Wer den Morlokhof in Baiersbronn-Mitteltal betritt, bewegt sich auf geschichtsträchtigem Terrain. Schwarzwald pur am Mitteltäler Ortsrand. Mit der Besucherzahl zufrieden, begrüßte WFG-Geschäftsführer Steffen Schoch die gut 80 Gäste und betonte, dass dieser Ort prädestiniert für eine Diskussion über traditionelle Werte und das Selbstverständnis einer Region sei. Taugt die "Marke Schwarzwald" als Aushängeschild für Unternehmen?
"Schwarzwald" als Marke wichtiger als "Made in Germany"
Einer der diese Frage mit einem klaren Ja beantwortete war Siegfried Gänßlen. Der einstige Fußballschiedsrichter war über zwanzig Jahre für den Armaturenhersteller Hansgrohe in Schiltach tätig und von 2008 bis 2014 Chef des Unternehmens. Gänßlen offenbarte Überraschendes: Für uns ist der "Schwarzwald" oder der "Black Forest" als Markenbegriff wichtiger als "Made in Germany". Die Erklärung lieferte der Ex-Schiri gleich mit: "Den Schwarzwald kennt man weltweit und verknüpft mit ihm Schlüsselattribute wie handwerkliche Tradition und Authentizität". Hansgrohe hat seine Wurzeln in Schiltach und ist stolz darauf. Gänßlen erklärte seinem überraschten Publikum in welch hohem Maße Hansgrohe mit dem Schwarzwald kokettiert: "Wir sind die Schwarzwälder, die mit dem Holz auf dem Messestand, egal ob in Europa oder Fernost". Gleich ob Bollenhut und Tannengrün, regionale Spezifika bestimmen das Marketing des innovativen Armaturenherstellers und das kommt an, weltweit. Die traditionelle schwarzwälder Kopfbedeckung ist für Gänßlen der Begriff für einen Standortfaktor, der keiner Übersetzung bedarf: Rund um den Globus verknüpfen Menschen mit dem Bollenhut Tüftlertum und Innovationsbesessenheit.
Eine Region braucht Selbstbewusstsein
Der regionale Fokus von Hansgrohe hat fraglos Beispielcharakter. Christopher Krull, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH, sieht den Schlüssel für eine gesamtregionale Weiterentwicklung in der Kooperationsbereitschaft der Region. Neben Krull als ausgewiesenem Tourismusexperten plädierte auch die Berlinerin Ariane Derks von der Initiative "Deutschland - Land der Ideen" für mehr Selbstbewusstsein der Schwarzwälder und für ein konstruktives Zusammenrücken. Traditionelles Understatement sei zwar Programm zwischen Enz und Kinzig, wäre aber im Zeitalter konkurrierender Regionen eher kontraproduktiv, argumentierte Krull.
Unternehmer fordern gemeinsames Regionalmarketing
Klassische Werte und deren enge Verknüpfung mit einem authentischen Regionsbegriff sind auch für Ralf Schlecht, Geschäftsführer eines international tätigen Objekteinrichtungsunternehmens, Pfunde mit denen der Schwarzwald wuchern kann. Wie sein Unternehmerkollege Ralf Braun, Geschäftsführer von Memminger-Iro aus Dornstetten sieht auch Schlecht die Chancen der Region in einem entschlossenen Auftreten und gemeinsamen Vermarkten der Stärken.
Wirtschaftsförderung hat regionale Schlüsselrolle
Die Landräte der Kreise Freudenstadt und Calw und Vorsitzenden der WFG, Dr. Klaus Michael Rückert und Helmut Riegger, ließen keinen Zweifel daran, dass sie der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH (WFG) in diesem Prozess eine Schlüsselrolle zuweisen. Dr. Klaus Michael Rückert geht noch einen Schritt weiter und nimmt im traditionsreichen Morlokhof die ganze Region in die Pflicht: "Die WFG ist der Zusammenschluss von uns allen, die WFG das sind wir Nordschwarzwälder."