35 Prozent weniger Verkehr auf den Straßen, gut 30 Prozent geringerer Treibstoffverbrauch im Verhältnis zum Ladevolumen und in der Folge ein um 30 Prozent redu-zierter CO2-Ausstoß gegenüber konventionellen Lastkraftwagen: Der 25,25 Meter lange und bis zu 44 Tonnen Gesamtgewicht zugelassene "EuroCombi", ein Lastkraftwagen mit Untersetzachse und Sat-telanhänger, bietet neben der Logistikbranche auch dem produzierenden Gewerbe neue Perspektiven, noch umweltfreundlicher zu agieren. Auch, wenn der erste Blick auf den Giganten diesen Schluss nicht unbedingt zulässt. Fakt ist: Der "EuroCombi" ermöglicht mit seinem Fassungsvolumen im direkten Vergleich, drei konventionelle LKW-Ladungen auf zwei Lang-LKW-Transporte zu reduzieren. Mit diesem Potenzial scheint er den Weg in ein neues Logistikzeitalter zu bahnen - heute schon quer durch Skandinavien und bereits in vielen Gebieten der Bundesrepublik.
Eine dieser Strecken verläuft vom mittelfränkischen Feuchtwangen über Nordbayern bis ins sächsische Mosel. Automobilzulieferer REHAU transportiert auf diesen gut 280 Kilometern täglich Stoßfänger für den VW Passat und den Porsche Panamera - vom größten Produktionsstandort des Unternehmens bis hin zum firmeneigenen Logistikzentrum vor den Toren des VW-Werks. Ab sofort wird der "EuroCombi" diese Strecke im Auftrag des Polymerspezialisten befahren, wie REHAU jetzt auf einer Pressekonferenz bekannt gab. Waren es bislang drei konventionelle LKW-Touren pro Arbeitstag, sind es fortan zwei Fahrten, die der Lang-LKW mit seinem 30 Prozent größeren Ladevolumen bewältigt. Für das Unternehmen ist damit nicht unbedingt eine monetäre Einsparung verbunden. Das Interesse am Feldversuch ist primär ein anderes: "Der Einsatz des ,EuroCombi' bietet uns die Chance, noch effizienter und umweltfreundlicher unsere Auslieferungen zum Kunden hin zu steuern", weiß Ulrich Katzer, Leiter Logistik Automotive bei REHAU. Ökologische Nachhaltigkeit sei eine bedeutende strategische Ausrichtung des Unternehmens, mit der sich auch die gesamte Logistik auseinander setzen muss. "Die Optimierungen beim Ladevolumen nutzen wir, um unsere Logistikpreise gegenüber den Automobilkunden über eine längere Laufzeit halten und generelle Kostenerhöhungen teilweise kompensieren zu können", so Katzer weiter.
Auch der zentrale Einkauf bei REHAU setzt sich mit "Green Procurement", also mit umweltfreundlicher Beschaffung, auseinander. Von hier ging die Initiative aus, sich am Feldversuch für Lang-LKW zu beteiligen. Martin Frosch, Leiter Einkauf Transport- und Logistikdienstleistungen bei REHAU: "Ökologie und Nachhaltigkeit sind Teil einer jeden Vergabeentscheidung". "Aus diesem Grund", ergänzt André Schramm, strategischer Einkäufer für Transport- und Logistikdienstleistungen, "spüren wir fortwährend Optimierungsmöglichkeiten auf, um gegenüber unseren Kunden zugesagte Transportpreise halten zu können. Mit dem Einsatz des 'EuroCombi' schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe". Zum einen helfe dieses Konzept dem zunehmenden Preisdruck aufgrund des mittelfristig drohenden Fahrermangels in Verbindung mit langfristig steigenden Treibstoffkosten zu begegnen, zum anderen leiste REHAU mit dem Einsatz des "EuroCombi" einen aktiven Beitrag zur CO2- und Verkehrsreduzierung.
Beim ausführenden Speditionspartner Güttler Logistik mit Stammsitz in Hof/Oberfranken stößt dieses Umweltengagement auf großen Zuspruch: "Der Einsatz des ,EuroCombi' bei REHAU ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, dass Ökonomie und Ökologie Hand in Hand gehen", sagt Johannes Reuther, ge-schäftsführender Gesellschafter des Logistikdienstleisters. Gerade für Hersteller großvolumiger, leichter Ladungen, die taktgenau zugestellt werden müssen, wie im Bereich der Automobilproduktion, sei der Einsatz des "EuroCombi" prädestiniert.
Auf dem Gelände der Güttler Logistik in Hof fand jüngst die TÜV-Abnahme des Lang-LKW statt. Dabei stellte der Transport-Riese einmal mehr seine Raffinessen unter Beweis. Keineswegs behäbig, überraschend agil und verblüffend wendig absolvierten Fahrer und Fahrzeug den speziellen Parcours auf dem vorgegebenen BO-Kraftkreis. Überhaupt steht der "EuroCombi" seinen mit 16,5 Metern (Sattelzug) und 18,75 Metern (Hängerzug) kleineren Brüdern in Sachen Straßentauglichkeit und Sicherheit in Nichts nach. Beim Ladevolumen und beim Umweltschutz aber scheint er ihnen um Längen voraus zu sein.
Kasten:
VOLLE SICHERHEIT:
DER EUROCOMBI
- Drei-Achs-Maschinenwagen mit Jumbo-Wechselbrücke, gelenkter Dolly, Zwei-Achs-Megatrailer
- Länge: 25,25 m
- Zulässiges Gesamtgewicht: 44 t
- Automatisches Abstandsregelsystem
- Spurhaltewarnsystem
- "vorausschauender" Tempomat
- Kamera-System am Heck
- elektronisch gesteuertes Bremssystem
- automatische Achslastüberwachung
- speziell geschulte Fahrer
- Einzelabnahme des Zugs