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Apotheken-News: Rx-Honorar steigt, Mindestlohn drückt – Apotheken zwischen Entlastung und Mehrkosten

Finanzielle Verbesserungen durch Zuschläge, Skonti und Bürokratieabbau treffen auf steigende Personalkosten und ungelöste Strukturprobleme

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Während die Bundesregierung mit einer Erhöhung des Apothekenhonorars und weiteren Maßnahmen finanzielle Entlastung schaffen will, bleibt die strukturelle Neuausrichtung des Apothekenwesens weiter offen. Umverteilungen, Mindestlohndruck und vage Reformansätze lassen Zweifel an der nachhaltigen Wirksamkeit aufkommen. Zwischen kurzfristiger Liquidität und langfristiger Unsicherheit stellt sich die Frage, ob damit wirklich ein Wendepunkt erreicht ist – oder lediglich Zeit gewonnen wurde.

Die von den Regierungsfraktionen skizzierten Reformmaßnahmen zur Stabilisierung der öffentlichen Apotheken in Deutschland markieren einen finanziellen Impuls, der in seinem Umfang beachtlich erscheint, jedoch nicht über die Grenzen kurzfristiger Kompensation hinausreicht. Im Zentrum der Vorlage steht eine einmalige Anhebung des Fixzuschlags für verschreibungspflichtige Arzneimittel um 1,15 Euro auf 9,50 Euro netto. Damit wird ein jahrelanges Kernanliegen der Apothekerschaft zumindest vorübergehend aufgegriffen. Eine weitere Anpassung soll verhandelt werden – ein offener Prozess ohne garantierten Ausgang.

Darüber hinaus sieht das Konzept eine Zweckverschiebung innerhalb bestehender Fördertöpfe vor: Aus dem derzeit mit rund 450 Millionen Euro ausgestatteten Fonds für pharmazeutische Dienstleistungen sollen 75 Millionen Euro für die gezielte Unterstützung von Apotheken in ländlichen und strukturschwachen Regionen abgezweigt werden. Diese Mittel sollen helfen, Versorgungslücken zu schließen und betriebliche Anreize zu schaffen. Parallel dazu sollen weitere 25 Millionen Euro in ein noch zu definierendes Präventionsangebot in Apotheken fließen. Bezogen auf die rund 17.000 öffentlichen Apotheken im Land entspricht dies einem Betrag von etwa 1.500 Euro je Betriebsstätte – ein überschaubarer Betrag, der vor allem symbolischen Charakter trägt, jedoch als Einstieg in die Etablierung präventiver Angebote gewertet werden kann.

Die wirtschaftliche Relevanz der Maßnahmen wird durch zusätzliche Elemente flankiert. So sollen die bisher teils existenzbedrohenden Retaxationspraktiken entschärft werden, insbesondere bei Formfehlern, sowie die Austauschregeln bei Lieferengpässen vereinfacht werden. Erwartet wird dadurch eine signifikante Reduktion bürokratischer Lasten, was insbesondere für kleine Apotheken mit begrenztem Personalvolumen eine spürbare zeitliche Entlastung bringen könnte. Als Grundlage für betriebswirtschaftliche Modellrechnungen wird von einer eingesparten Minute je Rezepturpackung ausgegangen, monetarisiert mit durchschnittlich 0,75 Euro – als Mittelwert der Lohnkosten für pharmazeutisches Fachpersonal.

Auch bei den Einkaufskonditionen werden Anpassungen in Aussicht gestellt. Die Rückführung der Lieferanten-Skonti auf das Niveau vor 2024 soll sowohl für Standardarzneimittel als auch für hochpreisige Präparate wieder Spielräume im Einkauf eröffnen. Realistisch gilt ein Korridor von 1,0 bis 2,0 Prozent, wobei größere Apotheken erfahrungsgemäß am oberen Ende dieser Spanne operieren können. In Summe ergeben sich daraus spürbare Liquiditätsverbesserungen. Eine typische Kleinstapotheke mit einem Jahresumsatz um zwei Millionen Euro könnte ab 2026 mit bis zu 40.000 Euro zusätzlichem Ertrag rechnen. Für größere Betriebe mit entsprechend höherem Volumen sind sechsstellige Beträge realistisch. Im Branchendurchschnitt werden zusätzliche Erträge im Bereich von 70.000 bis 80.000 Euro erwartet.

