Mit einer klaren Vision für nachhaltige Energiegewinnung und einem innovativen Ansatz betritt die Bioenergiepark Küste Besitzgesellschaft mbH erstmals den Kapitalmarkt. Das Unternehmen hat seine erste, besicherte Projektanleihe (ISIN: DE000A4DFCD3) mit einem maximalen Emissionsvolumen von 7 Mio. Euro emittiert. Im Anleihen Finder-Interview spricht Unternehmens-Gründer Johannes Schmidt über die Idee hinter diesem besonderen Biogasprojekt, den Einsatz der Anleihemittel und die Perspektiven für Investoren wie auch für die Energiewende.
Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Schmidt, können Sie uns die Bioenergiepark Küste Besitzgesellschaft mbH kurz vorstellen? Was ist das Besondere an der Gesellschaftsstruktur und dem Geschäftszweck?
Johannes Schmidt: Die Emittentin, an der ich 100 % der Anteile halte, fungiert als Besitzgesellschaft. Ihr Fokus liegt auf dem Erwerb und der Transformation einer seit 2011 im Betrieb befindlichen Biogasanlage, die seit 2023 mit einem innovativen Konzept nachhaltige Energie aus Pferdemist erzeugt. Wir wollen diese Anlage zu einer hochmodernen Biomethanproduktionsstätte weiterentwickeln, die zukünftig nicht nur Strom liefert, sondern über eine Gasverflüssigungsanlage auch Flüssiggas für den Schwerlastverkehr produziert.
Anleihen Finder: Nur kurz zum Hintergrund: Wie ist die Idee entstanden, aus Pferdemist Geld bzw. Biogas zu machen? Und wann und wie haben Sie mit der Umsetzung begonnen?
Johannes Schmidt: Ich bin in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, der sich zu einem Pensionsstall für etwa 100 Pferde entwickelte. Dabei erkannte ich früh das Potenzial von Biogas und insbesondere die Möglichkeit, Pferdemist als Energiequelle zu nutzen. Wir sprechen hier von einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Lösung für die Entsorgung dieses oft unterschätzten organischen Materials, insbesondere in Regionen mit hoher Pferdedichte wie der Küstenregion in Schleswig-Holstein. 2004 übernahm ich den Betrieb von meinem Vater und begann, die Idee einer Biogasanlage mit Pferdemist als Substrat zu entwickeln. Nach erfolgreichen Gärversuchen hat sich das Projekt 2010 konkretisiert und ist Ende 2011 ans Netz gegangen. Die Anlage bot aufgrund ihrer ursprünglichen Ausrichtung auf Mais-Substrate und ihrer technischen Konfiguration ein attraktives Optimierungspotenzial für die Umstellung auf Pferdemist und die Produktion von Biomethan. 2023 wurde dann ein weiterer Meilenstein erreicht, als ich mit einem verfahrenstechnischen Geschäftspartner einen neuen Ansatz zur Biogasverflüssigung entwickelte. Dies führte schließlich zur Gründung der Bioenergiepark Küste Besitzgesellschaft mbH, die das Biomethanprojekt auf eine zukunftsweisende Basis stellen wird.
Anleihen Finder: Warum haben Sie sich nun für die Begebung einer börsennotierten Anleihe als Finanzierungsinstrument entschieden? Wofür sollen die Mittel von bis zu 7 Mio. Euro konkret verwendet werden?
„Mit den bisher eingesammelten Anleihe-Mitteln habe wir das Grundstück erworben und den Auftrag für den Umbau der Anlage erteilt“
Johannes Schmidt: Wir haben uns bewusst für eine börsennotierte Anleihe entschieden, weil sie uns im Gegensatz zu klassischen Bankfinanzierungen eine größere Flexibilität und schnellere Umsetzung erlaubt. Gleichzeitig können wir auf diesem Weg ein breiteres Spektrum an Investoren ansprechen, die an einem nachhaltigen und zukunftsweisenden Projekt interessiert sind. Die Börsennotierung bietet zudem eine erhöhte Transparenz und Liquidität für unsere Investoren, was für uns ein wichtiges Argument war, da wir eine langfristige Partnerschaft mit unseren Anlegern anstreben.
