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Gebaute Umwelt als gesellschaftliche Chance

19. Brillux Architektenforum in Stuttgart

(PresseBox) (Münster, )
Das Brillux Architektenforum hat sich längst bei Architekten und Architekturbegeisterten als hochkarätige Dialogplattform etabliert. Immer wieder gelingt es der Veranstaltung mit Fachvorträgen international renommierter Architekturgrößen und Visionären sowie zeitgenössischen Bauprojekten in wechselnden Städten, einen spannenden und vielschichtigen Architektur-Diskurs um den "Lebensraum Zukunft" in Gang zu setzen. Das bestätigte einmal mehr die 19. Auflage am 19. April 2016 in Stuttgart, die mit 280 Teilnehmern wieder ausgebucht war. Dabei ging es diesmal darum, die Herausforderungen qualitätsvoller Stadtverdichtung sowie andere Überlegungen zur wachsenden Verstädterung/Urbanisierung zu beleuchten. Hochkarätige Referenten - als Vordenker, Querdenker und Grenzgänger angekündigt - beleuchteten aus unterschiedlichsten Perspektiven die vitale Wechselbeziehung zwischen Architektur und Lebensqualität. Bei strahlendem Sonnenschein und perfekten Rahmenbedingen erwartete die Teilnehmer ein besonderer Architektur-Erlebnistag mit Einblicken in Stuttgarts aktuelles Baugeschehen.

Unter dem Titel "Gebaute Umwelt als gesellschaftliche Chance" befasste sich das 19. Brillux Architektenforum mit folgenden Fragen: Wie kann ein gesellschaftlich akzeptierter Lebensraum entstehen? Wie gehen Architekten mit historischer Baukultur um? Und wie nehmen wir die Menschen mit, für die wir bauen? Brillux war es gemeinsam mit Nicolette Baumeister und ihrem Münchner Büro wieder einmal gelungen, den Blick auf aktuelle, zeitgenössische Architekturprojekte zu lenken und eine interessante wie kontroverse Architekturdebatte anzustoßen. Mit Stuttgart hatte man dazu auch den entsprechenden Veranstaltungsort gewählt: In kaum einer anderen deutschen Großstadt wird derzeit so viel gebaut und eine so öffentliche Debatte zum Baugeschehen geführt wie hier. Und der Hospitalhof bot genau den passenden Rahmen dazu: Umgeben von einem über 500-jährigen Stadtviertel und zwischen 2012 und 2014 vom Stuttgarter Architekturbüro LRO - Lederer Ragnarsdóttir Oei umgebaut, steht er heute als Forum für zentrale gesellschaftliche Themen sowie für eine offene Gesprächskultur. 

"Landflucht und Urbanisierung"

Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der Deutschen Bauzeitschrift DBZ und Vorsitzender des Arbeitskreises Baufachpresse, der gewohnt brillant das Forum moderierte, skizzierte eingangs, was global derzeit in Städten passiert: Nach der Stadtflucht in den 70er Jahren erleben wir jetzt den umgekehrten Prozess: Landflucht! Es leben wieder mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Städte sind der Lebensraum und der Motor der Zukunft! Demografischer Wandel, bessere Versorgungs- und Service-Qualität sowie Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten sind nur einige der Gründe dafür. Als eine der besonderen Herausforderungen der wachsenden Verstädterung nannte Burkhard Fröhlich "die Schaffung von mehr Wohnraum, bei einer gleichzeitig immer größeren Problematik, urbanen Wohnraum für die normale Bevölkerung bezahlbar zu halten". Auch das Thema Nachhaltigkeit und Ökofähigkeit der Städte rückte er als eine der zu lösenden Aufgaben in den Fokus seiner Ausführungen. Treffend kennzeichnete Burkhard Fröhlich Architektur und Städtebau als "die öffentlichsten aller Künste". Doch viele Bauprojekte finden in der Öffentlichkeit keine Akzeptanz. "Was haben wir falsch gemacht?", lautete deshalb auch seine berechtigte Frage, die er den Referenten stellte.