Doch diese potenzielle Aufwertung des Betriebsergebnisses steht nicht isoliert im Raum. Ein erheblicher Teil der finanziellen Mehreinnahmen könnte durch die anstehende Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro je Stunde aufgezehrt werden, deren Inkrafttreten für 2026 angekündigt ist. Diese Maßnahme trifft insbesondere die Gehaltsstruktur der pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA), deren Einstiegsgehälter – etwa in Sachsen – teilweise unterhalb des neuen Mindestlohns liegen. Hier müsste eine Lohnanpassung von bis zu zehn Prozent erfolgen, um die gesetzliche Vorgabe zu erfüllen. In Relation zur Gesamtlohnmasse bleibt der Effekt allerdings begrenzt: Da PKA durchschnittlich nur rund 15 Prozent der Lohnsumme ausmachen, relativiert sich der Anpassungsbedarf. Zugleich ist bereits eine tarifliche Erhöhung um drei Prozent für 2026 vorgesehen, die etwaige Mehrbelastungen zusätzlich abfedern könnte.

Auch bei den pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) zeigen sich regionale Unterschiede. Zwar liegen deren Gehälter in der Regel oberhalb der Mindestlohnschwelle, doch sind die Abstände in den ersten beiden Berufsjahren minimal. Eine stärkere Anpassung in Form von Sockelbeträgen erscheint denkbar, um die Differenzierung zwischen Qualifikationsgruppen zu wahren. Für die Gruppe der Approbierten ergibt sich daraus indes kein Automatismus für gleichwertige Steigerungen – weder tariflich noch sachlich. Vielmehr könnten moderate Pauschalerhöhungen, etwa in Höhe von 170 Euro monatlich, soziale Ausgewogenheit schaffen, ohne das Lohngefüge aus dem Gleichgewicht zu bringen.

In der Gesamtschau beläuft sich der zusätzliche Personalaufwand pro durchschnittlicher Apotheke auf rund 20.000 Euro jährlich – unter Einbeziehung von Nebenkosten und Zusatzleistungen. Dieser Betrag liegt deutlich unter dem avisierten Honorarzuwachs, wodurch sich eine positive Bilanz ergibt – sofern die politischen Zusagen Bestand haben. Offen bleibt, wie verbindlich und verlässlich die skizzierten Reformen tatsächlich umgesetzt werden. Zahlreiche Unklarheiten bestehen fort, insbesondere hinsichtlich der Dauerhaftigkeit der Maßnahmen, der Geltungsbereiche und der genauen Ausgestaltung der angekündigten Entlastungen. Damit verbleibt der Apothekenmarkt in einem Zustand fragiler Hoffnung – zwischen finanzieller Verbesserung und struktureller Ungewissheit.

Kommentar:

Die geplanten Reformmaßnahmen für die Apotheken wirken wie ein Versuch, den status quo aufrechtzuerhalten, ohne die Ursachen der systemischen Schieflage konsequent anzugehen. Der Fokus auf finanzielle Kompensation ist nachvollziehbar – insbesondere nach Jahren anhaltender Unterfinanzierung –, aber nicht ausreichend, um eine nachhaltige Perspektive für die flächendeckende Arzneimittelversorgung zu schaffen. Die Erhöhung des Fixhonorars ist überfällig, wird jedoch durch den inflationären Druck und steigende Personalaufwendungen schnell relativiert. Gleichzeitig wird durch das Umwidmen von Geldern innerhalb des bestehenden Systems deutlich, dass es an einem echten politischen Paradigmenwechsel fehlt.

Statt langfristiger Strukturanreize dominieren operative Flickschusterei und punktuelle Entlastungen. Die angekündigte Entbürokratisierung ist zu begrüßen, doch ihre Wirksamkeit steht und fällt mit der konkreten Umsetzung auf Software-, Kassen- und Prüfstellenebene. Besonders kritisch ist, dass Fördermittel für pharmazeutische Dienstleistungen gekürzt werden sollen – ein Bereich, der ursprünglich als Innovationsfeld für die Weiterentwicklung des Berufsstandes gedacht war. Statt diesen Sektor auszubauen, werden erneut Mittel zweckentfremdet, um akute Engpässe zu kaschieren.

Die Diskussion um den Mindestlohn offenbart zusätzlich das Dilemma tariflicher Verwerfungen. Statt gezielter Lohnpolitik mit Augenmaß droht eine administrative Einheitslösung, die zu Reibungsverlusten und neuen Ungleichgewichten führen könnte. Ohne ein übergeordnetes Strukturkonzept bleibt jede Erhöhung eine isolierte Maßnahme, deren Effekt schnell verpuffen kann. Was die Apotheken derzeit bräuchten, ist nicht nur mehr Geld, sondern verlässliche Planungssicherheit, kluge Versorgungsmodelle und ein System, das Qualität belohnt – nicht Masse. Solange diese Weichen nicht gestellt werden, bleibt jede Reform nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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