsalzlösungen nicht nur für Infusionen, sondern auch für die Herstellung anderer Medikamente unverzichtbar seien. Die Lieferungen deckten aktuell nur noch etwa 50 Prozent des Bedarfs, was insbesondere bei schwerkranken Patienten problematisch werden könnte.

Während der Debatte im Düsseldorfer Landtag forderten mehrere Fraktionen, die Arzneimittelproduktion zurück nach Europa zu verlagern, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Susanne Schneider (FDP) kritisierte, dass strenge Regulierungen innerhalb der EU die Produktion von niedrigpreisigen Medikamenten unattraktiv gemacht hätten, was zu einer verstärkten Auslagerung der Produktion ins Ausland geführt habe. Die Grünen-Abgeordnete Meral Thoms betonte hingegen, dass die aktuelle Lage ernst genommen werden müsse, jedoch kein Grund zur Panik bestünde.

Karl-Josef Laumann mahnte, dass eine Rückverlagerung der Produktion zwar sinnvoll sei, jedoch auch mit höheren Kosten verbunden wäre. Eine verstärkte Produktion in Europa würde zwangsläufig zu Preissteigerungen bei Medikamenten führen, was sich auf die Krankenkassenbeiträge und die Pflegeversicherung auswirken könnte. Laumann warnte davor, unrealistische Erwartungen zu schüren, die nicht mit den finanziellen Rahmenbedingungen vereinbar seien.

AfD-Fraktionschef Martin Vincentz kritisierte die jahrelangen Versäumnisse der etablierten Politik, die zu den chronischen Lieferengpässen geführt hätten. Er forderte eine sofortige Erhöhung der Produktionskapazitäten, insbesondere im Chemie-Standort Nordrhein-Westfalen, um der Knappheit entgegenzuwirken. Laut Vincentz sei es unverständlich, wie in einer der größten Industrienationen der Welt eine so simple Substanz wie Kochsalzlösung knapp werden könne.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bestätigte, dass aktuell rund 500 Medikamente in Deutschland von Lieferengpässen betroffen sind. Die Ursache liegt in gestörten Lieferketten und Produktionskapazitäten, die durch die hohe Abhängigkeit von asiatischen Herstellern entstanden sind. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat inzwischen den Import von Kochsalzlösungen erleichtert, um die Versorgung kurzfristig zu sichern. Dennoch bleibt die Frage offen, wie Deutschland langfristig die Versorgungssicherheit in der Arzneimittelproduktion gewährleisten kann.

Die Knappheit von Kochsalzlösung zeigt in erschreckender Deutlichkeit, wie fragil das deutsche Gesundheitssystem angesichts globaler Lieferketten geworden ist. Ein Produkt, das so grundlegend und einfach herzustellen scheint, wird plötzlich zu einem knappen Gut – und das in einem Land, das sich als eine der führenden Industrienationen sieht. Dies offenbart nicht nur die Abhängigkeit von internationalen Lieferanten, sondern auch strukturelle Schwächen in der Arzneimittelproduktion, die längst hätten angegangen werden müssen.

Die Debatte im nordrhein-westfälischen Landtag zeigt zwar das Bewusstsein für das Problem, doch konkrete Lösungen lassen auf sich warten. Der Ruf nach einer Rückverlagerung der Produktion nach Europa ist richtig und notwendig, doch darf man nicht die finanziellen Auswirkungen unterschätzen. Eine gestärkte inländische Produktion wird zwangsläufig zu höheren Kosten führen, und diese werden letztlich die Patienten und die Versicherten tragen müssen.

Es bleibt die Frage, ob die Politik bereit ist, die notwendigen Investitionen zu tätigen, um die Versorgungssicherheit nachhaltig zu gewährleisten, oder ob sie weiterhin auf kurzfristige Lösungen wie Importe setzt. Die Kochsalzlösungskrise sollte als Weckruf dienen, die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu überdenken und die heimische Produktion zu stärken – auch wenn dies mit höheren Kosten verbunden ist.

