Auch in der letzten Handelswoche setzte der Euro seinen Triumphzug fort und erreichte am Freitag sein Hoch knapp über der 1,37er-Marke. Damit hat die Gemeinschaftswährung nach erfolgtem Bruch des 1,34er-Widerstands in recht kurzer Zeit weitere 300pips steigen können und ist so klar überkauft. Diese Überkauftheit macht sich am heutigen Montag bemerkbar: mit dem fallenden Euro gehen steigende Renditen für Anleihen Spaniens und Italiens einher, mithin nimmt also die Risikoaversion wieder zu. Auslöser ist einerseits der mögliche Skandal um Ministerpräsident Rajoy in Spanien, andererseits das Wiedererstarken Berlusconis in Italien.
Auch in der letzten Woche waren die ökonomischen Daten aus den Krisenländern wieder schlecht, lediglich Deutschland macht hier eine Ausnahme - und die Märkte fokussierten sich eindeutig auf die guten deutschen Daten und ignorierten die schlechten aus der Euro-Peripherie. Diese selektive Wahrnehmung kann nicht lange Bestand haben, und so ist der leichte Anflug von Realismus, der den Euro heute nach unten drückt, mehr als überfällig.
Dennoch: die gestiegene Risikobereitschaft in Kombination mit der sachlich sehr fragwürdigen Wahrnehmung, dass das Schlimmste der Eurokrise überwunden sei, dürfte den Weg der Kapitalströme weiter bestimmen und den Euro unterstützen. Auch wenn die Banken in der letzten Woche nur 3,5 Milliarden der Krediten aus dem LTRO an die EZB zurückzahlten (in der Vorwoche waren es noch 137 Milliarden), so schrumpft durch eben diese Rückzahlungen die Bilanzsumme der EZB weiter, während bei allen bedeutenden Notenbanken dieser Welt die Bilanzsumme steigt. Geht dieser Trend weiter, wird auch der Euro stark bleiben.
Ein Risiko für die Euro-Bullen ist jedoch die EZB-Sitzung am Donnerstag: sollte die Notenbank den Leitzinssatz senken, dürfte die Euro-Hausse, die ja nicht nur gegen den Dollar stattfindet, erst einmal beendet sein. Wir gehen jedoch davon aus, dass die EZB den Zinssatz unverändert belässt und so der Gemeinschaftswährung keine Steine in den Weg legen wird. Idealtypisch wäre nun noch ein Rücksetzer bis zum Jahreshoch aus 2012 bei 1,3485. Hält der Euro dieses Niveau, dürfte der nächste Anlauf in Richtung 1,3830 bzw. 1,3880/1,3900 nur eine Frage der Zeit sein.
Dax:
Nachdem der Dax in der letzten Handelwoche um die 7800er-Marke pendelte, kommt pünktlich zu Wochenbeginn ein herber Rückschlag. Sorgen um die Rückkehr der Eurokrise (eigentlich war sie ja immer da..) drücken den deutsche Leitindex nach unten. Dabei durchbricht der Dax nicht nur schwungvoll die 7800er-Marke, sondern fällt gleich impulsiv unter die 200-Tage-Linie (bei ca. 7750) und löst so insbesondere stopps bei institutionellen Investoren aus, die sich stark an diesem gleitenden Durchschnitt orientieren. Selbst die wichtige Unterstützung bei 7680 scheint nicht zu halten, sodass der entscheidende support bei 7630 Punkten ins Blickfeld gerät.
Dabei sah es noch am Freitag gut aus: die Aufwärtsrevision der Vormonate bei den US-Arbeitsmarktdaten, starker ISM sowie ein gutes US-Verbrauchervertrauen hievten den Dow über 14.000 Punkte. Doch schon da war die Tendenz der letzten Wochen wieder zu erkennen, dass der Dax die bullischen US-Märkte kaum mitgeht und keine neuen Hochs ausbilden konnte.
Dabei waren die in den letzten Tagen anziehenden Risikoaufschläge für Anleihen der Europeripherie schon ein Warnzeichen, das allerdings in der allgemeinen Euphorie kaum beachtet wurde. Die Gerüchte um Rajoy und die Wiederauferstehung des Untoten Berlusconi waren dann der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Faktisch aber sind sie eher willkommener Anlass für Gewinnmitnahmen in einem hoffnungslos überkauften Markt. Man wird sehen müssen, ob die Anzeichen von Panik heute wirklich nachhaltig sind - die US-Märkte jedenfalls fallen moderater als der Dax.
Charttechnisch ist nun viel Porzellan zerschlagen beim Dax. Entscheidend ist nun, dass der Index den Kampf um die 7630er-Marke, das bisherige Jahrestief, nicht verliert. Nächste Auffangmarke wäre dann die 7600, bevor das ehemalige Ausbruchsniveau in der Zone 7440/50 angesteuert würde.