Im Rahmen des diesjährigen Kongresses hat die Deutsche Messe Hannover gemeinsam mit der Helga Stödter-Stiftung eine Umfrage zur Führungskultur in deutschen Unternehmen durchgeführt und dazu fast 300 Frauen befragt. Vertreten waren Vorstände, Geschäftsführerinnen, Projektleiterinnen, Abteilungs- und Bereichsleiterinnen, selbstständige Unternehmerinnen und Angestellte aus dem Bereich Assistenz und Office Management.
Die Befragung ergab im Wesentlichen, dass sich Frauen die Integration von Beruf und Familie zutrauen. Allerdings benötigen sie dazu im Beruf Handlungsspielräume und flexible Rahmenbedingungen. In vielen Unternehmen fehlt es genau daran. So waren auch nur rund 30 Prozent der Frauen der Meinung, in ihrem Unternehmen schlössen sich Kinder und Karriere nicht aus.
Zwei Drittel der befragten Frauen sind der Ansicht, dass Führungsaufgaben auch bei reduzierter Arbeitszeit wahrgenommen werden können. Das steht in deutlichem Widerspruch zu der in vielen Unternehmen vorherrschenden Meinung, dass eine Managementposition nur durch Vollzeitkräfte ausgefüllt werden kann.
Frauen, die es in Führungspositionen geschafft haben, kämpfen laut Umfrage in erster Linie gegen die Vorbehalte ihrer männlichen Kollegen. So fühlt sich fast jede zweite Frau unterschätzt und muss gegen diese subversive Form des Widerstandes ankämpfen. Ein erstaunliches Ergebnis angesichts der Tatsache, dass Frauen heute hervorragend qualifiziert sind - häufig sogar besser als ihre männlichen Kollegen.
Dass die Mehrzahl der an der Studie beteiligten Frauen immer noch glaubt, Fachkompetenz gehöre zu den wichtigsten Qualifikationen einer Führungskraft, ist ebenfalls überraschend. Führungskompetenz ist nur für jede dritte Frau wichtig. Aufgrund der demographischen Entwicklung und dem daraus resultierenden Führungskräftemangel wird der Aufbau von Kompetenzen für Führungsqualifikationen immer wichtiger. "Mitarbeiter fordern mehr Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit am Arbeitsplatz. Für die Führungskräfte heißt das, sie müssen einen mitarbeiterorientierten Führungsstil zeigen, gepaart mit sozialem Know-how", sagt Gabriele Hantschel, Vorstandsvorsitzende der Helga Stödter-Stiftung und Services Managerin bei der IBM Deutschland GmbH.
Fast zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, das Thema Work-Life-Balance würde in ihren Unternehmen nicht angemessen berücksichtigt, wobei die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben kein vorrangiges Frauenproblem sei, sondern vielmehr auch Männer betrifft. Insbesondere Führungskräfte - und die sind mehrheitlich männlich - leiden unter Stress-Symptomen, wie Burn-out oder Tablettenmissbrauch.
Die Studie belegt einmal mehr, dass Deutschland in puncto berufliche Chancengleichheit noch ein sehr hohes Nachholpotenzial hat. Viele Unternehmen haben zwar erkannt, dass sie ihre Unternehmenskultur ändern müssen, an der Umsetzung fehlt es jedoch weitestgehend. So bilden die "männlichen Strukturen" in der Firmenhierarchie und die Unternehmenskultur nach wie vor Barrieren für den beruflichen Aufstieg vieler Frauen.
"Einige Unternehmen haben Anstrengungen dazu unternommen, weil sie das Potenzial von Frauen als notwendig und vorteilhaft erkannt haben. Aber innerhalb der Firmen selbst sind diese Erkenntnisse noch nicht Allgemeingut. Mixed Leadership sollte selbstverständlicher werden als der einzige Weg zu mehr Chancengleichheit", ergänzt Hantschel.
Die Studie steht im Internet als Download unter www.hannovermesse.de/... als Download zur Verfügung.