Rezeptfälscher gesteht umfangreichen Betrug in hessischen Apotheken

Ein 36-jähriger Mann aus Hessen hat sich der Fälschung zahlreicher Rezepte schuldig bekannt, nachdem er im Frühjahr in einer Apotheke im Odenwaldkreis mit einer gefälschten Verordnung ein Beruhigungsmittel abholen wollte. Die Polizei leitete daraufhin Ermittlungen ein und durchsuchte kürzlich die Wohnung des Verdächtigen. Dabei stießen die Ermittler auf eine Vielzahl verschreibungspflichtiger Medikamente und zwei weitere gefälschte Rezepte.

Laut Angaben der Polizei hat der Mann nach seiner Festnahme eingeräumt, in über einem Dutzend Fällen Apotheken im Odenwaldkreis sowie im benachbarten Kreis Bergstraße mit gefälschten Rezepten betrogen zu haben. Der Verdächtige hatte sich auf die Beschaffung von Beruhigungsmitteln und anderen Medikamenten spezialisiert, die nur mit einer ärztlichen Verordnung erhältlich sind.

Die Sicherheitsbehörden zeigen sich besorgt über die Ausmaße der Tat und weisen auf die Gefahren hin, die solche kriminellen Handlungen für das Gesundheitssystem mit sich bringen. Der Missbrauch von Rezepten gefährdet nicht nur die ordnungsgemäße Versorgung von Patienten, sondern auch das Vertrauen in Apotheken und Ärzte.

Das Strafverfahren gegen den Mann läuft nun wegen Urkundenfälschung. Ihm drohen erhebliche rechtliche Konsequenzen, da die Gesetzgebung für derartige Delikte hohe Strafen vorsieht. Die Ermittler prüfen zudem, ob der Mann in weitere Fälle im Zusammenhang mit Rezeptfälschungen verwickelt ist.

Die Fälschung von Rezepten ist eine ernstzunehmende Bedrohung für das Gesundheitssystem und das Vertrauen in die medizinische Versorgung. Die jüngsten Fälle von Rezeptbetrug verdeutlichen die Notwendigkeit, sowohl die technischen als auch die rechtlichen Maßnahmen zu verstärken, um solche Taten zu verhindern. Apotheker und Ärzte stehen zunehmend unter Druck, die Echtheit von Rezepten zu prüfen, doch gerade in stark frequentierten Apotheken bleibt für eine gründliche Kontrolle oft wenig Zeit.

Es bleibt abzuwarten, welche Lehren aus diesem Fall gezogen werden. Die Justiz wird eine angemessene Strafe verhängen müssen, um ein klares Zeichen zu setzen. Gleichzeitig sollten Apotheken unterstützt werden, um in ihrem Arbeitsalltag besser gegen solche Betrugsversuche gewappnet zu sein.

Debatte über Dualisierung der PTA-Ausbildung: Vergütung als Schlüssel zur Attraktivität

Beim Deutschen Apothekertag (DAT) in München wurde heute intensiv über die zukünftige Ausgestaltung der PTA-Ausbildung debattiert. Im Mittelpunkt stand ein Antrag des Berliner Apotheker-Vereins, der die Einführung einer dualen Ausbildung für Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) forderte. Der Vorschlag zielte darauf ab, die Ausbildung parallel in einem Betrieb und einer Schule zu organisieren, wie es bei vielen anderen Berufen in Deutschland üblich ist. Durch diesen Ansatz sollten Lerninhalte praxisnah vermittelt und die Präsenz der Auszubildenden in Apotheken gefördert werden. Unterstützt durch eine Ausbildungsvergütung sollte dies die Attraktivität des Berufs steigern und dem Fachkräftemangel in Apotheken entgegenwirken.

Die Delegierten zeigten sich jedoch gespalten. Während einige Befürworter auf die Vorteile des dualen Systems hinwiesen, lehnten andere die Dualisierung aus inhaltlichen Gründen ab. Berit Winter von der ABDA argumentierte, dass die kürzlich reformierte Ausbildungsordnung, die nach zehnjähriger Debatte in Kraft getreten sei, bereits eine fundierte Lösung darstelle. Der Gedanke, die PTA-Ausbildung in ein duales System zu überführen, sei bereits damals ausführlich diskutiert worden. Laut Winter könnten Auszubildende zu Beginn ihrer Ausbildung noch keine pharmazeutischen Tätigkeiten wie das Prüfen, Herstellen oder Beraten übernehmen. Diese Fähigkeiten würden erst im späteren Verlauf der Ausbildung erlernt.

