Stationäre Einzelhändler bewerten Online-Konkurrenz negativ
(PresseBox) (München, )Die Ergebnisse unterscheiden sich allerdings erheblich nach Produktgruppen: Über die Hälfte der Befragten im Lebensmittel-Einzelhandel gab an, dass der Online-Handel keinen Einfluss auf das Geschäft hat. In jenen Branchen, die sich durch hohe Wachstumsraten im Online-Vertrieb auszeichnen (Buchhandel, Elektro-Artikel, Schuhe und Bekleidung, Wohnmöbel), wird dieser vom stationären Handel überdurchschnittlich häufig als geschäftsgefährdend eingeschätzt.
Etwa 37 Prozent der befragten stationären Einzelhändler bieten mittlerweile ihre Waren auch im Internet an, 63 Prozent aber nicht. Allerdings planen hiervon etwa 11 Prozent die Einführung eines Online-Vertriebs in den nächsten zwölf Monaten. Noch machen die Händler kein großes Geschäft im Netz: Etwa 77 Prozent der auch online-aktiven stationären Einzelhändler gaben an, weniger als 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes über den Online-Handel zu erzielen.
Das ifo Institut befragte im August und Oktober 2016 rund 700 Einzelhändler.
Aufsatz: Online-Handel – Chance für den stationären Einzelhandel? Von Sabine Rumscheidt, in: ifo Schnelldienst 22/2016, S. 51-56
Der ifo Schnelldienst 22/2016 hat folgende Themen:
Zur Diskussion gestellt
Geringes Wirtschaftswachstum und Abwärtstrend bei Investitionen: Wege aus der Wachstumsschwäche
Die Weltwirtschaft wächst seit einiger Zeit deutlich langsamer als früher. Die wirtschaftliche Dynamik bleibt hinter den Erwartungen zurück. Holger Zemanek, Bundesministerium der Finanzen, sieht, zumindest für Deutschland, keinen besorgniserregenden, strukturellen Abwärtstrend bei den Investitionen. Vielmehr sei der Rückgang der Investitionsquote insbesondere auf die Konsolidierung der Baubranche nach dem Wiedervereinigungsboom zurückzuführen. Gleichwohl sollte der Investitionsstandort Deutschland weiter gestärkt werden. Für Jörg Krämer und Marco Wagner, Commerzbank AG, Frankfurt am Main, liegt die Ursache der Wachstumsschwäche in den noch immer hohen Schuldenbergen der Unternehmen sowie der privaten und öffentlichen Haushalte. Hinzu kommen faule Kredite in den Bankbilanzen. Erst wenn die Bilanzen konsequent bereinigt seien, werde sich etwas ändern. Das zentrale Element für ein höheres Wirtschaftswachstum in Deutschland ist für Thieß Petersen, Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, die Stärkung der Binnennachfrage. Sie lasse sich u.a. durch höhere steuerfinanzierte öffentliche Investitionen erreichen. Tom Krebs, Universität Mannheim, und Martin Scheffel, Universität zu Köln, empfehlen ebenfalls eine Politik in Deutschland, die vorhandene fiskalische Spielräume zur Stärkung der öffentlichen Investitionen nutzt. Thomas Mayer, Storch Research Institute, Köln, setzt eher auf eine Strukturbereinigung statt einer Nachfragestabilisierung. Steffen Elstner und Christoph M. Schmidt, SVR, raten der Politik, mehr Augenmerk auf mögliche Hemmnisse, die aus den Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Aktivität erwachsen, zu legen. Die Wirtschaftspolitik müsse in erster Linie dafür Sorge tragen, dass ein Engagement für Unternehmen in Deutschland attraktiv sei.
Kommentar
Reform der Grundsteuer: Ein Plädoyer für eine wertorientierte und gleichmäßige Besteuerung von Boden und Gebäuden
Wolfram F. Richter
Anfang Juni 2016 wurde eine Bundesratsinitiative zur Reform der Grundsteuer beschlossen. Dieser Reformvorschlag wurde im ifo Schnelldienst 18/2016 von einigen Experten vorgestellt und diskutiert. Als Reaktion darauf setzt sich Wolfram F. Richter, Technische Universität Dortmund, kritisch mit diesen Beiträgen auseinander und plädiert für eine wertorientierte und gleichmäßige Besteuerung von Boden und Gebäuden.