"Gebaute Sehnsucht oder warum Historismus wieder gesellschaftsfähig wird"

Mit einem meinungsfreudigen Einstieg, geradezu feuilletonistisch, eröffnete Hanno Rauterberg, stellvertretender Leiter des Feuilletons der ZEIT, der vor allem über Kunst, Architektur und Städtebau schreibt, als Key-Speaker die aktuelle Urbanismus-Debatte. Sein Vortrag setzte sich mit der Frage auseinander, warum die Architektur von heute so verhasst ist und warum wir am Beginn des 21. Jahrhunderts einen unverhohlenen Historismus erkennen können. Er zeigte Beispiele de-platzierter Bauten der Moderne in gewachsenen Umfeld Hamburgs, der Stadt, in der er selbst lebt und arbeitet. "Alles soll möglichst glatt und sauber und schlank erscheinen." So kann es für Rauterberg nicht weitergehen. Vielen Menschen genüge es nicht mehr, die gebauten Hässlichkeiten in ihren Städten hinzunehmen. "Historismus führt in die Irre", war eine seiner Thesen, die ihn aber auch die Frage stellen ließ, was wir von ihm lernen können. "Im Neoklassizismus formulieren sich Wünsche". Dass Architektur eine bautechnische Seite und eine emotionale Seite hat, die seine Nutzer betrifft, diese Offenheit müssen für Rauterberg Architekten allerdings noch lernen. Für viele Architekten war und ist das geneigte Dach Kitsch. "Jeder, der baut, will der Welt etwas hinzufügen, sich einen Traum erfüllen", so Rauterberg, "warum nicht auf die Bauformen und die Ornamente zurückgreifen, die über Jahrtausende zum selbstverständlichen Repertoire des Architekten gehörten?" Mit der unterschiedlichen Sichtweise von Stadtplanung und Baukultur, der Planenden auf der einen Seite und die der Bürgerinnen und Bürger auf der anderen Seite, will sich der Architekturkritiker und Journalist nicht zufrieden geben. Für ihn ist es an der Zeit für eine neue Bereitschaft zum ästhetischen Streit.

"Stuttgart - von der autogerechten Stadt zu neuer Urbanität"

Entwicklungen und ihre Hintergründe zum Stuttgarter Baugeschehen gab es von Dr. Detlef Kron, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung, aus erster Hand. Dass sich Stuttgarts städtebauliche Aktivitäten keinesfalls im Projekt Stuttgart 21 erschöpfen, machte er anhand prägender Stadtprojekte deutlich: der Rückbau der Stadtautobahn zu menschenfreundlichen Boulevards; am Karlsplatz das neue Dorotheenquartier; hinter dem Hauptbahnhof das neue Europaviertel mit der neuen Stadtbibliothek und dem Milaneo als Shopping- und Wohnzentrum; daneben Cloud Nr. 7 als Luxuswohnhaus; ein neues Stadtteilzentrum am Killesberg; die Sanierung des Landtagsgebäudes und gegenüber die Erweiterung der Landesbibliothek sowie die Umgestaltung des Wilhelmspalais zum Stadtmuseum. "Stuttgart hat mit der längst überfälligen Verlegung der Gleise in den Untergrund die zweite Chance bekommen und kann sich neu erfinden", so Dr. Detlef Kron. Als Ziele dieser Baumaßnahme führte er an: die Stärkung der Urbanität, den Kooperationsausbau in der Region, die Förderung und Integration des sozialen Miteinanders, die Wohnraumsicherung sowie die Gestaltung stadtverträglicher Mobilität.

"Heimathaft - Niederbayern hat ein besonderes Architekturverständnis"

