Innovationsschub dank Spinnenseide
Biochemiker Prof. Dr. Thomas Scheibel für Europäischen Erfinderpreis nominiert
(PresseBox) (München, )Professor Dr. Thomas Scheibel untersucht an der Universität Bayreuth Biomaterialien. Ab 2004 meldete der Forscher – damals noch an der Technischen Universität München – mehrere Patente auf die künstliche Herstellung von Spinnenseidenproteinen an und gründete später die heute in Planegg bei München ansässige AMSilk GmbH mit. Dieser gelang es als weltweit erstem Unternehmen Spinnenseidenproteine in industriellem Maßstab künstlich herzustellen und somit wirtschaftlich nutzbar zu machen. Spinnenseide ist eines der reißfestesten bekannten Materialien, stabiler als Stahl, und dabei vollständig biologisch abbaubar. Die Proteine können vielfältig eingesetzt werden, weil sie zudem resistent gegen Krankheitserreger und wundheilungsfördernd sind. Das Material eignet sich also für die Textilindustrie genauso wie für die Kosmetikherstellung und die Medizin.
Anwendungsbeispiele gibt es bereits mehrere: Der Sportartikelhersteller Adidas hat einen Schuh produziert, dessen Obermaterial komplett aus einer Spinnenseidenfaser besteht. AMSilk hat auch ein Verfahren entwickelt, um Brustimplantate mit Spinnenseide zu ummanteln und so Abstoßungsreaktionen im Körper zu vermeiden. Zudem eignet sich das Material nach den Erkenntnissen des Unternehmens, um nach einem Infarkt Herzgewebe wiederherzustellen.
Spinnenseide für den Industriegebrauch von echten Spinnen herstellen zu lassen, lohnt sich wirtschaftlich nicht. Um sie künstlich herstellen zu können, verändert AMSilk bestimmte Bakterien gentechnisch so, dass sie die Spinnenseidenproteine in großen Mengen produzieren.
Der Europäische Erfinderpreis wird vom Europäischen Patentamt einmal im Jahr für herausragende Erfinder in fünf Kategorien vergeben. Die Nominierten wurden heute vorgestellt. Die Gewinner werden am 7. Juni auf einer Preisverleihung in Paris geehrt.