Der Nettoemissionserlös dient vor allem dazu, die Biogasanlage in Scharbeutz samt Grundstück, Halle und Erbbaurecht zu erwerben und im ersten Abschnitt die Rührwerkstechnik zu erneuern. In einem weiteren Schritt planen wir die Anpassung der Bestandsanlage, damit das produzierte Biogas nicht mehr nur im Blockheizkraftwerk verstromt, sondern zukünftig über eine Gasverflüssigungsanlage auch zu Flüssigerdgas für den Schwerlastverkehr verarbeitet wird. Und die ersten Maßnahmen haben wir bereits erfolgreich umgesetzt: Da wir innerhalb weniger Wochen schon rund 1,4 Mio. Euro erfolgreich platzieren konnten, haben wir vor kurzem sowohl das Grundstück erworben als auch den Auftrag für den Umbau der Substratzufuhr von sogenannter Flüssigfütterung in eine Feststofffütterung erteilt.
Anleihen Finder: Was bedeutet das konkret?
Johannes Schmidt: Durch diese veränderte Fütterungsweise kann den Fermentern das Substrat Pferdemist zukünftig direkt zugeführt werden, was den Prozess klar optimiert. Konkret bedeutet dies, dass die Fermenter nicht mehr mit Prozessflüssigkeit belastet werden, wodurch eine längere Verweilzeit zur Gasproduktion zur Verfügung steht, was wiederum zu einer Leistungssteigerung führt. Dieser Umbau soll voraussichtlich im Juli vollständig umgesetzt werden.
Anleihen Finder: Wie ist derzeit der technische Zustand der Biogasanlage? Welche Investitionen sind für die geplante Umstellung auf Biomethanerzeugung erforderlich?
Johannes Schmidt: Die Biogasanlage verfügt bereits über eine solide Grundstruktur, wurde in den vergangenen Jahren selbstverständlich regelmäßig gewartet und ist technisch in einem guten Zustand. Im ersten Schritt werden wir die Rührwerkstechnik im Reststofflager austauschen, damit die Behälter optimal gerührt werden können und somit der Gärrest in einer homogenen Struktur der Separation zugeführt werden kann. Darüber hinaus werden wir die Rührwerke in den beiden Fermentern austauschen, damit die Durchmischung für den Gärprozess erfolgen kann. Anschließend wird wie bereits erwähnt die Substratzufuhr von der sogenannten Flüssigfütterung in eine Feststofffütterung umgebaut. Mit der Blockheizkraftwerk-Wartung und dessen Ausbau werden wir die erforderlichen Maßnahmen umsetzen, die die Standzeiten des Blockheizkraftwerks verlängern und die gesetzlichen Anforderungen an den Betrieb eines Blockheizkraftwerks erfüllen. Zur weiteren Optimierung des Anlagenbetriebs sind außerdem Investitionen in die Pumpentechnik und die Separationsanlage vorgesehen. Zudem werden wir die Anlagensteuerung anpassen, um den störungsfreien Betrieb der Anlage zu gewährleisten.
INFO: Dieses INTERVIEW erschien zunächst in der neuen Ausgabe des Anleihen Finder Newsletters (09-2025). Registrieren Sie sich hier für unseren KOSTENLOSER NEWSLETTER und seien Sie stets informiert.
Anleihen Finder: Was versprechen Sie sich von der Zusammenarbeit mit Ihrem Partner, der CM Fluids AG, insbesondere im Hinblick auf Effizienz und Ertrag?
Johannes Schmidt: Die CM Fluids AG ist für uns ein wichtiger Partner in diesem zukunftsweisenden Projekt, da sie über eine ausgewiesene Expertise im Bereich der Biomethanproduktion und der Optimierung von Biogasanlagen verfügt. Konkret wird das Unternehmen die Veredelung des produzierten Biogases verantworten – und zwar mittels eigener Verflüssigungstechnik und auf eigene Kosten. Zudem wird CM Fluids die gesamte Planung und alle damit verbundenen Kosten übernehmen. Grundlage für die wirtschaftlichen Annahmen sind die bisherige Entwicklung der Biogasanlage und die Wirtschaftlichkeitsberechnung von CM Fluids für die Ausbaustufen der Anlage. Die Inbetriebnahme der Verflüssigungsanlage ist im dritten Quartal 2025 geplant.
