Dies belegen auch die Ergebnisse der von der eResult GmbH durchgeführten Studie: 61% der deutschen Webnutzer (repräsentative Stichprobe gemäß AGOF) kennen und nutzen bereits interaktive Kartenanwendungen im Internet.
In der besagten Studie zum Thema „interaktive Kartentools“ hat die eResult 600 Personen (Quotierung nach AGOF) zur grundsätzlichen Akzeptanz und Nutzung interaktiver Karten und Lagepläne auf touristischen Internet-Angeboten befragt. Neben der Priorisierung einzelner Features in Bezug auf ihre Nützlichkeit wurden zudem explizit die Gründe für eine Nicht-Nutzung erfragt
Die Nutzung interaktiver Karten ist den Umfrageergebnissen zu Folge sehr stark abhängig vom Reiseanlass und der überwiegenden Buchungsintention, d.h. handelt es sich um überwiegend Privat- oder Geschäftsreisende. Mit 83,1% liegen die überwiegend Geschäftsreisenden weit vor den überwiegend Privatreisenden (61,9%). Kartenfunktionen werden derzeit also verstärkt bei der Buchung von Geschäftsreisen genutzt.
Erstaunlich bzw. erfreulich sind die Werte bzw. Aussagen bzgl. einer Nicht-Nutzung interaktiver Karten. Nur 18,9% der Befragten, die Kartentools bewusst nicht nutzen (insgesamt 31%), sind der Meinung, dass ihnen solche Kartentools keinerlei Mehrwert bieten.
Lediglich ganze 5,7% dieser „Verweigerer“ sprechen von einer zu komplizierten Bedienung / schlechten Usability. Dieser Wert ist jedoch relativ zu betrachten, denn über ein offenes Textfeld wurden weitere Gründe erfasst. Die meisten Nennungen bezogen sich auf die Unübersichtlichkeit und Komplexität mancher Tools. Dies zeigt, dass noch nicht „Jedermann“ erlernt hat, wie man mit Kartentools im Internet umgehen kann bzw. sollte.
So spricht sich immerhin ein Viertel der befragten „Verweigerer“ für eine bessere und intuitivere Bedienung aus. Dies zeigt zudem, dass Benutzerfreundlichkeit im Allgemeinen ein heutzutage sehr wichtiger Wettbewerbsfaktor ist.
Als zentrale notwendige Veränderung wurde von den Befragten, die Kartentools derzeit nicht nutzen, eine bessere Beschreibung der Vorteile / des Nutzens einer solchen interaktiven Karte gewünscht.
Bei der Nutzung einer interaktiven Karte stellt sich grundsätzlich folgende Frage: Wird die bereitgestellte Karte als alternative, alleinstehende Suchmöglichkeit angesehen oder wird sie eher dazu genutzt, um nach der Auswahl eines Hotels dessen genauen Standort zu erfahren (im Sinne einer Verortung)?
Die Ergebnisse sind eindeutig: Knapp 80% geben an, eine solche interaktive Kartenfunktion als Lageplan zu benutzen, beispielsweise um nachzuschauen, wo genau ein Hotel liegt (Verortungsfunktion). Lediglich 28% nutzen eine solche interaktive Karte als direkte Suchmöglichkeit, z. B. nach einem Hotel.
Im Rahmen der Studie wurde ebenfalls eine Anforderungsanalyse mit dem KANO-Ansatz durchgeführt. Mit Hilfe dieses Ansatzes lassen sich Nutzeranforderungen in drei Kategorien einteilen: Basisanforderungen, Leistungsfaktoren und Begeisterungsfaktoren.
Insgesamt wurden in der Befragung 10 Funktionen bzw. Features abgefragt. Das Ergebnis ist durchaus interessant: Lediglich das Ein-Ausblenden von möglichen Ausflügen bzw. Touren, z. B. Rad-/Wanderwege, wird von den Befragten als einziger Begeisterungsfaktor angesehen.
Alle anderen Funktionen werden als Leistungsfaktor (je besser umgesetzte, desto zufriedenen sind die Nutzer) bzw. sogar als Basisfaktor angesehen.
Fazit:
Obwohl bereits viele deutsche Webnutzer interaktive Karten auf Reise-/Tourismusportalen bereits mehr oder weniger zufrieden nutzen, gilt es noch einiges zu tun.
Zum einen sind die Nicht-Nutzer durch die bessere Beschreibung der Vorteile einer interaktiven Karte – inkl. Hilfefunktion dazu zu bewegen, doch einmal eine interaktive Karte für die Suche nach einer Unterkunft zu benutzen
Zum anderen sind neuartige Funktionen zu konzipieren, die den Nutzer begeistern bzw. einen Mehrwert bieten. Dies lässt sich nur durch eine genaue Analyse der Nutzerstruktur bzw. deren Anforderungen & Erwartungen erreichen.
Dies sollte selbstverständlich alles unter dem Mantel der Benutzerfreundlichkeit stehen, denn: Eine neu entwickelte Funktion wird erst zur sog. „killer application“, wenn sie vom Nutzer auch entsprechend bedienbar ist. Ansonsten ist ein Abbruch bzw. eine Nicht-Nutzung vorprogrammiert.
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