Forschungsergebnisse
Gibt es Einspareffekte durch Kreisgebietsreformen? – Evidenz aus Ostdeutschland
Felix Rösel
Seit Jahrzehnten werden in Deutschland Landkreise in der Hoffnung auf mögliche Einspareffekte fusioniert. Gegenwärtig diskutieren auch die ostdeutschen Länder Brandenburg und Thüringen die Neuzuschnitte ihrer Landkreise. Das Beispiel einer Kreisgebietsreform in Sachsen zeigt allerdings, dass empirisch zumindest kurz- und mittelfristig keine Einsparungen durch Kreisgebietsreformen nachweisbar sind. Ein Blick auf die ähnlich strukturierten Landkreise in Brandenburg und Thüringen verdeutlicht, dass hierfür insbesondere die spezifische Aufgabenstruktur der Landkreise sowie eine unterschätzte Abhängigkeit der öffentlichen Ausgaben von der Bevölkerungsdichte und der demographiebedingten Alterung verantwortlich sein könnten. Diese Faktoren können durch Gebietsneuzuschnitte kaum beeinflusst werden.
Wie gefährlich ist die angekündigte Handelspolitik von Donald Trump?
Gabriel Felbermayr und Marina Steininger
Die Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA am 8. November 2016 stellt die europäischen Partner vor einige Herausforderungen. Im Wahlkampf hat Trump eine protektionistische Handelspolitik angekündigt, um gegen unliebsame Handelspartner höhere Zoll- und andere Schranken zu errichten. Simulationen mit dem ifo-Handelsmodell zeigen, dass eine Abschottung der USA mit erheblichen Wohlstandsverlusten für das Land verbunden wäre. Das BIP würde um bis zu 9% sinken, wenn die USA Importzölle von 45% und nicht-tarifäre Barrieren von 15% gegenüber allen Handelspartnern erheben und diese mit denselben Hemmnissen zurückschlagen würden. In Deutschland würde der Elektroniksektor aufgrund von Handelsumlenkungen profitieren, der Automobilsektor und der Maschinenbau dann, wenn die USA nur gegenüber China und Mexiko Zölle erheben würden. Die meisten anderen Sektoren würden jedoch verlieren.
Daten und Prognosen
Der UNCTAD World Investment Report 2016: Die Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen
Erdal Yalcin, Joachim Karl, Feodora Teti und Alvaro Gerns
Ausländische Direktinvestitionen repräsentieren neben Exporten einen wesentlichen Faktor in der internationalen ökonomischen Integration. Vor allem multinationale Unternehmen haben durch Auslandsgesellschaften in den letzten Jahrzehnten wesentlich zum Wachstum ausländischer Direktinvestitionen beigetragen. Eine umfassende Analyse mit aktuellen Statistiken bietet die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung im Rahmen ihres jährlich veröffentlichten World Investment Reports. Der Artikel fasst die wesentlichen Entwicklungen und Ergebnisse des World Investment Reports 2016 zusammen.
Zur Prognosegüte der gesamtwirtschaftlichen Stundenproduktivität
Robert Lehmann und Timo Wollmershäuser
Das ifo Institut hat in den vergangenen Jahren die Zuwachsrate der Stundenproduktivität überschätzt. Der wesentliche Grund hierfür sind zu pessimistische Erwerbstätigenprognosen. Mögliche Erklärungsansätze sind strukturelle, von der Konjunktur unabhängige Veränderungen in der deutschen Volkswirtschaft, die in den ökonometrischen Konjunktur- bzw. Prognosemodellen nicht oder nur unzureichend berücksichtigt wurden. Die möglichen Erklärungsansätze dürften auch für andere Prognoseinstitutionen gelten, da auch die Gemeinschaftsdiagnose, der Sachverständigenrat und die Europäische Kommission systematisch zu hohe Produktivitätsprognosen abgaben.
ifo Weltwirtschaftsklima hellt sich wieder auf
Ergebnisse des 134. World Economic Survey (WES) für das vierte Quartal 2016
Johanna Garnitz und Gernot Nerb
Das Klima in der Weltwirtschaft hat sich verbessert, liegt aber noch unter seinem langfristigen Durchschnitt. Die Beurteilungen zur aktuellen Wirtschaftslage blieben unverändert ungünstig. Die Erwartungen hellten sich dagegen etwas auf.