SharePoint lässt sich aus der ECM-Branche nicht mehr wegdenken, soviel ist sicher. Trotzdem hat sich das Bild im Laufe des letzten Jahres verschoben, wie die folgenden Beobachtungen darlegen:
Zunächst hat sich die Einstellung der ECM-Anbieter geändert: Während im letzten Jahr noch über „SharePoint versus ECM“ diskutiert wurde, ist die überwiegend anzutreffende Haltung bei den ECM-Anbietern jetzt Anerkennung, Koexistenz und Wertschöpfung mit und für SharePoint.
Zweite Beobachtung ist, dass noch vor einem Jahr auf Präsentationen von SharePoint der Eindruck vermittelt wurde, die Lösung könne einfach alles. Sie galt als Wunder- und Allheilmittel für Content Management. Bei Präsentationen wurde SharePoint deutlich gegen „herkömmliche“ ECM-Systeme abgegrenzt, doch inzwischen hat sich auch hier die Wahrnehmung geändert: Die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, dass die Anforderungen an Informationsmanagement umfassender und etwas komplizierter sind.
Beobachtung Nummer drei ist die Erkenntnis, dass die Entscheidung für SharePoint ein geringes Investitionsrisiko für jene Unternehmen bedeutet, die unbedingt IRGENDETWAS für die effiziente Dokumentbearbeitung tun wollen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es eine optimale Lösung ist. Risikominimierung ist ein starker Antriebsfaktor im aktuellen Klima.
Was die vierte Feststellung bezüglich der veränderten SharePoint-Rezeption anbetrifft, so ist festzustellen, dass SharePoint nicht das Zugtier der Branche ist, sondern der Trend zur generellen Etablierung von ECM. Das umfasst die Ausrichtung von Content-, Dokumenten- und Records Management auf den Desktop und die Ausbreitung dieser Technologien auf den mittelständischen Markt. SharePoint hat großen, aber nicht alleinigen Anteil an dieser Bewegung. Das zunehmende Interesse von Infrastruktur-Anbietern, an diesem Markt Fuß zu fassen oder die vorhandene Präsenz auszubauen (und die daraus resultierende Konsolidierung), spiegelt die Wandlung der ECM-Technologien zum Mainstream wider. Auch die steigende Aufmerksamkeit, die große Beratungshäuser und Dienstleister der Infrastruktur-Anbieter dem Thema ECM widmen, ist ein Anzeichen dafür. Ebenso das Auftauchen kompetenter Open-Source-Anbieter wie Alfresco.
„Wir analysieren ständig den ECM-Markt und seine Entwicklungen, um Anwender und Interessenten über aktuelle Trends auf dem Laufenden zu halten“, erklärt Hanns Köhler-Krüner, Director Global Education Services EMEA der AIIM Europe. „Die Bedeutung und Rezeption von SharePoint ist ein wichtiger Impulsgeber für den ECM-Markt. Die Lösung erfreut sich inzwischen größter Beliebtheit, hat aber bei allen Vorteilen auch ganz deutlich ihre Grenzen erkennen lassen. Hier springen andere Anbieter mit ergänzenden Produkten in die Bresche.“