Motiviert ist in der Regel der, der Spaß bei der Arbeit hat, weil er sie kompetent und eigenverantwortlich bewältigen kann und darf. Die Voraussetzungen dafür können geschaffen werden – störende Umstände können oft leicht behoben werden. Viele Geschäftsführer handeln nach der Marx‘schen Devise: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Aber: Wer dafür sorgt, dass die Mitarbeiter ohne Hindernisse ihre Aufgaben erledigen können, ohne Kontrollen und ohne unüberlegte Einschränkungen, der hat in Sachen Motivation die Nase vorn.
Ein anschauliches Beispiel dafür, dass äußere Umstände die Motivation zusammenbrechen lassen können, ist die deutsche Bundeswehr oder - um es neutral auszudrücken: das Militär. Bis 2011 wurden die meisten jungen Männer und Frauen in Deutschland zum Grundwehrdienst oder zum Zivildienst einberufen. Ein Freund von mir, Andreas, hatte sich auf Zeit bei der Bundeswehr verpflichtet. Er war Ausbilder junger Rekruten. Die Mehrheit war nicht freiwillig dort. Die überwiegend Wehrpflichtigen zu motivieren war denkbar schwierig, auch wenn sich ebenso angehende Berufssoldaten darunter befanden. Kündigte er eine Übung an war davon auszugehen, dass zwischen 10 und 20 Prozent seines Zuges (ein definierter Truppenteil) Bereitschaft zeigten mitzumachen. Die Mehrheit zeigte sich zögerlich. Eine allgemeine Motivation zu erzeugen, die das reibungslose Handeln zur Folge hatte, war manchmal unmöglich. Nur der Befehl ermöglichte dann eine Umsetzung.
Er wusste jedoch auch, dass die Leistung seiner Truppe nicht grenzenlos zu strapazieren war. Zwar war es möglich, die jungen Männer und Frauen an ihre Grenzen zu führen und noch weiter - einige von ihnen wuchsen erstaunlich über sich hinaus - doch das war immer nur begrenzt möglich. Danach brauchten sie Pausen, um sich zu regenerieren und auch mental wieder zu sammeln. Seine Erfahrung war, dass ein konstantes Leistungsvermögen bei rund 80 Prozent liegt. Die restlichen 20 Prozent waren eine Art biologische Reserve, die ab und an durchaus angezapft werden konnte. Doch das ist nicht dauerhaft möglich. Diese Reserve braucht der Mensch, um in extremen Situationen zu überleben. Eine ständige Überlastung der 80 Prozent Normalleistung, beziehungsweise ein ständiges Anzapfen der übrigen 20 Prozent führt letztlich dazu, dass der Mensch körperlich irgendwann buchstäblich zusammenbricht. Hinzu kommt, dass dieser Dauerstress sich mental auswirkt. Der Mensch schaltet ab und ist nicht mehr zu motivieren.
Jeder, der sich mit Maschinen beschäftigt weiß, dass sie eine Leistungsreserve haben, die jedoch nur im Notfall genutzt wird. Fährt man ein Gerät konstant am Limit, steigt der Verbrauch und man verursacht Schäden oder sogar einen Totalausfall. Das wird beim Menschen immer öfter übersehen und ist dann auch nicht durch mehr Motivation zu kompensieren.