Am Ausbildungsmarkt setzen die negativen Auswirkungen der demographischen Entwicklung sogar noch früher ein. Der Rückgang der Zahl der Schulabgänger zeigt dies bereits und wird sich weiter beschleunigen. „Das bayerische Handwerk muss frühzeitig geeignete Strategien entwickeln, damit der Lehrling sich nicht zum kostbaren, aber seltenen Sammlerstück entwickelt“, betonte der BHT-Hauptgeschäftsführer. Zum 30. September wurden im bayerischen Handwerk zwar über 26.400 neu abgeschlossene Lehrverträge registriert – ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 3,7 Prozent. „Trotz dieser erfreulichen Zahlen können wir aber nicht zufrieden sein, denn nach wie vor bleiben viele Lehrstellen im bayerischen Handwerk unbesetzt. Geeignete Lehrlinge sind oftmals nicht mehr zu bekommen“, berichtete Semper. Die offizielle Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit wies Ende August in Bayern 1,26 unbesetzte Ausbildungsstellen je unversorgten Bewerber auf. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 1,02. Der BHT-Hauptgeschäftsführer: „Es ist offensichtlich: wir haben schon längst keine Lehrstellenlücke mehr, wir haben eine Lehrlingslücke!“
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Nachwuchsakquise immer mehr an Bedeutung. Das bayerische Handwerk hat dies frühzeitig erkannt und mit der Nachwuchskampagne Macher gesucht! 2010 bereits zum dritten Mal für großes Medienecho und Werbung für das Handwerk gesorgt. In seiner Mitgliederversammlung hat der BHT die Fortsetzung von Macher gesucht! für 2011 beschlossen. Zudem ist eine engere Verzahnung mit der Imagekampagne des deutschen Handwerks geplant, die Anfang des Jahres gestartet ist. Außerdem sollen bei der Nachwuchsgewinnung verstärkt Jugendliche mit Migrationshintergrund angesprochen werden. Das Potenzial ist groß, im Jahr 2008 lag die Ausbildungsbeteiligungsquote junger Ausländer mit 32,2 deutlich unter der Quote junger Deutscher mit 68,2 Prozent.
Zur Sicherung der Nachwuchsversorgung hat der Bayerische Handwerkstag eine Entschließung verabschiedet, in der für alle Kinder verpflichtende Sprachstandserhebungen rechtzeitig vor der Einschulung und der Ausbau von Sprachkursen an Schulen angeregt werden. „Wir unterstützen die Umwandlung der Hauptschule zur Mittelschule, fordern jedoch gleichzeitig den Erhalt des dreigliedrigen Schulsystems und eine stärkere Beteiligung an Maßnahmen zur Förderung der Berufsorientierung“, sagte Semper. Außerdem sind aus Sicht des bayerischen Handwerks eine stärkere Ausrichtung der Realschule zur Berufsorientierung sowie eine Sicherung des hohen fachlichen Niveaus des Berufsschulunterrichts trotz rückläufiger Berufsschülerzahlen erforderlich. Fachklassen sollten daher der Regelfall sein.