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"Schulen haben Nachholbedarf an digitalen Medien"

Interview mit VBE-Chef Udo Beckmann

(PresseBox) (Berlin, )
Die Schulen in Deutschland haben seit Jahren eine wesentlich schlechtere Ausstattung mit PCs und Laptops als andere Länder. Über die Ursachen und mögliche Lösungswege sprach DIGITAL LERNEN mit dem Bundesvorsitzenden des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Udo Beckmann.

DIGITAL LERNEN: In Deutschland müssen sich wesentlich mehr Schüler einen Computer teilen als in im internationalen Vergleich, woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Udo Beckmann: Das liegt daran, dass in Deutschland die Schulträger zuständig sind für die Ausstattung der Schulen und alle sehr knappe Haushalte haben. Schauen Sie sich Nordrhein-Westfalen an, hier gibt es nur noch acht Kommunen die einen ausgeglichenen Haushalt haben. Schulbau und Ausstattung der Schulen sind ein großes Defizitthema seit vielen Jahren. Die Ausstattung mit digitalen Medien ist von Anfang an ein Problem gewesen. Der Nachholbedarf kann nur aufgeholt werden, wenn Bund, Länder und Kommunen an einem Strang ziehen und eine gemeinsame Finanzierung verabreden.

Halten Sie die Forderung des Deutschen Bundestages nach einem Laptop für jeden Schüler für realistisch?

Das ist das Problem. Der Bund hält etwas für richtig, aber er sorgt nicht dafür, dass das Projekt auch umgesetzt werden kann und die Länder und Kommunen bleiben dann auf den Kosten sitzen. Wenn man als richtig anerkennt, dass wir Schüler frühzeitig mit den digitalen Medien in Kontakt bringen, dann muss ich die Schulen auch so ausstatten, dass die Schüler mit diesen Medien arbeiten können.

Sind denn die Lehrer so weit, dass die digitalen Medien zur Unterstützung des Unterrichts in allen Fächern eingesetzt würden?

Wenn man die digitalen Medien in allen Unterrichtsfächern einsetzen will, bedarf es einer breiten Lehrerfortbildung. Es reicht angesichts der rasanten Veränderungen im Markt dann auch nicht aus, nur eine Grundschulung zu machen. Ich brauche immer wieder neue Fortbildungsangebote, um die Lehrer mit den neuen Entwicklungen vertraut zu machen. Das ist eine grundsätzliche Voraussetzung, wenn der Einsatz der Medien gelingen soll.

Kennen Sie konkrete Beispiele woran der Einsatz digitaler Medien in der Schule scheitern kann?

In der Regel scheitert es schon daran, dass es nicht in jedem Klassenraum einen Zugang zu den digitalen Medien gibt. In vielen Schulen gibt es noch Computerräume, die wechselseitig von Klassen genutzt werden können. Das bietet aber nicht die Möglichkeit, dass die Medien flexibel im Unterricht genutzt werden und darauf sollte es ja hinauslaufen. Das Anschaffen von Whiteboards in einigen Kommunen ist ein erster Schritt, aber wir sind noch weit davon entfernt, dass Schulen in der Lage sind, alle Möglichkeiten zu nutzen. Unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit müssten alle Schulen eine festgeschriebene Mindestausstattung haben.

Erwarten Sie einen Schub für das digitale Lernen durch das neue Digitale Schulbuch?

Das hängt davon ab. Die digitalen Inhalte müssen so sein, dass Lehrerinnen und Lehrer sie flexibel einsetzen können. Es muss also eine Vielzahl von Angeboten geben, auf die man zugreifen und aus denen man auswählen kann. Der Lehrer will den Unterricht ja nicht anhand eines einzigen Lehrwerkes vorbereiten, vielmehr will er in verschiedene Lehrwerke gucken, um differenzierte Angebote für die jeweilige Leistungsfähigkeit der Schüler machen zu können. Das müssen die digitalen Inhalte auch schaffen. Nur so kann der Lehrer seinem Anspruch auf Individualisierung des Unterrichts gerecht werden. Das ist nicht gewährleistet, wenn ich die bisherigen Schulbücher einfach nur in eBooks umwandle. Es muss die Möglichkeit geben, im Hintergrund zusätzliche Unterrichtsmaterialien anzufügen.

Sind Sie der Auffassung, dass die Schule auch die Aufgabe hat Medienkompetenz zu vermitteln, wenn ja in welchem Maße?

Selbstverständlich. Es geht nicht nur darum, die technische Nutzung zu erklären, sondern auch zu zeigen, wie ich die Medien sinnvoll nutzen kann. Das ist eine erzieherische Aufgabe der Schule. Eltern sind oft überfordert, das zu kontrollieren. Aber auch die Eltern müssen sich damit auseinandersetzen. Eltern können sich hier auch etwas von ihren Kindern zeigen lassen. Wenn man als Erwachsener in die Rolle des Lerners geht, stelle ich immer wieder fest, dass Kinder einem sehr gerne etwas zeigen und dass man so die Möglichkeit hat, darüber ins Gespräch kommt, was gut und was schlecht ist.

Haben auch Lehrer ein Problem sich in die Rolle des Lernenden zu begeben?

Einige Kolleginnen und Kollegen sind unsicher, weil sie mit den Medien nicht so vertraut sind, das ist eine Generationenfrage. Das wird sich sicher ändern, je mehr junge Kollegen nachkommen. Wir sehen auch in unserem Verband, dass die jungen Kolleginnen und Kollegen einen ganz anderen Zugang haben als vielleicht ältere Kollegen, die stärker noch auf Printmedien setzen. Das wird eine Frage der zeitlichen Entwicklung sein, aber wir müssen uns dem Thema auch heute stellen.

Sind Sie der Auffassung, dass sich die Schulen auch um Themen wie Cybermobbing, Datenschutz in Sozialen Netzwerken, Werbung auf Kinderseiten und den Einsatz von Schulfiltern kümmern müssen?

Das ist auch Aufgabe der Schule. Aber die Schule kann nicht alles ersetzen, was die Eltern auch leisten müssen. Häufig heißt es ja bei vielen Themen wie Umweltschutz, Gewalt und so weiter „das leistet die Schule“, aber das kann sie nicht alles leisten. Die Schule kann nicht alle Probleme alleine lösen.

Das Interview führte Sascha Steuer.

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