Trotz der Einwände wurde die Frage nach einer Ausbildungsvergütung breit diskutiert. Reinhard Groß vom Apothekerverband Sachsen hob hervor, dass die Vergütung für viele Schüler ein entscheidender Faktor bei der Berufswahl sei. Er verwies darauf, dass angehende PTA in der schulischen Ausbildung nicht nur kein Gehalt erhielten, sondern oftmals selbst für ihre Ausbildungskosten aufkommen müssten. Dies stehe im Gegensatz zu dualen Ausbildungsberufen, in denen Auszubildende von Anfang an entlohnt würden. Eine Vergütung könne daher maßgeblich dazu beitragen, wieder mehr junge Menschen für den PTA-Beruf zu gewinnen.

Letztlich entschieden die Delegierten, dass eine Dualisierung der Ausbildung nicht zielführend sei. Stattdessen forderte ein weiterer Antrag, der von der Hauptversammlung angenommen wurde, den Gesetzgeber auf, die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Ausbildungsvergütung zu schaffen. Damit soll die PTA-Ausbildung attraktiver gestaltet und der Beruf nachhaltig gestärkt werden.

Die Ablehnung des Antrags zur Dualisierung der PTA-Ausbildung wirft ein Licht auf die zentrale Herausforderung des Berufs: die Frage der Vergütung. Während die Dualisierung in vielen Berufen erfolgreich als praxisnahes Modell etabliert ist, zeigen die heutigen Diskussionen, dass die PTA-Ausbildung besondere Anforderungen stellt, die nicht ohne weiteres in ein duales System überführt werden können. Die Bedenken der Delegierten, dass Auszubildende in den ersten Monaten kaum in der Lage wären, pharmazeutische Aufgaben zu übernehmen, sind durchaus berechtigt.

Doch trotz der inhaltlichen Einwände bleibt die Tatsache bestehen, dass der PTA-Beruf an Attraktivität verliert – insbesondere im Vergleich zu anderen Berufen, die frühzeitig eine Vergütung bieten. Es wird deutlich, dass die finanzielle Komponente eine zentrale Rolle spielt, um junge Menschen für diesen Beruf zu gewinnen. Die Entscheidung der Delegierten, sich für eine Ausbildungsvergütung stark zu machen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der Gesetzgeber ist nun gefordert, die Weichen zu stellen, damit die PTA-Ausbildung in Zukunft konkurrenzfähig bleibt. Ein Beruf, der so zentral für die Gesundheitsversorgung ist, darf nicht länger an bürokratischen Hürden und finanziellen Benachteiligungen scheitern.

Cannabis-Legalisierung: Der schmale Grat zwischen Genuss und medizinischem Einsatz

Seit der Legalisierung von Cannabis als Genussdroge in Deutschland im April hat sich der Umgang mit dem Phytopharmakon grundlegend verändert. Während Konsumenten nun die Möglichkeit haben, Cannabis privat zu erwerben, bleibt die medizinische Nutzung ein kontroverses Thema. Der Wegfall der Verschreibungspflicht über ein Betäubungsmittelrezept hat zu einer Vielzahl neuer Herausforderungen geführt, insbesondere in Hinblick auf die Telemedizin und die Ausstellung von Privatrezepten. Viele Anbieter stellen mittlerweile Cannabisrezepte im Internet aus, was dazu führt, dass etwa 80 Prozent der Verordnungen auf diesem Weg erfolgen.

Auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Expopharm in München kamen Experten aus der Pharmazie und der Wissenschaft zusammen, um über die Folgen dieser Entwicklung zu diskutieren. Dabei wurde deutlich, dass der Markt für medizinisches Cannabis immer unübersichtlicher wird. Aktuell gibt es rund 400 bis 450 verschiedene Cannabisblüten und etwa 300 bis 350 Extrakte, aus denen Ärzte und Apotheker auswählen müssen. Diese Vielfalt überfordert laut den Experten viele Ärzte, die nicht ausreichend geschult sind, um die richtige Therapie für ihre Patienten auszuwählen. Der Ruf nach strengeren Regulierungen und einer stärkeren Fokussierung auf wissenschaftlich fundierte Therapien wird lauter.