Anleihen Finder: Wie sieht das geplante Geschäftsmodell nach dem Umbau auf Biomethanproduktion aus? Welche Erlösquellen sind vorgesehen?
„Nach dem Umbau wird die Anlage zusätzlich auch Bio-Flüssiggas als Kraftstoff für den Schwerlastverkehr produzieren“
Johannes Schmidt: Durch den Umbau werden sich unsere Erlösquellen erweitern. Aktuell wird der aus Biogas erzeugte Strom unter den Regularien des EEG 2009 in das öffentliche Netz eingespeist, während die erzeugte Wärme für lokale Anwendungen oder in einer Trocknungsanlage verwendet wird, um den KWK-Bonus zu generieren. Ergänzend dazu werden Erlöse aus der Annahmegebühr für Pferdemist sowie aus der Vermarktung der verbleibenden Gärreste erzielt, die als wertvoller und natürlicher Dünger auf den Feldern ausgebracht werden und somit den Kreislaufgedanken des Projekts unterstreichen. Nach dem Umbau wird die Anlage zusätzlich auch Bio-Flüssiggas als Kraftstoff für den Schwerlastverkehr produzieren.
Anleihen Finder: Welche operativen Ziele verfolgen Sie mit dem Erwerb und der Weiterentwicklung der bestehenden Biogasanlage in Scharbeutz in den kommenden Jahren? Wie sehen Ihre Planzahlen nach der Umsetzung des Projekts aus? Wann soll der Break-even erreicht werden?
Johannes Schmidt: Unser vorrangiges Ziel ist die vollständige Transformation der Anlage in eine moderne Biomethanproduktionsstätte mit klarer Spezialisierung auf Pferdemist als Hauptsubstrat. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus prospektrechtlichen Gründen keine Planzahlen kommunizieren können. Klar ist jedoch, dass sich die schon jetzt sehr soliden Kennzahlen der Anlage nach dem Umbau langfristig weiter verbessern werden. Der Break-even soll voraussichtlich noch während der Laufzeit der Anleihe erreicht werden.
„Der Break-even soll voraussichtlich noch während der Laufzeit der Anleihe erreicht werden“
Anleihen Finder: Welche Sicherheiten bieten Sie den Investoren an?
Johannes Schmidt: Unsere Projektanleihe ist besichert. Konkret werden die Forderungen der Anleihegläubiger auf Rückzahlung der Anleihe und auf Zinszahlungen unter anderem durch Grundpfandrechte und andere Sicherheiten im Gesamtbetrag von 4,6 Mio. Euro sowie zusätzlich durch Ansprüche auf Einspeisevergütungen, die bis 2031 gesichert sind, und durch sonstige Ansprüche aus Stromvermarktungen besichert. Zusätzlich beinhalten die Anleihebedingungen als besondere Schutzrechte für die Investoren eine Negativverpflichtung, eine Transparenzverpflichtung, eine Positivverpflichtung sowie ein Sonderkündigungsrecht für die Anleger bei einem Kontrollwechsel, Drittverzug oder einem Eigenkapital von weniger als 1,5 Mio. Euro.
Anleihen Finder: Wie gewährleisten Sie die jährlichen Zinszahlungen und wie planen Sie die Refinanzierung der Anleihe in fünf Jahren?
Johannes Schmidt: Wir planen, die Zinszahlungen aus dem operativen Cashflow zu leisten. Die Tilgung der Anleihe soll über den Verkauf der Biogasanlage oder ggf. eine teilweise Refinanzierung erfolgen.
Hinweis: Die Bioenergiepark Küste-Projektanleihe kann direkt über die Emittentin gezeichnet werden.
Anleihen Finder: Worin sehen Sie das Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Biogasprojekten in Deutschland? Welche Relevanz hat Biogas/Biomethan aus Pferdemist bzw. aus ähnlichen Rohstoffen generell im Kontext der Energiewende?
