Für ein Unternehmen ist es sein Kapital im Wettbewerb, für den Mitarbeiter der Trumpf am Arbeitsmarkt, für beide eine Investition in die Zukunft: Wer mithalten will, muss sich regelmäßig weiterbilden – und braucht Mitarbeiter, die dies tun. Das Bewusststein ist da, nur an der Umsetzung hapert es. Meistens scheitert diese an den Kosten oder daran, dass Fortbildungs-Freistellungen während der Arbeitszeit nicht ins Tagesgeschäft passen. „Mit Lernzeitkonten können Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam in Weiterbildung investieren“, sagt Michael Hofmann, Geschäftsführer der AHB Electronic. Das Unternehmen entwickelt IT-Lösungen für das Personalmanagement und hat jetzt ein Modul zur Umsetzung von Lernzeitkonten in seine Zeitwirtschaftssysteme integriert. „Beschäftigte können auf dafür eingerichteten Konten Guthaben für Seminare und Lehrgänge ansparen, zum Beispiel durch umgebuchte Überstunden. Das Gute: Die Zeiten ergeben sich aus dem Arbeitsprozess“, so Hofmann.
Auch Bildungsökonom Prof. Dr. Dieter Timmermann plädiert für Lernzeitkonten: „Die Empirie zeigt, dass Branchen und Betriebe mit Lernzeitkonten eine höhere Weiterbildungsquote haben“. Der Wissenschaftler ist Rektor der Universität Bielefeld und war unter anderem als Leiter der Expertenkommission „Finanzierung Lebenslangen Lernens“ für das Bundesbildungsministerium tätig. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Guthaben auf Lernzeitkonten anzusparen. So können Überstunden automatisch umgebucht werden, sobald ein festgelegter Schwellenwert erreicht ist. Alternativ zahlt der Arbeitgeber jährlich eine bestimmte Stundenanzahl auf das Konto ein und die Mitarbeiter den Rest. „Eingelöst“ werden die Fortbildungszeiten zum Beispiel in auftragsschwächeren Zeiten.
Wie bei allen Langzeitkonten können die Guthaben über mehrere Jahre anwachsen. Damit im Fall der Fälle niemand das Nachsehen hat, muss der Arbeitgeber eine Insolvenzsicherung einrichten.
Mit Lernzeitkonten können Unternehmen die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter fördern und dabei den Interessen beider Seiten Rechnung tragen. Mitarbeiter haushalten eigenverantwortlich mit ihrer Arbeitszeit und die Fortbildungskosten für den Arbeitgeber fallen geringer aus. So lässt sich lebenslanges Lernen durch moderne Arbeitszeitgestaltung flankieren.