Professor Dr. Robert Fürst von der LMU München äußerte scharfe Kritik an der aktuellen Marktentwicklung. Seiner Meinung nach wird bei Cannabis oft auf Marktmechanismen vertraut, um die Vielfalt zu regulieren, was bei Arzneimitteln jedoch problematisch sei. Es fehle an klinischen Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit der verschiedenen Produkte belegen. Fürst forderte daher, dass die wissenschaftlichen Standards, die für andere Phytopharmaka gelten, auch für Cannabis umgesetzt werden müssen.

Neben der Diskussion um die Vielfalt der Cannabisprodukte sorgte auch der Wissensvorsprung mancher Patienten für Kontroversen. Viele Patienten haben sich eigenständig über die Wirkung von Cannabis informiert und bringen konkrete Verordnungsvorschläge zu ihren Ärzten. Während einige Experten dies als positives Zeichen werten, kritisieren andere, dass die notwendige wissenschaftliche Grundlage für diese Vorschläge oft fehlt. Die Tatsache, dass viele Patienten ihre Dosierung durch Selbstversuche ermitteln, verdeutlicht die Lücken in der klinischen Forschung.

Insgesamt zeigt die Diskussion, dass die Legalisierung von Cannabis zwar viele neue Möglichkeiten geschaffen hat, aber auch deutliche Schwächen aufweist. Besonders im medizinischen Bereich gibt es noch erheblichen Nachholbedarf, um die Qualität der Therapie sicherzustellen und den Missbrauch von Cannabis zu verhindern.

Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland markiert einen Wendepunkt im Umgang mit dieser Substanz, doch der Weg, der beschritten wurde, ist alles andere als klar. Während die Möglichkeit, Cannabis privat zu konsumieren, von vielen gefeiert wird, gerät der medizinische Einsatz zunehmend in eine Grauzone. Es scheint, als würde der Fortschritt über den rationalen Einsatz hinwegfegen, angetrieben von Marktkräften und dem schnellen Profit. Der rasante Anstieg der Telemedizin-Anbieter, die Cannabisrezepte ausstellen, zeigt die Dringlichkeit einer stärkeren Regulierung.

Das Kernproblem ist die unzureichende wissenschaftliche Basis, auf der viele dieser Verschreibungen beruhen. Cannabis hat unbestritten therapeutisches Potenzial, doch ohne die notwendigen klinischen Studien bleibt es schwer, dieses Potenzial verantwortungsvoll zu nutzen. Es reicht nicht, sich auf die Erfahrungsberichte von Patienten zu verlassen, die selbst Dosierungen erproben. Es braucht fundierte, validierte Daten, um die Wirkung von Cannabis zweifelsfrei zu belegen.

Die Bundesregierung ist gefordert, klare Leitlinien zu setzen und die Lücken im aktuellen Gesetz zu schließen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Cannabis sowohl als Genussmittel als auch als Medikament verantwortungsvoll genutzt wird. Der momentane Zustand – mit einem unregulierten Markt und fehlenden klinischen Studien – birgt die Gefahr, dass der eigentliche therapeutische Nutzen von Cannabis in den Hintergrund rückt und der Missbrauch zunimmt. Es ist an der Zeit, mit Volldampf in die richtige Richtung zu steuern.

Der Kampf gegen den Muskelschwund: Wie Krafttraining und Ernährung Alterserscheinungen entgegenwirken

Der Muskelschwund, auch bekannt als Sarkopenie, ist eine der häufigsten Alterserscheinungen, die zu einer drastischen Einschränkung der Lebensqualität führen kann. Bereits ab dem fünften Lebensjahrzehnt beginnt die Muskelkraft merklich abzunehmen, was besonders dann zum Problem wird, wenn alltägliche Aufgaben wie das Aufstehen aus dem Stuhl oder das Treppensteigen zunehmend schwerfallen. Sarkopenie betrifft weltweit etwa 10 bis 16 Prozent der älteren Bevölkerung und kann durch Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Herzinsuffizienz noch weiter verschärft werden.