„Durch den Einsatz von Pferdemist als Substrat wird eine neue Rohstoffquelle erschlossen“
Johannes Schmidt: Die Biogasanlage in Scharbeutz ist bereits seit 2011 in Betrieb und setzt auf ein zukunftsweisendes Konzept zur nachhaltigen Energieerzeugung aus Pferdemist, einem bislang wenig genutzten Rohstoff. Mit diesem Substrat wird ein regional in hohem Maße verfügbarer Rohstoff effizient genutzt, um umweltfreundliches Biogas zu erzeugen. Gegenwärtig verarbeitet die Biogasanlage Mist von rund 1.500 Pferden, wodurch ca. 4,0 Mio. kWh Strom pro Jahr erzeugt werden – mit der Möglichkeit, diese Kapazität zu verdoppeln. Das Konzept bedeutet für Reiterhöfe eine erhebliche finanzielle Entlastung, da anfallender Mist nicht länger kostenintensiven Abfall, sondern ein wertvolles Substrat zur Energiegewinnung darstellt. Zusätzlich profitieren die Reiterhöfe von der Möglichkeit, den Gärrest als hochwertigen, natürlichen Dünger zurückzuerhalten, wodurch die Kosten für synthetische Düngemittel gesenkt werden und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft unterstützt wird.
Durch den Einsatz von Pferdemist als Substrat wird eine neue Rohstoffquelle erschlossen, die nicht mit der Lebensmittelproduktion konkurriert. Im Kontext der Energiewende ist dies von zentraler Bedeutung, da dieses Konzept zur Diversifizierung der erneuerbaren Energieträger beiträgt und eine Antwort auf die zunehmende Kritik an der Maismonokultur bietet. Biomethan aus Pferdemist ist CO₂-neutral, regional erzeugbar und flexibel einsetzbar – sowohl für Strom, Wärme als auch Mobilität. Damit leistet die Anlage einen effektiven Beitrag zur Dekarbonisierung mehrerer Sektoren. Dieses Projekt ist ein Paradebeispiel für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, bei der Abfall in Wert umgewandelt wird und gleichzeitig ein hochwertiger, klimafreundlicher Energieträger sowie wertvolle organische Dünger entstehen.
Anleihen Finder: Wo sehen Sie mögliche Risiken für das Projekt?
Johannes Schmidt: Mögliche Risiken bestehen beispielsweise in regulatorischen Änderungen, da gesetzliche Anpassungen, etwa im EEG, direkte Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit und Betriebsweise haben können. Vor diesem Hintergrund beobachten wir den Gesetzgebungsprozess sehr genau und pflegen den Austausch mit relevanten Verbänden. Technische Risiken betreffen vor allem den Verschleiß und mögliche Ausfälle von Schlüsselkomponenten, was durch ein vorausschauendes Instandhaltungsmanagement reduziert wird. Die Entwicklung der Energiepreise beeinflusst ebenfalls die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage. Hier liegt der Fokus auf einer flexiblen, diversifizierten Vermarktungsstrategie des erzeugten Biogases, um Preisschwankungen abzufedern.
Anleihen Finder: Abschließend: Welche Vision verfolgen Sie langfristig mit dem Bioenergiepark Küste?
Johannes Schmidt: Unser Geschäftsmodell ist darauf ausgerichtet, regionale Kreisläufe zu schließen, indem wir Reststoffe aus der Umgebung, insbesondere Pferdemist, in eine wertvolle und klimafreundliche Energiequelle umwandeln und somit einen direkten Beitrag zur Energiewende und zur regionalen Wertschöpfung leisten. Die Biogasanlage in Scharbeutz ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie regionale Rohstoffe und innovative Technologien kombiniert werden können, um nachhaltige Energie effizient und zukunftsorientiert bereitzustellen.
Anleihen Finder: Vielen Dank, Herr Schmidt.
Anleihen Finder Redaktion.
"Biomethan aus Pferdemist - einsetzbar für Strom & Mobilität"