Am 26. April wird William Klein im Rahmen der alljährlichen Preisgala im Londoner Park Lane Hilton Hotel ein ganz besonderer Preis verliehen. Er wird für das ausgezeichnet, was er in den vergangenen Jahrzehnten für die Fotografie getan hat. Führende Vertreter der internationalen Fotobranche werden an der Gala teilnehmen. Eine sehr persönliche, von Michael Benson kuratierte, Schau zu Kleins Schaffen wird vom 27. April bis 20. Mai im Rahmen der Sony World Photography Awards Exhibition im Somerset House in London zu sehen sein.
William Klein wurde in New York geboren und studierte in den 1950er-Jahren zunächst unter Fernard Léger in Paris Malerei. Zur Fotografie kam er eher zufällig: Während er in Mailand ausstellte, fotografierte er Wandbilder, die er auf drehbare Paneele gemalt hatte, und begann fortan die Fotografie als eine Möglichkeit der Weiterentwicklung seiner abstrakten Arbeiten zu erforschen.
New York, Paris, Rom Als Alexander Liberman von der amerikanischen Vogue ihn entdeckte und einlud, für das Magazin zu arbeiten, kehrte Klein im Alter von 25 Jahren nach New York zurück. Dort machte er Modeaufnahmen und arbeitete gleichzeitig an einem fotografischen New York-Tagebuch. Da es ihm nicht gelang, einen amerikanischen Verleger für seine körnigen, kontrastreichen und unscharfen Aufnahmen zu begeistern, kehrte Klein nach Paris zurück. Dort wurde der Fotoband "Life is Good and Good For You in New York" veröffentlicht und brachte ihm 1957 den Prix Nadar ein. Im selben Jahr lernte Klein den Filmregisseur Frederico Fellini kennen, der ihn einlud, ihm bei den Dreharbeiten zu "Die Nächte der Cabiria" in Rom zu assistieren. Die Aufnahmen verzögerten sich jedoch. Klein nutzte die Gelegenheit, Rom mit ähnlich körnigen, unbearbeiteten Fotos zu erforschen, wie er es zuvor schon in dem Band über New York getan hatte. 1960 erschien der Fotoband über Rom. 1964 folgten weitere über Moskau und Tokio. Die Verwendung von grobkörnigem Film und die weiten Aufnahmewinkel schockierten das Foto-Establishment und brachten Klein den Ruf eines Anti-Fotografen ein.
"Einer der bedeutendsten Kreativen"
"William Klein, ein wahrer Gigant des Films, der Fotografie und der grafischen Publikationen, ist unbestritten einer der bedeutendsten Kreativen des 20. und 21. Jahrhunderts", sagt Marcus Bury von der Galerie HackelBury, Kleins Gallerist in London. "Seine Arbeiten haben einer Fülle von Innovationen den Weg geebnet und großen Einfluss auf zahlreiche Künstler ausgeübt, die in seine Fußstapfen getreten sind. Kleins Karriere hat die Würdigung mehr als verdient. Seine Dokumentationen, seine satirischen, politisch engagierten, anarchischen Filme, seine fotografischen Studien zu Städten und Mode-Ikonen inspirieren bis heute Künstler, Grafikdesigner, Filmregisseure und Fotografen. William Klein, der nie vor einer Konfrontation zurückschreckt, ist ein Meister der kreativen Künste."
Von 1955 bis 1965 setzte Klein seine Arbeit für die Vogue fort, wobei er seine Models am liebsten auf der Straße oder an anderen Alltagsorten fotografierte. Die Tätigkeit für die Zeitschrift inspirierte ihn zu seinem ersten Spielfilm von 1966 "Wer sind Sie, Polly Maggoo". Wie auch seine beiden anderen Langfilme "Mr. Freedom" und "Le Couple témoin" ist der Film eine Satire. In den folgenden Jahren konzentrierte sich Klein auf das Filmschaffen und drehte zahlreiche kurze und lange Dokumentarfilme. In den 1980ern wandte er sich wieder der Fotografie zu.
Ausgezeichnet mit der "Medal of the Century"
1997 fotografierte er die Stadt New York erneut und stellte in Barcelona und Paris aus. 1999 verlieh ihm die Royal Photographic Society in London die "Medal of the Century". Kleins jüngste Solo-Ausstellung fand 2009 in der Polka Galerie in Paris statt.
Eine größere Werkauswahl von William Klein wird vom 10. Oktober 2012 bis 27. Januar 2013 zusammen mit Arbeiten von Daido Moriyama in der Tate Modern zu sehen sein. Die Ausstellung "William Klein + Daido Moriyama" wird sich mit den fotografischen Schilderungen des modernen Stadtlebens auseinandersetzen, für die die beiden Fotografen berühmt sind. Zentrales Thema werden dabei die Städte New York und Tokio sein. Kuratiert wird die Ausstellung von Simon Baker, Curator of Photography and International Art, Tate, und Juliet Bingham, Curator, Tate Modern, sowie Kasia Redzisz, Assistant Curator, Tate Modern.
"Im Lauf einer Karriere, die die letzten 60 Jahre umspannt, hat sich William Klein der Malerei, der Fotografie und dem Film gewidmet und in jedem dieser Medien stets eine Vorreiterrolle eingenommen", sagt Simon Baker. "Seine legendären Fotobände aus den 1950er- und 60er-Jahren - 'Rome', 'Tokyo' und allen voran 'Life is Good & Good for You in New York, Trance Witness Revels' werden zu Recht zu den wichtigsten und einflussreichsten in der Geschichte der Fotografie gezählt."
Kritischer Blick auf das Leben im 20. Jahrhundert
"Seine fotografischen Arbeiten zeugen davon", erklärt Baker weiter, "dass Klein stets brillant, anspruchsvoll und kompromisslos ist und einen einzigartigen und unverkennbar kritischen Blick auf das Leben im 20. Jahrhundert entwickelt hat. Mit dem Preis für 'Außerordentliche Leistungen für die Fotografie' würdigt die World Photography Organisation ein Gesamtwerk von unglaublicher Vielgestaltigkeit, Tiefe und Individualität."
Klein, dessen Karriere sich mittlerweile über mehr als ein halbes Jahrhundert erstreckt, ist heute 83 Jahre alt. Er lebt und arbeitet in Frankreich.
Im letzten Jahr ging der Preis für "Außerordentliche Leistungen für die Fotografie" an Bruce Davidson. Weitere Empfänger des Preises, der zuvor den Namen "Lifetime Achievement Award" trug, waren Eve Arnold, Marc Riboud und Phil Stern.