Ein Großteil der Betroffenen wird erst dann auf die Problematik aufmerksam, wenn Stürze oder Mobilitätseinschränkungen auftreten. Die Diagnose erfolgt in der Regel über den SARC-F-Test, der Muskelkraft und Beweglichkeit misst. Als erste Maßnahme wird eine gezielte Kraft- und Ernährungsintervention empfohlen. Studien zeigen, dass regelmäßiges Krafttraining, auch im höheren Alter, nicht nur den Muskelabbau verlangsamen, sondern sogar die verlorene Muskelmasse wiederaufbauen kann. Besonders ein schweres Krafttraining, das auf die großen Muskelgruppen abzielt, hat sich als effektive Methode erwiesen. Bereits ein Training pro Woche kann sichtbare Erfolge bringen, die Häufigkeit und Intensität sollten jedoch schrittweise erhöht werden.

Neben dem Training spielt auch die Ernährung eine entscheidende Rolle. Ältere Menschen benötigen eine höhere Proteinaufnahme, um die Proteinsynthese im Körper zu stimulieren. Eine tägliche Eiweißzufuhr von 1,0 bis 1,5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht wird als Richtwert genannt. Dabei ist es wichtig, die Proteinzufuhr gleichmäßig über die Hauptmahlzeiten zu verteilen. Auch Nahrungsergänzungsmittel wie Whey-Protein können eine sinnvolle Unterstützung darstellen, insbesondere bei älteren Menschen, die aufgrund von Appetitlosigkeit oder motorischen Einschränkungen nicht genügend Nährstoffe zu sich nehmen.

Obwohl die Forschung zur pharmakologischen Behandlung von Sarkopenie weitergeht, gibt es bisher keine evidenzbasierten Medikamente, die den Muskelschwund effektiv behandeln können. Es wird jedoch an neuen Ansätzen geforscht, wie dem Einsatz von selektiven Androgenrezeptormodulatoren (SARM) oder Myostatin-Inhibitoren, die in klinischen Studien positive Effekte auf die Muskelmasse zeigten, jedoch noch keine klaren funktionalen Verbesserungen nachweisen konnten.

Der Zusammenhang zwischen Muskelschwund und chronischen Erkrankungen ist nicht zu unterschätzen. Sarkopenie ist nicht nur ein Zeichen des Alterns, sondern kann das Risiko für Stürze, längere Krankenhausaufenthalte und eine höhere Sterblichkeit erhöhen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Der zunehmende Muskelschwund im Alter stellt eine wachsende Herausforderung für die Gesundheitsversorgung dar. Sarkopenie ist mehr als ein rein altersbedingtes Phänomen – sie hat weitreichende Konsequenzen für die individuelle Lebensqualität und die gesamte Gesellschaft. Besonders alarmierend ist die enge Verknüpfung mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Herzinsuffizienz, die den Teufelskreis aus Muskelabbau und Inaktivität verstärken.

Die Tatsache, dass Krafttraining und Ernährung wirksame Gegenmaßnahmen darstellen, sollte zu einem Paradigmenwechsel in der Prävention und Behandlung führen. Es bedarf eines verstärkten Bewusstseins sowohl in der Medizin als auch in der Gesellschaft, dass Muskeln nicht nur für Mobilität verantwortlich sind, sondern auch eine zentrale Rolle für die allgemeine Gesundheit spielen. Der Fokus auf ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement, das Bewegung und Ernährung in den Vordergrund rückt, muss ausgebaut werden.

Dennoch bleibt die Forschung zu pharmakologischen Therapien eine Hoffnung für all jene, die durch Krankheit oder Immobilität eingeschränkt sind. Bis dahin gilt: Wer rastet, der rostet – und gerade im Alter ist Bewegung der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben.

Allergische Herzattacke: Das Kounis-Syndrom und die unterschätzte Gefahr von Arzneimitteln

Das Kounis-Syndrom, eine seltene und potenziell tödliche Reaktion des Herzens auf allergische Auslöser, steht seit Ende August 2024 verstärkt im Fokus der Arzneimittelsicherheit. Arzneimittel, die die Wirkstoffkombination aus Ibuprofen und Pseudoephedrin enthalten, müssen nun in ihren Fach- und Gebrauchsinformationen auf die Möglichkeit eines Kounis-Syndroms hinweisen. Dieser Schritt erfolgte nach einer Entscheidung der Koordinierungsgruppe der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und wurde in Deutschland vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) umgesetzt.