Im Anschluss an die Architekturexkursionen referierte am Nachmittag der Münchner Architekt Peter Haimerl, der für seine Architektur bereits diverse Preise bekommen hat. Für seinen Vortrag wählte er das Thema "Kein Stil" und schilderte eindrücklich seine ganz spezielle Herangehensweise an verschiedenste Bauaufgaben. Dabei gab es keine schnöde Vorstellung realisierter Projekte, sondern Haimerl vermittelte unvergleichbar und voller Spannung eine andere Perspektive der Architektur. Da gab es Geschichten aus Blaibach, einer Gemeinde im Bayerischen Wald, geplagt von ähnlichen Strukturproblemen wie das Gros ländlicher Regionen. Die Gemeinde ist auch Wirkungsstätte des Münchner Architekten. Auf seine Initiative wurde die Ortsmitte in den vergangenen Jahren revitalisiert, u.a. ein altes Bauernhaus restauriert und zum Bürgerhaus erweitert. Gegenüber dem neu interpretierten Bürgerhaus ist 2014 ein mittlerweile mehrfach preisgekrönter Monolith entstanden, mit dem in dem ostbayerischen Dorf neben der Hochkultur auch eine neue Perspektive für die Zukunft Einzug gehalten hat. Der Betonkörper mit Granitoberfläche beheimatet ein Konzerthaus, das an Werner Herzogs Fitzcarraldo ebenso erinnert wie an die lokale Handwerkstradition. Haimerls Ehefrau Jutta Görlich hat eigenhändig 45.000 Steine in dessen Fassadenschalung verlegt. Bei Peter Haimerl bekommt man eben nichts von "der Stange", auch bei seinen Vorträgen nicht! Und so gestaltete es sich auch bei seinen weiteren vorgestellten Projekten, dem Schusterbauer-Haus "Verweil doch" in München-Riem, dem Viechtacher Dorfladen "Altern mit Stil" und beim Objekt "Philharmonisches Kraftwerk" in München-Aubing, mit denen sich Peter Haimerl als Denkmalschützer und Visonär sowie als Anreger und Umsetzer von Initiativen zur Revitalisierung von Ortsmitten im ländlichen Raum als kompetenter Ortsplaner etabliert hat.

"Urbanisierung mit einem hohen Maß an Lebensqualität"

Zum Abschluss referierte Kristian Villadsen von GEHL Architects, Kopenhagen, unter dem Thema "Städte für Menschen", wie Architektur das öffentliche Leben verbessern und das städtische Gemeinschaftsgefühl fördern kann, statt es mit Fehlplanungen zu schädigen. Seit Jahrzehnten treibt Dänemarks berühmtesten Architekten und Stadtplaner, Jan Gehl, die Frage um: Warum interessieren sich Architekten für Gebäude, nicht aber für Menschen? Um der Verhässlichung der Städte entgegenzutreten, haben er und sein Büro GEHL Architects zahlreiche Ideen, Initiativen, Stadtplanungsprojekte und Konzepte für die Nutzung des öffentlichen Raums entwickelt, die in beeindruckender Weise die Lebensqualität der Menschen in der Stadt verbessert haben. So geht die längste Fußgängerzone Europas, die Strøget in Kopenhagen, auf das Büro von Jan Gehl zurück. gehören dazu. Das Büro betreut Stadtentwicklungsprojekte auf der ganzen Welt, allein in den letzten 15 Jahren in rund 250 Städten. New York, Shanghai, Brighton oder Lille gehören dazu. Und bei allen steht die Frage im Mittelpunkt, was der Mensch zum Menschsein eigentlich braucht: "Das muss man als Stadtplaner und Architekt erfragen", so Villadsen. Die Stadt beschreibt er als ein hochkomplexes Gebilde, bestehend aus unterschiedlichen Schichten und Strukturen, die ihre Wandlungsfähigkeit mitbestimmen: "Wenn wir Städte verändern, verändern wir das Leben auch." Und hierin liegt für ihn auch die Herausforderung des Updates der Stadt, in ihrer Veränderung von innen heraus. Deutlich macht Villadsen, dass der "Stadtkonsument" mit seinen Bedürfnissen und Wünschen beim Planungsprozess mitgenommen werden muss, von Stadtplanern, die Architektur, Städtebau und Sozialwissenschaften dabei einbinden.

Resümee: Das 19. Brillux Architektenforum machte deutlich: Wir befinden uns am Beginn einer neuen Stufe der Urbanisierung. Lebensqualität wird dabei zum Schlüsselfaktor; aktive Partizipationsmöglichkeiten der "Stadtkonsumenten" zur neuen Herausforderung; ein neuer Lokalismus gewinnt an Bedeutung.

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