Das logistikbezogene Konjunkturklima verbesserte sich insgesamt um 6,3 auf nunmehr 135 Zähler. Dies geht zu gleichen Teilen auf eine verbesserte Lageeinschätzung im laufenden Quartal als auch auf eine weitere Aufhellung der Erwartungen für die kommenden 12 Monate zurück (Anstieg um 6,4 bzw. 6,2 Punkte). Damit zeigen sich aktuell beide Klimakomponenten im Aufwind, die nun auch nahezu gleichweit von der neutralen 100er-Marke entfernt sind (Lage: 133,1 Punkte; Erwartungen: 136,8 Punkte). Zum robusten Gesamtbild trägt bei, dass sich beide Marktseiten in der konjunkturellen Einschätzung sehr einig sind. So reicht der für die Logistikdienstleister (Anbieterseite) gemessene Klimawert mit 134,2 Punkten sehr nahe an den für die Logistikanwender in Industrie und Handel ermittelten Wert (135,7 Punkte) heran. Auch die kurzfristige Geschäftstendenz zeigt nach oben: per Saldo melden 14 Prozent der Logistikdienstleister und 21 Prozent der Logistikanwender einen positiven Ausblick auf das nächste Quartal.
Bei den Logistikdienstleistern hat vor allem ein wieder stärker anziehender Auftragseingang den Dämpfer bei der Lageeinschätzung aus dem Vorquartal wettgemacht. Auch für die kommenden 12 Monate sind die Anbieter hinsichtlich der Auftragslage deutlich optimistischer als noch zum Jahresauftakt. Die Kapazitätsplanungen der Unternehmen weisen weiterhin auf einen deutlichen Aufbau hin, das Ausbautempo verändert sich gegenüber dem Vorquartal aber kaum. Demgegenüber reagieren die Logistikanwender bei weiterhin hoher Auslastung der eigenen Logistikkapazitäten und einer sich verknappenden Kapazitätsverfügbarkeit im Markt mit einer abermalig höheren Bereitschaft zum Kapazitätsausbau, sowohl hinsichtlich der Sachkapazitäten als auch in Bezug auf ihre Beschäftigungspläne.
Dem auf beiden Marktseiten deutlich zu spürenden konjunkturellen Aufwind stehen vor allem strukturelle Risiken für die Geschäftsentwicklung am Logistikstandort Deutschland gegenüber. Anbieter und Anwender sind sich in der Einschätzung der verschiedenen Risikofaktoren weitgehend einig. Die größte Herausforderung sehen die Befragten im demografischen Wandel und der sich daraus ergebenden Verknappung von Fachkräften. Rang zwei teilen sich die Geschäftsbehinderung durch eine unzureichende Infrastruktur sowie die Sorge um eine höhere Streikbereitschaft in Deutschland. Die derzeitigen wirtschaftspolitischen Unsicherheiten (Griechenlandkrise, Stabilität des Euro) und geopolitischen Spannungen (Ukraine, Russlandembargo) werden von den Logistikanwendern etwas stärker gewichtet als von den Logistikdienstleistern. Zur Risikobewältigung setzen praktisch alle Befragten auf eine systematische Auswertung eingetretener Schadensfälle, um relevante Schwachstellen zu identifizieren. Während die Logistikdienstleister zu 82 Prozent auf Risikovermeidung (Unterlassen risikobehafteter Aktivitäten) setzen, sind es bei den Logistikanwendern nur 70 Prozent. Diese vertrauen dagegen mit 80 Prozent stärker auf den proaktiven Einsatz von Risikomanagementsystemen (gegenüber 71 Prozent der Dienstleister). Auch die Streuung von Aufträgen auf verschiedene Zulieferer kommt als Strategie zur Risikoabwehr mehrheitlich zum Einsatz.