- Führungskräfte erteilen der Finanzwirtschaft und Politik miserables Zeugnis
- Krise hat bundesweit zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen geführt
- 31 Prozent der Manager legen seit der Krise weniger Wert auf Status, Geld oder Titel.
Auch zwei Jahre nach der Lehman-Pleite haben Finanzwirtschaft und Politik die Ursachen der globalen Finanzkrise noch immer nicht erkannt und keine geeigneten Maßnahmen getroffen, um eine Wiederholung zu vermeiden. Das sagt die große Mehrheit der deutschen Top-Manager in einer Umfrage der internationalen Personalberatung LAB & Company. Im "21. LAB Managerpanel" attestieren 80 Prozent der Befragten der globalen Finanzwirtschaft dieses Versäumnis. 70 Prozent unterstellen das gleiche der Politik.
"Die Banken haben nur die Branche gewechselt. Statt Immobilienblasen haben wir jetzt Rohstoff- und Nahrungsmittelblasen", sagt etwa einer der Umfrageteilnehmer. Die Schuld für die ungelöste Situation sehen die Befragten aber auch bei der Politik. Sie hätten die Ursachen der Krise nicht im Ansatz verstanden. Es fehle ihnen an der Fähigkeit, die Komplexität des Problems zu erkennen, begründeten viele Teilnehmer ihre Einschätzung.
Zu positiven Konsequenzen hat die Krise indes in vielen anderen Branchen geführt: 40 Prozent der Top-Manager berichten, ihr eigenes Unternehmen orientiere sich heute stärker an nachhaltigeren Geschäftsmodellen und verfolge ein transparenteres Risikomanagement. "Fehlerhafte Prozesse und Schnittstellen wurden durch die Krise sichtbar und werden jetzt behoben", sagt beispielsweise einer der Führungskräfte.
Klaus Aden, geschäftsführender Gesellschafter von LAB & Company, hält einen solchen Sinneswandel wirtschaftlich auch für dringend geboten: "Spitzenkräfte analysieren vor einem möglichen Jobwechsel mehr denn je, wie nachhaltig ein Unternehmen wirtschaftet. Unternehmen mit gesellschaftlich verantwortungsvollen Geschäftsmodellen besitzen somit einen signifikanten Vorteil im Wettbewerb um die besten Führungskräfte."
Diese Aussage wird durch ein weiteres Ergebnis der Umfrage bestätigt. Danach haben 31 Prozent der Manager aufgrund der Krise ihre Berufseinstellung geändert - hin zu mehr Sinnhaftigkeit, weg von klassischen Karriereparametern wie Geld, Status oder Titeln. "Der Druck auf die Wirtschaft zu mehr gesellschaftlicher Verantwortung wird daher zunehmen", prognostiziert Aden.