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Steiger-Stiftung kritisiert Brüsseler eCall-Pläne

(PresseBox) (Stuttgart, )
Die im Rettungsdienst engagierte Björn-Steiger Stiftung hat die Brüsseler Pläne zur Einführung des neuen europaweiten Notrufsystems eCall scharf kritisiert.

Man unterstütze zwar das angestrebte Ziel, mehr Menschenleben zu retten. Doch das Konzept mit einer im Auto fest verankerten Telematikeinrichtung widerspreche der ursprünglichen Absicht, die Zeit von der Alarmierung bis zum Einsatz der Notfallhilfe zu verkürzen. "Uns drohen Schwachstellen in einer verlängerten Rettungskette, das darf nicht sein", sagte Stiftungsvorstand Pierre-Enric Steiger in einem am Sonntag in Stuttgart veröffentlichten Gespräch mit dem ACE Auto Club Europa. Das von der EU-Kommission derzeit favorisierte Technikkonzept stürze die Rettungszentralen in ein Dilemma - "nämlich helfen zu wollen, ohne wirklich helfen zu können", sagte Steiger.

ACE befürchtet Kartell kommerzieller Anbieter

Der ACE seinerseits warnte, beim Aufbau und Betrieb von eCall könnte sich im Rettungswesen "ein Kartell kommerzieller Anbieter" bilden. "Es geht bei eCall offenbar nicht alleine um Leben und Tod, sondern um Macht und Kommerz", sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. Die Politik in Berlin und Brüssel müsse sich aber derartigen Bestrebungen im Interesse der Verbraucher entgegenstellen.

Rettungsdienstexperte Steiger bezifferte den Mittelbedarf zur Umsetzung der Brüsseler Pläne auf schätzungsweise 1,2 Milliarden Euro. Hinzu kämen Kosten von über 112 Millionen Euro für die technische Ausrüstung (In-Band) der gegenwärtig mehr als 4500 Notrufzentralen in Europa. Außerdem müssten Lizenzgebühren für ein Modem entrichtet werden und das spezielle Gerät samt Einbau verursache pro Fahrzeug Mehrkosten in Höhe von 150 bis 400 Euro. "So betrachtet ist die In-Band-Technologie eine lukrative Finanzquelle. Sie speist sich aus den Taschen der Autokäufer und Steuerzahler", fügte Steiger hinzu.

Stiftung will eCall per Handy

Seine Stiftung hingegen schlage den mit einer technischen Verbindung zum Fahrzeug gestützten automatischen Notruf per Handy (Dual-System) vor. Auf die Erhebung einer Gebühr solle dabei verzichtet werden. Die Übertragungstechnologie des Mobilfunks habe sich bewährt, die von wesentlichen Teilen der Automobilindustrie hierzu angebotenen Integrationslösungen sollten aufgegriffen werden.

Für den Betrieb des Systems kalkuliert die Björn-Steiger-Stiftung eigene Kosten in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro jährlich. Sie sollen nach Angaben von Steiger durch Spenden und freiwillige Beiträge der Wirtschaft und der Öffentlichen Hand aufgebracht werden.

Steiger prangert Verflechtungen an

Für die gegenwärtige Lage macht Steiger "gewisse Lobbyisten in Brüssel" verantwortlich. In dem 100-köpfigen Gremium der Europäischen Notrufzentralen säßen gerade einmal zwei Personen, die wirklich aus einer Notrufzentrale kämen. Die restlichen Vertreter stammten aus Industrieunternehmen und wollten Technik verkaufen. Offensichtlich gebe es auch private Verflechtungen zwischen Vertretern der Industrie und Entscheidungsträgern innerhalb der mittleren Führungsebene der EU-Kommission. Angesprochen darauf, welche Rolle, das Berliner Bundesverkehrsministerium dabei spiele, sagte Steiger: "Man wartet lieber auf die Entscheidung aus Brüssel, ohne im Sinne nahe liegender eigener Interesse aktiv daran mitzuwirken."

Notrufstart ohne Brüsseler Regie

Erst 2010 will die EU endgültig die Weichen stellen und ihre technischen Vorgaben für eCall fixieren. Spätestens 2012 sollen die Automobilhersteller eCall einführen. Steiger will nicht so lange warten und jetzt schon Fakten schaffen. Sein so genanntes "Live-Service-112-System" werde bis Ende 2008 bereits in zwölf Staaten verfügbar sein. Steiger: "eCall wird in Serienproduktion in Europa eingeführt sein, bevor die EU dazu ihre Rahmenbedingungen verabschiedet hat".

Stichwort eCall (Emergency Call)

Der elektronisch gesteuerte Notruf zielt darauf ab, Rettungskräfte binnen einer Minute automatisch zu alarmieren. Werden die Airbags bei einem Verkehrsunfall ausgelöst, sendet das System nahezu zeitgleich ein Datenbündel mit Rufkennung und genauer Positionsbestimmung an die nächste Rettungsleitzentrale. Streit gibt es über die Kosten dieser Dienstleistung beziehungsweise darüber, ob das System mittels fest eingebauter aufwändiger Bordelektronik (In-Band-Modems) betrieben werden soll - auf dieses Modell setzt die EU; oder ob als Alternative dazu, eCall per Mobilfunk umgesetzt wird. Über eine Weiche im Auto erhält das Handy bei Unfall sensorische Signale, aktiviert sich selbst und sendet den Alarmruf samt kompletten Datensatz an die Unfallretter. Der EU-Abgeordnete Dieter-Lebrecht Koch, zugleich Mitglied im Vorstand des Europäischen Verkehrssicherheitsrates, schätzt, dass sich die Jahreskosten bei Umsetzung des teuren EU-Modells auf knapp fünf Milliarden Euro belaufen werden. Das Handykonzept kostet nur einen Bruchteil davon. Keinen Unterschied hingegen gibt es bei dem Effekt, den sich Rettungsexperten erhoffen: 2500 Menschenleben könnten bei flächendeckender Anwendung von eCall in Europa gerettet werden.

Das Gespräch mit Steiger im Wortlaut unter www.ace-online.de/interviews
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