Das Kounis-Syndrom tritt auf, wenn allergische Reaktionen oder Hypersensitivität zu einem akuten Koronarsyndrom führen. Dies kann sich in Form von Brustschmerzen, Atemnot, Übelkeit und in schwereren Fällen zu Herzinfarkten manifestieren. Ausgelöst wird das Syndrom durch die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren, die einen Koronarspasmus verursachen können. Besonders gefährlich wird es, wenn bereits eine koronare Herzkrankheit besteht, da das Syndrom Plaquerupturen und Myokardinfarkte begünstigen kann.

Die Symptome des Kounis-Syndroms reichen von milden allergischen Reaktionen wie Hautausschlägen und Kopfschmerzen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Herz- und Atemstillstand. Da das Syndrom selten diagnostiziert wird, liegt die genaue Häufigkeit im Dunkeln. Experten vermuten jedoch, dass es in der Praxis häufiger auftritt, als dokumentiert wird. Eine US-amerikanische Studie zeigte, dass bei 1,1 % der Patienten, die wegen einer allergischen Reaktion ins Krankenhaus kamen, ein Kounis-Syndrom vorlag. Die Mortalität dieser Patienten war signifikant höher als bei denen ohne das Syndrom.

Obwohl Arzneimittel die häufigste Ursache darstellen, können auch Nahrungsmittel, Umweltfaktoren oder Insektenstiche das Syndrom auslösen. Besonders gefährdet sind Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes, Allergien oder Raucher. Da das Syndrom eine unheilvolle Allianz zwischen allergischen Reaktionen und Herzproblemen darstellt, ist eine frühzeitige Diagnose und schnelle Behandlung entscheidend.

Die Therapie des Kounis-Syndroms richtet sich nach der Schwere der Symptome. Antihistaminika und Glucocorticoide werden zur Behandlung der allergischen Reaktionen eingesetzt, während Thrombozytenaggregationshemmer und Nitroglycerin zur Stabilisierung der Herzfunktion beitragen. In schweren Fällen kann eine intensivmedizinische Betreuung notwendig werden, um eine lebensbedrohliche Verschlechterung zu verhindern.

Arzneimittelhersteller haben nun begonnen, ihre Packungsbeilagen anzupassen und auf diese potenzielle Gefahr hinzuweisen. Insbesondere bei Präparaten mit Ibuprofen und Pseudoephedrin wird nun darauf hingewiesen, dass auftretende Brustschmerzen, Atemprobleme oder Schwellungen im Gesicht und Nacken als Warnzeichen eines Kounis-Syndroms gewertet werden sollten. Patienten wird geraten, die Einnahme sofort zu beenden und umgehend einen Arzt aufzusuchen.

Das Kounis-Syndrom zeigt eindrücklich, wie eng Allergien und Herz-Kreislauf-Erkrankungen miteinander verknüpft sein können. Obwohl es selten auftritt, sollte die Möglichkeit eines allergisch bedingten Herzinfarkts bei entsprechenden Symptomen stets in Betracht gezogen werden, um fatale Folgen zu vermeiden.

Die Einführung eines Warnhinweises auf das Kounis-Syndrom in den Fach- und Gebrauchsinformationen für bestimmte Arzneimittel ist ein wichtiger Schritt in Richtung Patientensicherheit. Es zeigt, dass selbst weitverbreitete Wirkstoffe wie Ibuprofen und Pseudoephedrin unerwartete Risiken bergen können, die nur durch gezielte Aufklärung erkannt und minimiert werden können. Viele Patienten sind sich nicht bewusst, dass allergische Reaktionen nicht nur Hautausschläge und Juckreiz verursachen, sondern auch zu schweren Herzproblemen führen können. Die medizinische Forschung hat hier erneut aufgezeigt, dass komplexe Zusammenhänge zwischen Immunreaktionen und Herz-Kreislauf-System bestehen.

Während das Kounis-Syndrom selten bleibt, stellt es ein erhebliches Risiko dar, das bei der Verschreibung und Anwendung von Arzneimitteln berücksichtigt werden muss. Die Verantwortung liegt bei den Ärzten, Apothekern und Patienten gleichermaßen, diese Gefahr nicht zu unterschätzen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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