Heraeus hat sich zur Erweiterung seiner Anlagenkapazität zur thermischen Behandlung entschieden, da vor allem in der chemischen, pharmazeutischen oder agrarchemischen Industrie die Anwendungen von edelmetallhaltigen Katalysatoren deutlich angestiegen sind. Allerdings ist die Lebensdauer dieser Katalysatoren begrenzt und die strategisch wichtige Ressource Edelmetall muss wieder zurückgewonnen werden. "Um dieser Marktentwicklung Rechnung zu tragen und unsere Kunden zu unterstützen, hatten wir uns im Juli 2009 entschieden, das Projekt Kammerofen 5 zu realisieren", so Dr. Voß. Nach dreijähriger Planungs-, Bau- und Probephase läuft die Anlage nun unter Volllast.
Hochmoderne thermische Behandlungsmethode
Qualität und Umweltschutz werden beim Edelmetall-Recycling groß geschrieben. Mit seinen Kammeröfen bietet Heraeus eine hochmoderne Behandlungsmethode zur thermischen Konditionierung ("Veraschen") von edelmetallhaltigen Rückständen. In den Kammeröfen werden gebrauchte Katalysatoren auf Kohleträger oder sonstige kohlenstoffhaltige Materialien wie zum Beispiel Rückstände aus der homogenen Katalyse durch Veraschen der brennbaren Inhaltsstoffe präpariert. Der eigentliche Abbrandprozess findet in der Brennkammer des jeweiligen Ofens statt. "Mit der auf dem neuesten Stand der Technik ausgelegten Rauchgasreinigung und der ausgeklügelten Prozessleittechnik sind wir in der Lage, das System an unterschiedliche Einsatzmaterialien anzupassen. Damit verschaffen wir auch unseren Kunden einen bedeutenden Marktvorteil", beschreibt Steffen Voß das Verfahren. Die Edelmetall angereicherte Asche wird durch Vermahlen und Mischen homogenisiert, analysiert und im Scheidebetrieb dann in mehreren Prozessschritten aufbereitet.
Edelmetalle im Kreislauf sparen Energie
Heraeus konzentriert sich beim Recycling vor allem auf Edelmetalle in Industriekatalysatoren - etwa Platinnetze für die Düngemittelindustrie oder Schüttgutkatalysatoren für industrielle chemische Prozesse. Diese werden zu weit über 90 Prozent zurückgeführt. "Auf diese Weise gewinnen wir jährlich große Mengen der Edelmetalle als Sekundärrohstoffe wieder und führen diese dem Wertstoff-Kreislauf zu. Diese Mengen müssen daher nicht durch bergmännischen Abbau ausgeglichen werden", erläuterte Voß.
Auf diese Weise kann sogar nachhaltig Energie eingespart werden. Denn der Abbau von Platingruppenmetallen aus Minen ist nicht nur schwierig und aufwändig - lediglich zwei bis sechs Gramm Edelmetall finden sich in einer Tonne Gestein - sondern auch sehr energieintensiv. Zum Vergleich: Der Energieverbrauch bei der gleichen Menge Platin ist beim Recycling um den Faktor 70 bis 100 geringer und die Kohlendioxid-Emissionen sogar um den Faktor 200 bis 300 geringer. Durch den neuen Kammerofen (K5) leistet Heraeus damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Ressourcenschonung.
Hintergrund: Immer mehr Edelmetall wird recycelt
Edelmetalle sind sehr wertvoll, aber auch sehr selten. Die verfügbare Fördermenge an Edelmetallen aus den Minen reicht schon seit Jahren nicht mehr aus, um die steigende Nachfrage in der Automobil-, Schmuck-, Glas- und Chemieindustrie zu befriedigen. Daher sind Recycling und Aufbereitung dieser Metalle aus verschiedensten Industrieanwendungen von großer Bedeutung. Rund 25 bis 30 % des globalen Angebots an Platinmetallen stammen laut Studien der International Platinum Association (IPA) bereits aus Recycling. Seit den 1980er Jahren hat Heraeus das Recycling als elementaren Bestandteil des Edelmetallkreislaufes kontinuierlich ausgebaut. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Edelmetallkonzentrate aus der Minenindustrie und auf verbrauchte Industriekatalysatoren.