Zum Hintergrund: Bisher findet zwischen den Regionen Oberfranken und Westböhmen im Bereich der grenzüberschreitenden beruflichen Aus- und Weiterbildung nur ein geringer Informationsaustausch statt, Wissen über Ausbildungsmöglichkeiten und Modalitäten in Oberfranken und Westböhmen ist bei den Nachbarn kaum vorhanden. Mit der von der Handwerkskammer für Oberfranken initiierten und zusammen mit der Bauberufsschule Karlsbad durchgeführten Fachtagung "Grenzüberschreitende berufliche Ausbildung in Oberfranken und Westböhmen" wurde hierein erster Schritt gemacht. Die Fachtagung wurde von der Euregio Egrensis gefördert..
"Der Erfahrungsaustausch soll dazu beitragen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Ausbildung weiter auszubauen und zu verbessern. Ein erster Schritt soll ein grenzüberschreitender Austausch von Lehrlingen, Schülern und Ausbildern zwischen den Berufsbildungseinrichtungen sein", so Michal Vachovec, Leiter der Bauberufsschule Karlsbad. Projektpartner der Handwerkskammer ist die Bauberufsschule aus Karlsbad. Denn in Tschechien gibt es kein duales Ausbildungssystem. Die Jugendlichen gehen in die Berufsschule und haben ihren ersten Kontakt zu Betrieben erst nach ihrem Berufsabschluss, also dann, wenn sie sich um einen Job in einem tschechischen Unternehmen bewerben. Die Verbände der Wirtschaft fordern ein duales Ausbildungssystem, um die Qualifikation der Abgänger der Berufsschulen in Tschechien zu verbessern.
In der Fachtagung wurde deutlich, dass dual organisierte Ausbildungssysteme besondere Stärken aufweisen. Berufsausbildung findet hier in realen Arbeitssituationen und sozialen und betrieblichen Strukturen statt, und zielt auf die Förderung beruflicher Kompetenz ab. Das zeichnet sie gegenüber ausschließlich schulisch organisierten Formen der Berufsausbildung aus. Die wesentliche Stärke der dualen Ausbildung ist das Lernen im Arbeitsprozess: auf der Baustelle, in der Werkstatt, im Büro oder im Labor. Hier wird in der Arbeitswelt für die Arbeitswelt gelernt. Der Lehrling hat direkten Kontakt zu Kunden, Geschäftspartnern und Lieferanten, lernt in einem Team zu arbeiten und erfährt bereits frühzeitig, wie sich Arbeits- und Geschäftsprozesse effizient gestalten lassen. Das System der Berufsausbildung in Deutschland verbindet damit die Stärken der betrieblichen Qualifizierung mit den Stärken des schulischen Lernens, so HWK- Hauptgeschäftsführer Horst Eggers. Für Länder in der Europäischen Union, die auch die Betriebe als Lernorte nutzen oder in Zukunft nutzen wollen, kann diese Organisationsform der Berufsausbildung Beispiele von good practice bieten und damit ein Referenzsystem für Reformen sein.
Das Handwerk ist sich seiner Verantwortung gegenüber der Jugend bewusst", so Horst Eggers. Das Handwerk bildet - über alle Berufe hinweg - mehr als 30% aller Lehrlinge Oberfrankens aus. Der Garant dafür ist der Meisterbetrieb und das dahinterstehende und jahrhunderte lang bewährte Ausbildungskonzept des Handwerks, das schon immer auf eine gute Qualifikation des Handwerksmeisters und seiner Mitarbeiter gesetzt hat. Eggers abschließend: "Die Handwerkskammer unterstützt dabei Initiativen, die darauf abzielen, "ein attraktives Angebot an hochwertigen Ausbildungsgängen zu schaffen, die Schulabgänger besser auf das Berufsleben vorbereiten und damit ihre Berufschancen in der Arbeitswelt erhöhen"."
Der Gegenbesuch steht mittlerweile auch schon fest auf dem Programm der neuen Partnerschaft. Um den Austausch im Bereich der beruflichen Bildung weiter zu vertiefen, findet am 4. Juni 2009 eine Fachtagung in Karlsbad statt. Die Handwerkskammer für Oberfranken lädt alle Interessierten zu dieser Fachtagung ein. Informationen hierzu erhalten Sie bei der Handwerkskammer unter der Tel. (Tel.: +49 (9231) 505980).