LEH verliert 310.000 Tonnen Lebensmittel pro Jahr
EHI-Studie analysiert Nahrungsmittelverluste im LEH
(PresseBox) (Köln, )Das EHI hat in seiner Analyse die insgesamt vom LEH erfassten Verluste aus Abschriften durch Bruch und Verderb berücksichtigt sowie auch nicht erfasste Abschriften aus anteiligen Inventurdifferenzen hinzugerechnet und außerdem die Lebensmittelretouren an Lieferanten, insbesondere bei SB-Brot, mit eingerechnet. Abgezogen wurden Lebensmittel, die an Tafeln oder andere karitative Organisationen kostenfrei abgegeben werden. Der Anteil der insgesamt unverkäuflichen Lebensmittel- und damit auch der Schaden für den LEH - liegt somit noch um einiges höher.
Die 2011 veröffentlichte und weithin anerkannte Cofreso-Studie "Das Wegwerfen von Lebensmitteln - Einstellungen und Verhaltensmuster" zeigt unter anderem, dass jeder Verbraucher pro Jahr 80 kg Lebensmittel im Warenwert von 310 Euro wegwirft.
Die EHI-Studienergebnisse belegen nun, dass im bundesdeutschen Lebensmitteleinzelhandel pro Verbraucher und Jahr weniger als 4 kg Lebensmittel im Warenwert von knapp 15 Euro vernichtet werden müssen. Somit gehen im LEH jährlich maximal 310.000 Tonnen Nahrungsmittel verloren. Jeder der rund 41.000 Lebensmitteleinzelhandelsbetriebe vernichtet demnach durchschnittlich pro Verkaufstag 25 kg Nahrungsmittel - also weniger als das, was 100 Verbraucher im gleichen Zeitraum wegwerfen. Bedenkt man ferner, dass jeder Lebensmittelhändler durchschnittlich 2.000 Verbraucher versorgt, so wird klar, dass an diesen Distributionspunkten auch ein erhöhtes Abfallaufkommen unvermeidbar ist.
Vermeidungsstrategien
Der LEH optimiert ständig seine Dispositionssysteme, um Warenverluste zu vermeiden. Kürzere Dispositionsrhythmen, kleinere Bestelleinheiten und Sicherheitsbestände sowie regionale Beschaffungssysteme durch Verkürzung von Lieferwegen sind Kernpunkte. Und natürlich ergreift die Branche auch im Tagesgeschäft vielfältige Maßnahmen, um den Verderb von Nahrungsmitteln zu verhindern. Durch regelmäßige Kontrolle von Mindesthaltbarkeitsdaten und der Produktqualität in den Frischebereichen können frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um leicht verderbliche Produkte noch rechtzeitig zu verkaufen. Sonderaktionen oder Preisreduzierungen gehören zur täglichen Praxis und werden vom Konsumenten gerne angenommen. Handelsunternehmen, die weitgehend auf frühzeitige Preisreduzierungen verzichten, arbeiten besonders eng mit karitativen Organisationen zusammen.
Zusammenarbeit mit Tafel-Organisationen
Der Lebensmitteleinzelhandel arbeitet schon seit Jahren mit den Tafeln zusammen, um verzehrfähige, aber nicht mehr verkaufsfähige Lebensmittel nicht vernichten zu müssen. 80 bis 90 % aller Lebensmitteleinzelhandelsgeschäfte kooperieren schon mit derartigen Organisationen. Grundsätzlich werden von den Händlern nur Nahrungsmittel abgegeben, die bei der Übergabe noch uneingeschränkt genießbar sind. Nach Aussagen der Unternehmen hat sich auch die Qualität der gespendeten Lebensmittel hinsichtlich der Produktbeschaffenheit und der Dauer der Restverwertbarkeit gegenüber früheren Jahren deutlich verbessert.
Öffentliche Diskussion über Lebensmittelverschwendung
Das EHI hat sich mit dieser Untersuchung die Aufgabe gestellt, die unverkäuflichen Anteile (Verluste aus Bruch und Verderb) von Nahrungsmitteln im deutschen Lebensmitteleinzelhandel insgesamt und differenziert nach ausgewählten Warengruppen zu ermitteln, um der öffentlichen Diskussion über "Verschwendung und Vernichtung und neuer Wertschätzung von Lebensmitteln" durch konkretes und zuverlässiges Datenmaterial aus dem Einzelhandel Impulse zu geben.
Der Film "Taste the Waste" plakatierte ursprünglich, dass in Deutschland jährlich 20 Millionen Tonnen Lebensmittel über alle Produktionsstufen hinweg vernichtet werden - ein Wert der immer wieder von den Medien aufgegriffen wird. Die Cofresco-Studie erklärt, dass 6,6 Mio. Tonnen beim Endverbraucher vernichtet werden, und das EHI berechnet 0,31 Mio. Tonnen für den Einzelhandel. Offen bleibt, ob andere Branchen bzw. Produktionsstufen wie Gastronomie und Großverbraucher, Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelproduktion und Agrarproduktion wirklich die dann noch verbleibenden 13 Mio. Tonnen Nahrungsmittel vernichten, oder ob es in Wirklichkeit nicht wesentlich weniger sind, wie etwa die EU-Studie "Preparatory Study on Food Waste across EU 27" mit 10,9 Mio. Tonnen projiziert. Von einer vom zuständigen Bundesministerium in Auftrag gegebenen Studie wird in Kürze weitere Aufklärung erwartet.